Kein Nobelpreis für die Entdeckung der Flüssigkristalle

Hierzu schreibt Klaus Beneke vom Institut für Anorganische Chemie der Universität Kiel (k.beneke@email.uni-kiel.de):

Der Physiker Otto Lehmann (1855-1922) hatte zu Lebzeiten sehr mit der Anerkennung der Flüssigkristalle zu kämpfen. Er wurde wegen seiner Entdeckung sogar mehrmals für den Physiknobelpreis vorgeschlagen (erstmals 1913, letztmals im Jahre seines Todes 1922). Hier ist ein Brief von Prof. Carl Benedicks vom Nobelkomitee aus dem Jahre 1919 an Otto Lehmann.

Stockholm, 31. Januar 1919

Hochverehrtester Herr Geh. Hofrat,

mit diesen Zeilen möchte ich Ihnen nur einen Gruß senden, nachdem ich wieder dem Nobelkomitee denselben, Ihnen nicht unbekannten Vorschlag eingereicht habe, wie in den letzten Jahren. Wenn der Erfolg bisher ausgeblieben ist, ist dies m. E. darauf zurückzuführen, dass die Sache so hochbedeutend, fremdartig und ältere Vorstellungen widerstreitend ist, dass Menschen, welche die Erscheinungen nicht gesehen haben, daran kaum glauben wollen. übrigens sind ja die Preise der letzten Jahre nur für sehr wichtige Entdeckungen verteilt worden (K. Onnes, v. Laue, Braggs, Barkla) deren Bedeutung aber auffällig ist und die nicht mit der Schwierigkeit zu kämpfen hatten, alte Vorurteile zu verletzen!

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ganz ergebener

Carl Benedicks

Die Anerkennung als solches kam erst Jahrzehnte später...

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Letzte Überarbeitung: 23. Oktober 2003, Dagmar Wiechoczek