Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 171
zurück        vor

1011
F: Wir wollten eine Chromatographie mit Blattgrün aus Kirschlorbeerblättern machen und stellten bei der Zerkleinerung der Blätter bzw beim Zerreiben mit Sand und Wasser einen Geruch nach Marzipan fest. Können Sie uns sagen, auf welchen Stoff dieser Geruch zurückzuführen ist und welche Funktion er in den Blattern erfüllt?


A: Der in unseren Gärten weitverbreitete Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist sehr giftig. Das betrifft alle Pflanzenteile, besonders die Blätter und Samen, also die Kerne. In ihnen befinden sich zyanogene Glykoside, in geringen Mengen auch im Fruchtfleisch. Die Glykoside setzen beim Zerkauen oder auch beim intensiven Zerreiben enzymatisch Blausäure frei. Chemisch erinnern sie an das Amygdalin, den Aromastoff der Bittermandeln.

Die Rolle der Blausäure in den Pflanzen ist umstritten. Manche sagen, sie dienten der Speicherung von Stickstoff, andere meinen, dass die Stoffe der Abwehr von Fressfeinden dienen könnten. Wenn ich allerdings sehe, wie die Schwarzdrosseln die Früchte komplett verschlucken und die ausgeschiedenen Kerne von Mäuschen angenagt und leergenascht werden, habe ich so meine Zweifel, was die Wirksamkeit dieser Form der Abwehr betrifft...

Zur Chemie des Kirschlorbeers haben wir eine Webseite.


1012
F: Wir, 3 Schülerinnen der 11.Klasse eines neusprachlichen Gymnasiums, wollen ein Referat in Chemie über die Inhaltsstoffe von Kosmetikartikeln halten. Zur Veranschaulichung würden wir gerne einen Versuch zeigen. Was passiert mit verschiedenen Artikeln wenn man sie mischt oder anzündet? Könnten Sie uns vielleicht bei unserem Referat weiterhelfen?


A: Da die allerallermeisten Kosmetikartikel sowieso nur nutzloser Schnickschnack sind, sind damit auch wenig schulgeeignete chemische Experimente durchzuführen. Wenn Ihr zum Beispiel alles mischt, erhaltet Ihr nur eine Suppe/Schmiere mit einem mittelmäßigen Geruch.
Ihr könnt natürlich Nagellackentferner anzünden. Ansonsten fällt mir da nur noch die Fackel einer Spraydose ein. Lasst aber die Finger davon.
Mit Nagellackentferner könnt ihr übrigens auch Polystyrol lösen. Damit könnt ihr dann Playmobilfiguren oder Legosteine entfremden. Das resultierende Gemisch könnt ihr dann als Klebstoff (UHU®-Ersatz) verwenden. Vielleicht könntet Ihr versuchen, einen Goldfisch im Aquarium durch Zusatz von Nivea-Lotion oder Hair-Repair umzubringen. Ist aber auch verboten.
Spaß beiseite: Mir fällt nichts ein zu eurer Frage...


1013
F: Können Sie uns (Klasse 2 bis 4 der Staatlichen Internatsschule fur Körperbehinderte Raisdorf - bei Kiel) folgende Frage beantworten:
Warum wird weiße Schulkreide in Wasser grün?????
Herzlichen Dank vom Forscherteam und der Lehrerin


A: Weiße Schulkreide besteht eigentlich nur aus Gips. Dass solche weiße Kreide in Kontakt mit Wasser grün werden könnte - davon habe ich selbst noch nichts gehört. War das Wasser wirklich sauber und ohne grüne Algen?
Eine andere Möglichkeit: Das Wasser stammt aus einer Kupferwasserleitung und hat lange darin gestanden. Das hat man oft bei Schulen. Die meisten Kupfersalze sind blaugrün.
Das beobachtet man auch, wenn sich Blonde die Haare mit diesem Wasser waschen. Das Wasser ist übrigens nicht giftig, schmeckt aber schlecht. Deshalb Wasser vorher laufen lassen.

