Was haben Schmetterlinge mit Milch zu tun?

Schwalbenschwanz (Foto: Blume)

In Süddeutschland heißen unsere Schmetterlinge Milchdieb oder Sahnedieb. In England nennt man sie Butterfly - also Butterfliege! Wieso? Und woher kommt überhaupt das Wort Schmetterling? Um das zu erklären, müssen wir etwas ausholen.

Für dieses Bild: Dank an Carsten D. Heuer

Fündig wird man in Prag. Dort wird in manchen Läden Smetana angeboten. Man denkt sofort an den tschechischen Komponisten Bedrich Smetana (1824-1884). Jedoch befindet man sich aber keineswegs in einem Musikgeschäft, sondern in einem Milchladen. Smetana heißt nämlich auf Deutsch Sahne. (Wie das für tschechische Ohren klingen muss: Das National-Musikwerk "Die Moldau" hat ein Herr Bendrich Sahne komponiert...) Aber auch in anderen slawischen Spachen ist das Wort gebräuchlich, so im Slovenischen (worauf unser Besucher Joze Plohl hinweist). Dieses Smetana steckt im Begriff Schmand, einer österreichischen Bezeichnung für Sahne. Es steckt aber auch in unserem Schmetterling; er ist sozusagen ein Smetana-ling.

Der Grund: Schmetterlinge setzen sich gern an Milch- oder Sahnetöpfe. Früher standen die Gefäße mit frischer Milch und Rahm offen herum, und außerdem gab es viel mehr Schmetterlinge als heute. (Jetzt verstehen wir auch die englische Bezeichnung Butterfly.)

Was machen die Schmetterlinge mit der Milch? Sie trinken sie, indem sie ihren Rollrüssel wie einen Trinkhalm hineintauchen. Da die Leute früher schon von vornherein wenig genug zum Essen hatten und dazu noch ihr "Zehnt" an die adligen Gutsherren (den heutigen Kings der Klatschpresse) abgeben mussten, war jeder Tropfen an Milch und Sahne kostbar. Deshalb nannte man diese hübschen Insekten Sahnediebe. Ja, man unterstellte ihnen sogar, dass sie verkleidete Geister und Hexen waren, die auf den Milchklau spezialisiert waren!


Warum überhaupt lieben Schmetterlinge fette Sahne?
Immer wieder mal findet man eine erschöpfte Fliege oder einen erschöpften Schmetterling, die vom Flattern gegen die Fensterscheiben ausgelaugt sind. Wenn man diese ausgehungerten Tiere mit Zuckerwasser füttert, beobachtet man etwas Verblüffendes: Die Fliege macht sich nach kurzem Nippen am Zuckerwasser sofort aus dem Staub. Der Schmetterling tankt ebenfalls Zuckerwasser; allerdings bleibt er noch länger sitzen, bevor er abhebt.
Der Grund: Fliegen nutzen als Energiespender Kohlenhydrate, die sie oxidieren. Schmetterlinge benötigen dazu Fettsäuren. Ein ausgehungerter Schmetterling hat all seine Fettreserven aufgebraucht. Er muss diese erst aus den angebotenen Kohlenhydraten synthetisieren, bevor er sie zur Energieumwandlung nutzen kann. Das dauert natürlich länger.


Zum guten Schluss
In Dänemark nennt man den Schmetterling Sommerfugle, also Sommervogel. Das klingt wirklich am hübschesten.

Zum Thema „Schmetterlinge“ haben wir zwei Webseiten:

Farbstoffe der Schmetterlingsflügel

Eine Galerie bunter Schmetterlinge


Zum Themenkreis "Milch und Sahne" haben wir übrigens eine große Webseitengruppe ins Netz gestellt, die auch zugleich in die Prinzipien der Lebensmittelchemie einführt.


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 26. März 2015, Dagmar Wiechoczek