Umweltchemie im Unterricht.
Ein praktischer Leitfaden.

Rüdiger Blume, Achim Hildebrand und Uwe Hilgers

Cornelsen-Verlag, Berlin 1996

"Unterricht in Umweltfragen hat sowieso keinen Zweck!" Diese resignative Meinung verbreitet sich immer mehr bei Lehrern, Eltern und Schülern. Dennoch sollte man zeigen, dass es sich lohnt, die Umwelt zu erhalten. Man muss (ohne den warnenden Zeigefinger, deshalb vielleicht eher beiläufig) darauf hinweisen, was man tun könnte, obwohl es (aus Gründen der Bequemlichkeit oder weil es zu teuer oder zu unwirtschaftlich ist) nicht getan wird. Ein Beispiel: Auch wenn Kunststoffe aus Naturstoffen bislang keine große Bedeutung haben, so kann man zeigen, dass sie prinzipiell herstellbar sind. Und wenn Kunststoffe momentan nicht mehr unter Erhaltung der Stoffe recycelt werden und die gelben Säcke immer mehr in Müllverbrennungsanlagen und als Reduktionsmittel in Hochöfen wandern oder zum Heizen von Zementöfen dienen, muss man trotzdem zeigen, dass es doch anders geht, wenn man nur will.
Ziel eines erfolgreichen, zielorientierten Unterrichts in Umweltwissenschaften muss sein, Schüler für die Probleme der Umwelt zu sensibilisieren, Umweltbewusstsein zu entwickeln und Handlungsbereitschaft zu positivem Handeln zu entfachen. Häufig gleicht ein solcher Unterricht aber eher einem Unterricht in Sozialkunde, denn es wird in vielen Fällen nur Tafelchemie betrieben.
Hier soll das Buch abhelfen. Es ist eine Sammlung von wichtigen, dabei exemplarischen und zugleich meist einfachen Versuchsvorschriften zur experimentellen Umweltchemie für den Chemieunterricht in Schule und Hochschule. Die Experimente werden in den umweltchemischen Kontext gestellt und kommentiert. Inhaltsverzeichnis und Versuchsliste zeigen, dass es sich hier um eine echte Fortsetzung und keine Neuauflage des ersten Bandes handelt (R. Blume, H.J. Bader, Umweltchemie im Experiment, Cornelsen-Verlag Scriptor, 2. Auflage, Frankfurt 1990).
Das Buch kann nicht eine vollständige Schilderung und Bilanzierung aller Umweltprobleme geben. Behandelt werden nur solche Themenkreise, die sich durch Experimente in Schulen mit durchschnittlicher Ausstattung erschließen lassen. Dabei wurden abgeschlossene Themenkreise zusammengestellt, die zugleich als mehr oder weniger große Projekte durchgeführt werden können. Hier wird in erster Linie nicht auf Umweltanalytik eingegangen, da diese in anderen Büchern schon ausreichend berücksichtigt wird.
In diesem Buch steht mehr die Thematik "Abfall und Umgang mit dem Abfall" im Vordergrund. Dabei spielt auch die Abfallvermeidung eine wichtige Rolle, so dass der Dreiklang "Vermeidung, Recycling, Entsorgung" verdeutlicht wird. Es ist eine Reihe von Themenkreisen zusammengestellt worden, die sich besonders gut im Unterricht - z. B. im fächerübergreifenden Projektunterricht - behandeln lassen. Zu jedem Thema gibt es eine Problemanalyse (auch mit Experimenten) und die Hinweise auf Möglichkeiten zur Lösung der Probleme. Die Themenkreise sind unterschiedlich groß, so dass der Lehrer neben der inhaltlichen Auswahl auch Variationsmöglichkeiten bezüglich des zeitlichen Rahmens hat.
Modellhaft für einen in dieser Ausführlichkeit bislang in der experimentellen Schulchemie kaum behandelten Schadstoff steht das Ozon. Nach dieser Fallstudie, die alles Wesentliche zum Verständnis der Ozonproblematik beinhaltet, werden die Möglichkeiten zur Abfallreduktion angesprochen.
Die verschiedenen Verfahren zum Reinigen belasteter Medien wie Wasser und Boden werden zusammen mit Versuchen vorgestellt. (Die Probleme mit Schadstoffen der Luft standen bereits in Band I im Mittelpunkt.) Es schließen sich Verfahren und Möglichkeiten zur Müllreduktion an; hier stehen vor allem Recyclingverfahren zur Diskussion. Experimente mit nachwachsenden Rohstoffen zeigen Möglichkeiten zur Ressourcenschonung auf. Schließlich steht die Abfallvermeidung durch Änderung von industriellen Verfahren oder durch Umdenken (auch im Chemieunterricht) zur Diskussion.
Jeder Versuch ist, auch wenn er nicht von uns entwickelt wurde, von uns erprobt und (wenn notwendig) für unsere Zwecke abgewandelt und dabei (oftmals im Sinne der Vereinfachung) optimiert worden.
Möglichkeiten zum Einsatz in fächerübergreifenden Projekten werden verdeutlicht. Denn die Inhalten der Umweltchemie lassen sich gut in den normalen Chemieunterricht einbringen.
Das Buch soll interessierte Lehrer und Schüler ermuntern, selbst einmal zu versuchen, ihnen bekannt gewordene Strategien zur Umweltreinhaltung nachzuvollziehen oder neue Möglichkeiten zu entdecken.


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 23. Mai 2002, Dagmar Wiechoczek