Was der Steinzeitmensch "Ötzi" mit den modernen Kunststoffmenschen gemein hat

Schon früh beschäftigte den Menschen die Suche nach einem Stoff, der sich einfach verformen ließ, gleichzeitig aber in der Lage war, sich nach dieser Verformung zu verfestigen, so dass er einer mechanischen Beanspruchung standhielt.

So entwickelte der Mensch der Steinzeit einen "Klebstoff" aus Birkenrindenteer, mit dem er schnell in der Lage war, Pfeilspitzen an die Schäfte von Pfeilen zu befestigen. Dieser Teer besaß u. a. den Vorteil, dass der frühzeitliche Jäger die Möglichkeit gewann, eine zerbrochene Pfeilspitze ohne Verlust des gesamten Pfeils auszutauschen. Er musste nur den Birkenteer über dem Feuer schmelzen und schon ließ sich die alte Spitze gegen eine neue ersetzen. Und dass eine Pfeilspitze aus Feuerstein schnell ihre Schärfe, z. B. bei einem Fehlschuss, verlor, bedarf keiner großen Phantasie....

Steinzeitlicher Holzteer (Foto: Dietmar)


Von hier bis zum modernen Hochleistungskunststoff bedurfte es noch eines langen Weges. Doch so wie auf die Steinzeit die Bronzezeit und darauf die Eisenzeit folgten, so brach mit dem 20. Jahrhundert das Kunststoffzeitalter an. Gerade in Bezug auf Kunststoffe besteht daher ein großer Klärungsbedarf, was ökologische und ökonomische Interessen angeht. Sind die Werkstoffe, die schon längst in alle Bereiche unseres täglichen Lebens eingeflossen sind, ein Segen, oder sind sie ein weiteres Produkt der chemischen Industrie, dessen Herstellung Energie verschlingt und das anschließend nur mühselig entsorgt werden kann?

Trotz dieser Fragen sind die modernen "Plaste und Elaste" aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken. Beispiele wie das morgendliche Wecken, das meistens mit einem Apparat geschieht, der die verschiedensten Kunststoffe in sich birgt, oder der Teppich, auf den wir dann die Füße stellen, das Radio, der Haartrockner, die Beschichtung der Küchenarbeitsplatte, der Computer, das Auto, der Sitz im Bus, der Fahrradreifen.... Die Liste ließe sich unendlich weiterführen. Alle diese Dinge bestehen oder enthalten in den meisten Fällen Kunststoffe.

Das ist Grund genug, um die alltägliche "Kunststoffwelt" in den Chemieunterricht mit einfließen zu lassen und zu fragen, mit welchen Stoffen wir denn da jeden Tag umgehen und wie sie aufgebaut sind. Es stellt sich die Frage, ob wir sie genauer bestimmen oder sogar selbst herstellen können und wenn ja, wie diese Reaktionen ablaufen.

Außerdem ergibt sich bei der Beschäftigung mit den "Werkstoffen unserer Zeit" die Frage: Wo kommen sie her und welche Geschichten haben sie zu erzählen?


Natürlich haben die Kunststoffe auch viele Nachteile
Bei der Herstellung z. B. können Umweltschäden auftreten. Aber das ist eigentlich gar nichts Neues: Schon bei der Herstellung von Birkenrindenteer stank es erbärmlich.

Hinzu kommt, dass moderne Kunststoffe ziemlich unverrottbar sind und sich deshalb in der Umwelt anreichern. Ein Gang an einem Meeresstrand macht das deutlich. Müllprobleme sind vorprogrammiert. Deshalb muss eine Unterrichtseinheit zu den Kunststoffen immer einen Abstecher zu den Recyclingverfahren beinhalten. Probleme bereiten auch verschiedene Inhaltsstoffe - Stichwort: Weichmacher.


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Letzte Überarbeitung: 06. April 2012, Dagmar Wiechoczek