Prof. Blumes Tipp des Monats Oktober 1997 (Tipp-Nr. 4)
Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis
unbedingt beachten.
Was ist bloß mit unserem Glycerin los?
Bild 1: Reaktion von Glycerin und Kaliumpermanganat [1]
Schon mancher mag sich gewundert haben, dass einige Versuche mit Glycerin nicht (mehr) klappen. Dafür gibt es Beispiele:
- | Die Mischung aus Glycerin und Kaliumpermanganat (siehe Bild 1) zündet nicht. |
- | Die Polyestersynthese mit Phthalsäureanhydrid springt nicht an. |
- | Die mit Glycerin als Weichmacher versetzte Stärkefolie (siehe Bild 2) bleibt brüchig oder zerreißt beim Abziehen von der Unterlage. |
Bild 2: Stärkefolie (Foto: Daggi)
Der Grund ist:
Glycerin ist nicht gleich Glycerin.
Der weitaus größte Teil des käuflichen Glycerins stammt aus der Hydrolyse von
Fetten. (Deshalb enthält es noch geringe Spuren von Fettsäureestern.) Dieses
Glycerin ist nur etwa 85-87%ig, der Rest ist Wasser. Letzteres stört nachhaltig bei den
o. a. Experimenten.
Wenn die Versuche laufen sollen, hat man reines Glycerin zu verwenden. Um das zu
beschaffen, muss man gar nicht wesentlich tiefer in die Tasche greifen. (1 l kostet etwa
5.-- DM mehr. Dieses Glycerin wird übrigens oftmals aus Epichlorhydrin oder
letztlich aus dem Crackgasbestandteil Propen hergestellt [3].)
Achten Sie beim Beschaffen also darauf, dass Sie wasserfreies Glycerin bestellen und
auch bekommen. Und dann kommt es noch auf die richtige Aufbewahrung und auf
richtige Behandlung an: Die Glycerinflasche muss nach Entnahme sofort verschlossen
werden, da Glycerin sehr hygroskopisch ist. (Das kann man mit einer Waage zeigen.)
Aus diesem Grunde darf auch keine Flasche mit Stopfen verwendet werden, sondern
nur eine mit gut schließendem Schraubverschluss.
Wenn man kein wasserfreies Glycerin hat: Zumindest beim Versuch zur Herstellung
der Stärkefolie reicht es aus, die zugesetzte Glycerinmenge um 20 % zu erhöhen.
Rüdiger Blume
Literatur
[1] | Chemie für Gymnasien, Ausgabe D2, S.265, Cornelsen-Verlag Berlin 1994 (und andere Länderausgaben). |
[2] | Chemie für Gymnasien, Themenheft zur organischen Chemie 3, S. 48, Cornelsen-Verlag Berlin 1994 (und andere Länderausgaben). |
[3] | H. Beyer, W. Walter: Lehrbuch der Organischen Chemie, S. Hirzel-Verlag Stuttgart 1991; S. 309. |