Ein altes Verfahren zur Herstellung von Ultramarin

Ultramarin, lat. Ultramarinum, franz. Outremer, eine ganz feine, und hochblaue Farbe für die Maler, so von feinen pulverisirten Lasursteinen bereitet wird. Die Art, wie man solche (1) machet, besteht kürzlich in folgendem : Man nimmt reinen Lasurstein, calciniret solchen, reibt ihn auf einem harten Steine mit Wasser ganz fein, lässt das Geriebene trocknen; knetet das trockene Pulver in einem aus Wachs, Pech und Oel gemachten Teig, den man in warmem Wasser solange wäscht, bis das Wasser blau geworden, welches man zu etlichen malen wiederholet, und jedes Wasser absonderlich aufhebt, da denn das, was sich in demselben setzet, das sogenannte Ultramarin ist; von welchem das Wasser sachte abgegossen, und nach geschehener Trocknung das zurück bleibende Pulver jedes absonderlich verwahret wird, weil sie ungleich an Schönheit und Höhe der Farbe sind; wie denn diejenigen, die diese Farbe machen und führen, deren bis (2) vier Gattungen haben, von denen die erste schöner ist, als die zweyte, und u.s.w. Diese Farbe ist sehr (3) theuer, wie man denn Ultramarin hat, von welchem das Loth bis auf 25 Thaler zu stehen kömmt, wiewol man auch welches hat, wovon das Loth etwann 3 bis 4 Thaler kostet. Man behauptet, dass das Geheimniß diese Farbe zu machen in England (4) erfunden ist, und das eine Person von der ostindischen Compagnie, so sich mit ihren Associirten verzweyet hatte, solches, um sich zu rächen, bekannt gemacht habe. Bey dem (5) Einkaufe des Ultramarins hat man dahin zu sehen, dass solches schön hoch an Farbe und ganz fein gerieben sey. Das letzte erkennet man am besten, wenn man solches zwischen die Zähne nimmt, da man denn, wenn es zwischen denselben wie Sand knirschet, solches als ein Zeichen annehmen kann, dass es nicht wohl gerieben ist.

Entnommen aus:
Carl Günther Ludovivi: Eröffnete Akademie der Kaufleute oder vollständiges Kaufmannslexicon, Fünfter Theil, Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, Leipzig 1756 (Ex libris R. Blume)

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Letzte Überarbeitung: 22. Oktober 2003, Dagmar Wiechoczek