Wie ist es zu erklären, dass auch Menschen, die gänzlich auf fette Speisen verzichten, dennoch dick werden können?

Zunächst gibt es überall so genanntes verstecktes Fett, also nicht nur das sichtbare Fett in der triefenden Schweinshaxe oder in den Fettaugen auf der Suppe.
Gemeint sind Fette wie die in der Schokolade. Du hast sicherlich schon einmal alte Schokolade gesehen, die mit einem feinen weißen Überzug versehen ist. Dabei handelt es sich um auskristallisiertes Fett.
Versteckte Lipide sind als Bestandteile von Zellmembranen in jedem Lebensmittel vorhanden. Deshalb: Wer abnehmen will, muss vor allem insgesamt weniger essen. Denn es gilt das chemische Gesetz von der Erhaltung der Masse: Bei chemischen Prozessen geht keine Masse verloren. Umgekehrt entsteht aber auch keine Masse neu. Fett kann sich also nur bilden und ablagern, wenn dafür entsprechend viele organische Verbindungen aufgenommen werden. Dies muss nicht nur Fett sein! Das verdeutlicht der Zusammenhang zwischen Zuckeressen und Dickwerden:

Bekanntlich setzen vor allem diejenigen, die gern Süßigkeiten essen, leicht viel Fett an. Grund: Unser Körper lässt überschüssigen Zucker, der nicht zur Energiegewinnung dient, nicht ungenutzt. Er legt vielmehr ein stoffliches Energiedepot an, auf das er in Notzeiten zurückgreifen kann. Dazu wandelt er in komplizierten chemischen Reaktionen den Zucker erst einmal zu einem in Glycerin, zum anderen Teil in Essigsäure um.
Aus der Essigsäure baut der Körper schrittweise Fettsäuren auf. Dabei setzt er immer eine Essigsäure an die andere und überführt diese in einer komplizierten Folge von chemischen Reaktionen in eine langkettige Fettsäure. So bildet sich zuerst eine Buttersäure mit 4 Kohlenstoffatomen. Nach 7 Reaktionsschritten haben wir bereits eine Säure mit 16 Kohlenstoffatomen, die Palmitinsäure. Aus diesem Grunde haben alle natürlich vorkommenden Fettsäuren stets eine gerade Anzahl von Kohlenstoffatomen.

Vor allem in der Leber wird Glycerin mit den Fettsäuren zu den Triglyceriden verestert. Dann wird das Fett über Blut und Lymphe zu speziellen Fettgeweben transportiert und dort in Fettzellen eingelagert.

Den Aufbau der bei übermäßigem Genuss resultierenden unschönen Energiedepots ("Schwimmringe" oder "Speckröllchen") kann man also verhindern, indem man wenig (vor allem an Süßigkeiten) isst, sich viel bewegt und ausdauernd Sport treibt, um die überflüssigen "Kalorien" abzubauen.

Aber auch übermäßiger Alkoholgenuss führt zur Fettablagerung ("Bierbauch"). Ein Teil des Ethanols wird nämlich zu Essigsäure oxidiert. Mit dem Glycerin aus dem im Bier enthaltenen Zucker werden dann Triglyceride gebildet.


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Letzte Überarbeitung: 10. März 2004, Dagmar Wiechoczek