Aus Wasser mach Wein…

In Religionsstunden wird gerne über Wunder gesprochen. So lernen die Kinder die biblische Geschichte von der Verwandlung von Wasser in Wein.

Wasser in Wein verwandeln - geht das? Natürlich nicht. Aber es wäre doch erstaunlich, wenn man da nicht chemisch tricksen könnte. So wie es die Quacksalber und Jahrmarktschreier mit ihrem blauen Dunst gemacht haben. Oder wie es Chemie-Professoren in ihren berühmten Weihnachtsvorlesungen und Chemie-Lehrer in ihren Wunderstunden zu tun pflegen.

Aber auch einschlägiges religiöses Bodenpersonal befasst sich mit derartigen Überlegungen. Hier ist dazu eine Anfrage:

F: Lieber Professor! Können Sie helfen? Mein Pastor möchte für seine Taufpredigt am Sonntag etwas visuell darstellen. Dafür will er in eine farblose Flüssigkeit eine andere farblose Flüssigkeit gießen / tropfen so dass eine dunkelfarbene Lösung entsteht. Danach möchte er, dass durch Hinzugeben einer anderen farblosen Flüssigkeit die dunkle Farbe wieder verschwindet und die Flüssigkeit wiederum klar und durchsichtig wird. Welche ungefährlichen Flüssigkeiten müsste er sich hierfür besorgen, um im Gottesdienst dieses Experiment darstellen zu können?

Man nehme eine verdünnte Lösung von Phenolphthalein (erhältlich in jeder Sekundar-Schule) und tropfe davon etwas in eine Sodalösung. Beim Umrühren wird die Lösung rot. Und wenn man etwas verdünnte Säure (z. B. Essigsäure) zugibt, wird die Lösung wieder farblos. (Zur Abrundung des Ganzen gehört natürlich etwas Schauspiel und sonstiges Brimbamborium…)

Leider kann man auf diese Weise keinen Weißwein zaubern. Aber Rotwein mögen die meisten sowieso lieber als den Weißen. Und außerdem lässt sich zwanglos auch noch eine Verbindung zum Messwein herstellen…

Verkosten oder gar trinken darf man diesen Wein nicht. Denn die Lösung kann je nach Konzentrationen von Lauge oder Säure ätzend sein.

Leider hat man es geschafft, auch diesen „Wunderwein“ in Essig zu verwandeln: Phenolphthalein wurde mittlerweile als „krebserzeugend“ eingestuft. Das gilt zumindest für Konzentrationen über 1 %. Da diese Konzentrationen bei diesen Wunderversuchen keinesfalls erreicht werden, kann man unbesorgt sein - wie es Generationen von Lehrern, Schülern, Studenten, Azubis und Chemikern, die alle das Phenolphthalein als den Indikator schlechthin kennen und schätzen, wissen.


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Letzte Überarbeitung: 21. April 2010, Dagmar Wiechoczek