Pedro Gerstberger

Ergänzung zum Zunderschwamm (Buchenporling, Fomes fomentarius)

Was das Aussterben des Zunderschwammes in manchen Gegenden betrifft, so liegt das sicherlich nicht an der Nutzung der Zunderschwämme, sondern daran, dass es heute einfach keine alten Buchen mehr gibt, die nicht vom Forstmann vor dem Verfaulen als Holz geerntet werden. In Naturwaldzellen mit viel Totholz (Buche) ist der Zunderschwamm auch heute noch häufig.

Ein mit zahlreichen hufförmigen Fruchtkörpern es Zunderschwamms besetzter alter Buchenstamm aus dem Fichtelgebirge
(Naturwaldreservat Waldsteingipfel)
(Foto: Pedro Gerstberger)

Naturwaldzellen oder Naturwaldreservate sind Waldbereiche, in denen nichts, aber auch gar nichts mehr gemacht wird (gemacht werden soll; aus forstlicher Hinsicht). Diese gibt es eigentlich an vielen Orten in Deutschland, es sind so viele, dass es wohl kaum jemanden gibt, der darüber komplett Bescheid weiß. Daher wäre wohl im Webtext einfach die Angabe gut, dass der Zunderschwamm nur in alten Laubwäldern vorkommt, in denen genug Totholz liegend und stehend belassen wird, also heute fast nur noch in unter Naturschutz stehenden Wäldern.
In dem Naturwaldreservat Waldsteingipfel finden sich alte Buchen, und nur hier werden diese nicht forstlich genutzt. Das Fichtelgebirge war noch in historischer Zeit ein Laubmischwaldgebiet. Durch die immensen Aufforstungen im 19. und 20. Jahrhundert mit Fichte verschwanden diese Wälder bis auf unbedeutende Reste. Heute herrschen zu mehr als 90 % dunkle, gleichaltrige Nadelwälder in dieser Region vor, in der es keinen Platz mehr gibt für den Zunderschwamm und viele andere Tier- und Pflanzenarten.

Nachtrag zum Thema "Feuermachen mit Pyrit und Feuerstein":
Ein alter, Deutsch sprechender Rumäne erzählte mir, dass man den Zunderschwamm auch in einer Holzasche-Wasser-Lösung tunkte und dann trocknete. Denkbar wäre auch, dass man den Stallsalpeter (Ammonium-Nitrat) aus muffigen Ställen von den Wänden abkratzte und dafür nahm (Verbesserung der Glimmeigenschaften des Zunderschwamms). Der Ammon-Salpeter ist aber leicht hygroskopisch.

Adresse des Autors:
Dr. Pedro Gerstberger, Bayreuther Institut für Terrestrische Ökosystemforschung (BITÖK),
Universität Bayreuth, Postfach 10 12 51, Dr.-Hans-Frisch-Str. 1-3, D-95440 Bayreuth
PedroGerstbergerbitoek.uni-bayreuth.de


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Letzte Überarbeitung: 23. Januar 2012, Dagmar Wiechoczek