Wie macht man heute "destilliertes" Wasser?
Reines Wasser ist wichtig, zum Beispiel für die Hygiene. Man benötigt weniger Seife,
und die Wäsche wird beim Trocknen nicht hart.
Früher galt Regenwasser als besonders weich, weil es keine Mineralien enthielt.
Denn es ist von der Sonne destilliertes Wasser. Man sammelt es und wusch damit die
Wäsche.
Für technische Zwecke wie etwa in den großen Heizkesseln zum Wärmeaustausch
benötigt man Reinstwasser ohne Metall-Kationen und Säure-Anionen. Die würden zu
"Kalk"-Ablagerungen führen und Korrosionsprozesse auslösen. Das Wasser muss
deshalb von diesen Ionen befreit werden; man spricht vom Demineralisieren.
Zunächst kann man das Wasser verdampfen. Dann erhält man destilliertes Wasser, das
berühmte "Aqua dest". Das herzustellen ist sehr energieaufwendig und geht zu
langsam. Außerdem enthielt es dann doch noch Ionen, die aus den Gefäßwänden
stammen.
Deshalb nahm man bald Quarzglasgefäße, die keine Ionen abgeben. So stellt man
das doppelt destillierte Wasser her, das so genannte Bidestillierte Wasser. Das wird
in manchen Schulen auch heute immer noch so gemacht. Sein Nachteil ist, dass es sehr viel
CO2 löst. Das stört viele Versuche.
Dann besann man sich der Ionenaustauscher. Da deren Abläufe aber chemische Gleichgewichte sind, reicht die durch sie erzielbare Demineralisierung zu Ionenaustauscherwasser (demineralisiertes Wasser) nicht aus. Außerdem waren die Austauscher rasch erschöpft, die gleichbleibende Wasserqualität war nicht gewährleistet. Hinzu kommt, dass die Matrix der Austauscher leicht von Pilzen befallen wird.
Heute setzt man auf Membrantechnologien wie die Reverse Osmose.
Das ist eine umgekehrte Osmose. Zur Erinnerung: Bei der Osmose
saugen Salzlösungen durch eine halbdurchlässige Membran Wasser an, um sich zu
verdünnen. Dadurch baut sich in der Zelle ein hoher Druck auf.
Lässt man umgekehrt einen hohen Druck auf diese Anordnung einwirken, so gibt die
Salzlösung durch die Membran das Reinwasser zurück. Der Druck bei kleineren
Anlagen liegt bei 25-30 bar. Großanlagen gehen schon weit über 100 bar. Da die
Membranen dem Druck nicht standhalten können, ummantelt man sie mit
Stahlgewebe, durch die das Wasser zu- oder abfließen kann. Außerdem arbeitet man
mit Flüssigkeitsfilmen. Hinzu kommt, dass man das Salzwasser nicht völlig eindickt,
sondern nur wenige Prozent anreichert. Denn mit steigender Konzentration nimmt der
aufzubringende Druck stark zu.
Damit sich die Membranen nicht zusetzen, müssen zwei- und höherwertige Ionen
vorher entfernt werden. Das macht man mit vorgeschalteten neutralen
Ionenaustauschern in der Natriumform.
Das so erhaltene Wasser ist weitgehend frei von CO2 und von allen Ionen. Außerdem ist es keimfrei und kann deshalb auch für medizinische Zwecke genutzt werden. Solche Anlagen nutzt man vor allem auch zur Meerwasser-Entsalzung. Aber auch in den Universitäten setzt man darauf. So zum Beispiel an der Universität Bielefeld, in deren Kellern einige Anlagen zur Umkehrosmose betrieben werden.
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