Mein Tipp: Wiederholt den Versuch mit destilliertem Wasser (oder mit Bügeleisenwasser ohne Zusätze).


1014
F: Auf einem Feuerwehrlehrgang, den ich kürzlich besuchte, entflammte sich eine Diskussion, ob und weshalb Loschmittel(Wasser-) Tanks z.B. bei Flughafenfeuerwehr-Fahrzeugen vorgeheizt werden. Stimmt es, dass bei speziellen Anforderungen Löschwasser auf 70-80°C vorgeheizt wird? Eine höhere Ausgangstemperatur des Wasser soll es beim Löschen ermöglichen, dass das Löschwasser schneller seine Siedetemperatur erreicht und somit schnell verdampft. Durch das Verdampfen und den Phasenübergang von Flüssig zu Gasförmig wird der Umgebung viel Energie entzogen und somit wird dem brennenden Gut die für die Verbrennung notwendige Wärme (schneller) entzogen.


A: Ob das Wasser in der Praxis (wie Sie schildern) wirklich vorgeheizt wird, weiß ich nicht. Das kann Ihnen nur ein Feuerwehrkollege vom Flughafen bestätigen.
Sinnvoll wäre es aber. Denn das Aufheizen von flüssigem Wasser bis zum Siedepunkt benötigt wesentlich weniger Energie als das anschließende Verdampfen. Wenn man also Wasser einsetzt, das quasi auf das energieverschlingende Verdampfen "wartet", wird dem Brand diese Energie schlagartig entzogen und der Löschangriff wäre erfolgreicher.
Andererseits habe ich so meine Zweifel, was den Einsatz von Wasser bei Metall- oder Kerosinbränden angeht. Dadurch könnte der Brand noch mehr entfacht werden (siehe unsere Gefahrenwebseite).


1015
F: Es dreht sich um die Mischbarkeit von absolutem und nur wenig verdünntem Ethanol in Benzin. Absoluter Ethanol mischt sich mit Benzin. Nehme ich statt absolutem Ethanol, Spiritus (94% Ethanol) bilden sich zwei Phasen.
Zur Kontrolle gab ich zu dem Gemisch Ethanol absolut / Benzin einige Tropfen Wasser und schüttelte das Reagenzglas. -> Auch hier bildetet sich nun zwei Phasen.
Wie muss ich mir den Einfluss der Wassermoleküle Vorstellen? Es bilden sich ja Wasserstoffbrücken zwischen den Wassermolekülen und der OH-Gruppe des Ethanol aus....???
Wie sieht das mit den anderen Alkoholen aus?


A: Je länger die C-Ketten sind, desto besser mischt sich der Alkohol mit Benzin; je kürzer, desto besser ist die Mischbarkeit mit Wasser.
Ihr Gemisch ist nicht mehr binär, sondern ternär. Die Eigenschaften solcher Mischungen sind nicht so ohne weiteres voraussagbar. Man erlebt bezüglich der Mischbarkeit und der Mischungslücken große Überraschungen. Hier ist es noch recht einfach: Die Moleküle des Wassers binden sich über Wasserstoffbrücken mit dem hydrophilen Ende der Ethanolmoleküle. So entstehen ab einer bestimmten Wasserkonzentration größere hydrophile Bereiche, die von den Benzinmolekülen gemieden werden. Es kommt zur Phasentrennung.

Hinzu kommt jedoch, dass Brennspiritus noch mehr Substanzen enthält; diese dienen der Vergällung. Beispiele: Petrolether, Pyridin. Diese können die Mischungslücken stark beeinflussen. Das sollen sie ja schließlich auch - denn sonst könnte man ja die Mischungslücken nutzen, um den billigen Brennspiritus in teuren reinen Alkohol zu verwandeln. Früher war das leicht möglich und gehörte zum Repertoire von Chemiestudenten, die ein Laborfest vorzubereiten hatten.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek