Prof. Blumes Tipp des Monats Oktober 1999 (Tipp-Nr. 28)
Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis
unbedingt beachten.
Proteasenwirkung - schnell sichtbar gemacht
Zur Demonstration von Enzymreaktionen in der Sekundarstufe I sind besonders die
Verdauungsenzyme geeignet.
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Den Stärkeabbau durch
Amylasen zeigt ihr anhand der Entfärbung
der blauen Lösung des Iod-Stärke-Komplexes. |
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Da bei der Hydrolyse von Fetten durch
Lipasen Säuren entstehen, entfärbt
sich eine durch Zusatz von Natronlauge und Phenolphthalein rot gefärbte
Fett-Emulsion. |
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Unter der Einwirkung von
Proteasen zersetzt sich gekochtes
Fleisch (am besten Kochfisch). |
Während die Reaktionen bei beiden erstgenannten Enzymen schnell und deutlich
ablaufen, dauert es bei den Proteasen sehr lange, bis ein Ergebnis vorliegt. Und das
ist dann auch nicht einmal besonders deutlich, da sich auch das Fleisch in der
Vergleichslösung ohne Enzymzusatz zerfasert und anscheinend auflöst. Deshalb ist
auch für die Proteasen ein einfacher Farbtest wünschenswert.
Einen solchen Test gibt es. Hierzu nutzen wir aus, dass die großen
Eiweißmoleküle den Farbstoff Kongorot
fest an sich binden (adsorbieren). (Der Grund für die feste Bindung des Kongorots an Proteine
liegt in seiner planaren Struktur und in seinen Ladungen.) Wird das Eiweißmolekül in
kleine Stücke zerlegt, so wird der Farbstoff wieder freigesetzt und geht in die Lösung
über. Die Lösung wird also durch die Wirkung der Proteasen rot gefärbt.

Aufgrund seiner Struktur vermag sich Kongorot fest an Proteine zu binden.
Proteasen greifen nur denaturiertes Eiweiß an. Deshalb müssen wir das Eiweiß vor
dem Versuch kochen.
Versuch 1: Färben von Hühnereiweiß
(nach [1,2])
Sicherheitshinweis:
Lehrerversuch! (Kongorot ist als Abkömmling des Benzidins nicht mehr für Schülerversuche erlaubt,
da Benzidin als mögliches Abbauprodukt als krebserzeugend eingestuft ist.)
Zwei Hühnereier werden hart gekocht. Wir trennen das Eigelb heraus und zerkleinern
das Eiweiß. Dann geben wir es zusammen mit 10 ml Kongorot-Lösung (w = 0,5 %, Lösemittel ist
10%iges Ethanol) in einen Mörser und zerreiben es gut. Die so erhaltene Masse füllen wir in ein
kleines Becherglas und erwärmen dieses in einem Wasserbad langsam auf 80 °C und lassen die Hitze
noch weitere 5 Minuten einwirken. Dann filtrieren wir die Masse ab und lassen sie eintrocknen.
Anschließend zerbröseln wir die Stücke und
füllen sie in eine gut verschließbare Flasche ab. Ihr solltet euch einen größeren Vorrat an gefärbtem Protein herstellen.
Denn das trocken und verschlossen aufbewahrte Eiweiß-Kongorot-Adsorbat ist jahrelang
haltbar.
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Als Proteasen verwenden wir Pepsin aus dem Magensaft und die Proteasenmischung aus dem
Pankreas, die im Darmsaft wirkt. Die Mischung aller Pankreas-Enzyme ist unter dem Namen
"Pankreatin(R)" käuflich. Sie enthält verschiedene Proteasen (vor allem
Chymotrypsin und Trypsin) sowie Lipasen und Amylasen und ist für alle grundlegenden
Enzymversuche zur Verdauung nutzbar.
Ihr müsst auch an den pH-Bereich denken, bei dem die
Enzyme optimal arbeiten. Pepsin arbeitet im sauren Magensaft bei pH 2 - 3, Pankreatin im
alkalischen Darmsaft bei pH 9.
Versuch 2: Wirkung von Proteasen auf mit Kongorot gefärbtes
Eiweiß
Lehrerversuch
Stelle zuvor folgende Lösungen her:
- A Salzsäure (c = 0,01 mol/l) (Xi)
- B Natriumcarbonat (w = 1 %)
- C Natriumhydrogencarbonat (w = 1 %)
Mische 10 ml Lösung B mit 80 ml Lösung C. Dies ist der Reaktionspuffer für
das Pankreatingemisch.
Fülle in 4 Reagenzgläser jeweils etwa 1 cm hoch Krümel der Eiweiß-Kongorot-Mischung.
Beschrifte die Gläser mit den Ziffern 1 bis 4. Dann gibst du wie folgt Lösungen und Enzyme
zu.
- Glas 1 10 ml Salzsäure
- Glas 2 10 ml Salzsäure + Spatelspitze Pepsin
- Glas 3 10 ml Puffer pH 9,1
- Glas 4 10 ml Puffer pH 9,1 + Spatelspitze
Pankreatin
(Die Gläser 1 und 3 dienen als Vergleich.)
Schüttle die Gläser kurz durch und lasse sie dann stehen. Nach ca. 10 Minuten, spätestens jedoch nach einer halben
Stunde beobachtest du, dass in den Gläschen mit den Enzymen der Farbstoff aus der
Oberfläche des rot gefärbten Hühnereiweißes austritt und die Lösung
färbt. Die Proben ohne Enzymzusatz setzen kein Kongorot frei. Der Effekt verdeutlicht sich,
wenn du alle Gläser ab und zu vorsichtig schüttelst.

Versuchsergebnisse (Foto: Daggi)
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Rüdiger Blume
Weitere Tipps des Monats
Literatur:
1. |
H. Hassinger, R.-D. Wiebusch: Experimentelle Enzymologie,
Verlag Diesterweg-Salle, Frankfurt a. M. 1977 |
2. |
Brigitte Stellmach: Qualitative Versuche zur Wirkung
von Proteasen, Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das
Lehramt der Sek. I, Bielefeld 1981 |
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Letzte Überarbeitung: 12. August 2008, Dagmar Wiechoczek
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