Wie eine Quarzuhr funktioniert
Schwingquarze steuern Oszillatoren
Übt man Druck auf bestimmte Kristalle aus, so gibt es einen elektrischen
Spannungsstoß. Dieser piezoelektrische Effekt wirkt auch anders
herum: Durch ein von außen angelegtes elektrisches Wechselfeld kann man ein
Quarzplättchen zum Schwingen anregen. Damit wird der Quarz aber selbst zur elektrischen
Stromquelle, die eine elektrische Rückwirkung auf die erregende Schwingung ausübt. Die
resultierende Schwingung ist aufgrund von Rückkopplungseffekten von erstaunlicher
Präzision und außerdem von sehr geringer Dämpfung. Solch einen Quarz nennt man
Schwingquarz.
Dieser kann zunächst einmal als weitgehend "monochromatischer"
Ultraschallsender genutzt werden. In diesem Fall
überträgt er seine mechanischen Schwingungen auf die umgebende Luft.
Aufgrund des piezoelektrischen Wechselfeldes, das der Quarz beim Schwingen aufbaut, kann
er aber auch als Steuerungselement eines Schwingkreises
dienen.
Unter einem elektrischen Schwingkreis versteht man bekanntlich einen Stromkreis, der
eine Kapazität und eine Selbstinduktion besitzt (d. h. aus Kondensator und Spule aufgebaut
ist) und zu elektrischen Eigenschwingungen befähigt ist. Diese beruhen auf der periodischen
Ladung und Entladung des Kondensators. Es handelt sich hier um erzwungene Schwingungen. Wenn
die Frequenz der Schwingung mit der Frequenz der erregenden Kraft übereinstimmt, tritt
Resonanz ein.
Somit ist der Schwingquarz frequenzbestimmendes und -regulierendes Bauteil besonders in
Oszillatorschaltungen von Sendern und Empfängern, aber auch - schon seit 1929 -
von Quarzuhren.
Gewöhnliche Uhren und Quarzuhren im Vergleich
Antriebsenergie
Jede Uhr benötigt eine Antriebsenergie. Die gewöhnlichen Uhren haben dazu eine
Spiralfeder, die aufgezogen werden muss. Quarzuhren benötigen elektrische Energie,
verfügen also über eine Batterie oder eine Fotovoltaik-Anlage. Neuerdings diskutiert
man auch den Einsatz von Brennstoffzellen, die mit Methanol betrieben werden. Denn mittlerweile
ist deren Miniaturisierung weit fortgeschritten.
Zeitmessung bei der gewöhnlichen Uhr
Mit der Energie der Uhrfeder wird über einen ausgetüftelten Zahnradmechanismus das
Uhrwerk angetrieben, werden also die Zeiger bewegt. Die Zeitmessung bei gewöhnlichen Uhren
wird Pendel oder durch eine Unruhe gesteuert. Beide schwingen konstant hin und
her wie das Pendel einer Standuhr und geben so den Zeittakt vor. Ständig muss zum Pendeln
Energie nachgeliefert werden, entweder durch ein herabziehendes Gewicht wie bei der Kuckucksuhr
oder durch eine Uhrfeder wie bei der Armband- oder Taschenuhr. Beim Pendel kann man die
Zeitmessung durch die Pendellänge bzw. durch Verschieben von Pendelgewichten steuern. Die
schwingende Unruhe wirkt mit ihrer kleinen, dem Druck der Uhrfeder entgegengesetzt
wirkenden Spiralfeder.
Diesen Druck kann man regulieren. Letztlich beruht hier die Steuerung
aber auf dem Zusammenwirken von Uhrfeder und den vielen kleinen Zahnrädern. Da die
geballte Kraft der Uhrfeder auf die ganze Mechanik des Uhrwerks übertragen wird, ist die
Steuerung nicht besonders fein. Hinzu kommen Reibungsverluste bei Betrieb der Zahnrädchen.
Diese Reibungen, die Zeitverzögerung bedeuten, versucht man, durch Lagerung der Zahnrad-Achsen in
Kristallen von künstlich hergestelltem Rubin zu vermindern. Womit wir auch bei den klassischen
Uhren wieder beim Thema "Kristalle" sind. (Dazu kommen natürlich noch die Diamanten zum
Schmücken...)
Zeitmessung bei der Quarzuhr
Mit der Energie aus der Batterie wird zunächst die Zeitmessung gesteuert. Anders als bei
der gewöhnlichen Uhr hat die Zeitmesseinheit keine beweglichen Teile mehr. Hier wirkt
sich die erregende Kraft nur auf den Quarz aus. Der Quarz liefert ausschließlich
schwingungsförmige Signale, die das Weiterrücken des Sekundenzeigers regeln.
Die Sinusschwingungen müssen dazu zuvor allerdings in Rechtecksimpulse umgewandelt werden.
Für die Zeitmessung hat man sich auf die Standardschwingungszahl 32768 pro Sekunde
geeinigt. Da das 215 ist, wird deutlich, dass sich dahinter digitale
Informationsverarbeitung versteckt. Tatsächlich reguliert man durch geschickte elektrische
Schaltungen die Schwingungszahl auf exakt eine Sekunde herunter. Damit wird pro Sekunde ein
Impuls auf einen feinen Schrittmotor übertragen. Dieser treibt über eine Art
Kurbelwelle den Sekundenzeiger an, der mechanisch mit Minuten- und Stundenzeiger verbunden ist.
Die Anregung der Quarzuhr und damit die Zeitmessung sind also besonders fein steuerbar. Eine
Quarzuhr ist deshalb um den Faktor 1000 bis 10000 Mal genauer als eine gewöhnliche Uhr.
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