Sonne und frische Luft sind nichts für Kunststoffe

Kunststoffe, die in der Sonne liegen, sind nicht stabil. Das kennt man von Kunststoffeimern, die ansonsten für die Aufbewahrung von Binderfarben dienten und nun im Garten von sparsamen Zeitgenossen als Unkrautdepots oder als Wasserbehältnisse genutzt werden. Wenn man dagegen stößt, kann es passieren, dass die Eimer zerfallen, ja regelrecht zerbröseln! Auch billige Blumentöpfe reagieren so.

Bild 1: Zerfallener Blumentopf
(Foto: Blume)


Was ist die Ursache? Es handelt sich um ein Zusammenspiel von UV-Strahlung der Sonne und dem Sauerstoff der Luft.
Die UV-Strahlung der Sonne regt die Bindungselektronen der langen Molekülketten des Kunststoffs an. Dadurch spaltet sie die chemischen Bindungen. Es entstehen Radikale. Wir erinnern uns, dass auch der Sauerstoff ein Radikal ist - genau genommen sogar ein Biradikal. Das reagiert sofort mit den Radikalen im Kunststoff. Mit dem Einbau der Sauerstoffmoleküle bzw. -atome wird die Bindung endgültig aufgebrochen.

Übrigens muss die durch die UV-Strahlung angeregte Bindung gar nicht völlig gespalten werden. Es reicht, wenn die Elektronen nur etwas angeregt werden, so dass die Sauerstoffmoleküle angreifen können.

Egal wie: Aber der Kunststoff ist somit im wahrsten Sinne oxidiert worden. Dieser Vorgang schreitet unaufhörlich voran, bis der ganze Kunststoff durch und durch instabil wird. Hier ist ein Vergleich zur Oxidation von Gummi durch Ozon angebracht - auch wenn dieser ohne UV-Strahlung abläuft. Für Spezialisten sei gesagt: Gummi enthält nämlich viele Doppelbindungen, deren p-Anteil von vornherein viel leichter anregbar ist als der s-Anteil.

Gegen diese Art der Oxidation kann man etwas tun. Kunststoffe, die für den Gebrauch im Garten hergestellt werden oder die wie Plexiglas immer der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, sind mit Stabilisatoren versehen. Das sind Substanzen, die die UV-Strahlung absorbieren und so unschädlich machen. Aber auch diese Stabilisatoren werden dabei verbraucht. Danach wird auch dieser bislang geschützte Kunststoff gegen UV-Bestrahlung anfällig.

Wenn man hört, dass es Leute gibt, die im Keller in solchen alten Farbeimern Benzin horten oder Altöl bzw. Nitroverdünnung aufbewahren, kann man nur staunen...

Bild 2 (Foto: Daggi)


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Letzte Überarbeitung: 31. Oktober 2005, Dagmar Wiechoczek