Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 264
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1476
F: Kann man einen Löseprozess von Salzen (Kältemischung), bei der es zur Abkühlung kommt als endotherme Reaktion bezeichnen, obwohl hier keine Reaktion stattfindet? (z.B. Zugabe von Natriumnitrat zu Wasser).


A: Solange Sie nicht sagen, dass es sich um eine chemische Reaktion handelt, ist das in Ordnung. Das Wort „Reaktion“ benutzt man in der Physik auch für Vorgänge ohne stoffliche Umwandlung. Falls Ihr Lehrer maulen sollte, sagen Sie einfach „endothermer Vorgang“.


1477
F: Ich habe in meinem Chemiebuch von Kristallbildung gelesen. Jetzt habe ich Zucker und Salz zusammen in einem Glas Wasser gelöst. Damit sich dort die Kristalle bilden können, habe ich einen Faden hineingehängt.
Ich weiß, dass wenn ich Salz und Zucker einzelt löse, sich Kristalle bilden. Was passiert aber jetzt mit meiner Mischung?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir mit einer Antwort helfen könnten.
Viele Grüße
Katharina ( 12 Jahre )


A: Es ist immer schlecht, mehrere Stoffe zusammen aus einer gemeinsamen Lösung zur Auskristallisation zu bewegen.
Hinzu kommt, dass sie sich bei der Kristallisation sogar behindern können. Die Stoffe haben zumeist unterschiedliche Löslichkeiten und so kommt es zur Konkurrenz um Lösungswasser oder den Platz am Faden. Oder der Zusatz einer Substanz kann bei der anderen zu ungewöhnlichen Kristallformen führen, wie z. B. bei Kochsalz in Gegenwart von Harnstoff: In diesem Fall erhält man statt der gewohnten Würfel Oktaeder.

Nur ganz wenige Stoffe stören sich nicht, wie z. B. verschiedene Alaune, weil sie gleiche Kristallformen bilden und sich ihre Bausteine in den Kristallen gegenseitig vertreten können. Sie bilden „Mischkristalle“.

Besser ist es also, jede Substanz einzeln zur Kristallbildung anzuregen. Man kann das auch hintereinander versuchen. Aber das erfordert schon etwas Fingerspitzengefühl…


1478
F: Mein Freund behauptet, es gäbe einen Maccaroni-Baum. Stimmt das?


A: Nicht ganz. Er meint wohl den Spaghetti-Baum. Maccaroni sind die Hülsen der Spaghetti-Früchte.


F: Wirklich?


A: Naja. War ein Scherz (wie wohl auch Ihre Frage…). Spaghetti stellt man bekanntlich her, indem man Vollmaccaroni ausbohrt.


1479
F: Ich habe gehört, dass das Mineral Markasit, das ja dem Pyrit ähnlich ist, leicht verwittert. Wie erkenne ich Markasit?


A: Markasit und Pyrit sind beide goldfarben; es sind Modifikationen von FeS2. Während Pyrit stabil ist, beginnt Markasit bald, sich zu zersetzen. Deshalb kann man Markasit leicht erkennen, wenn das Stück länger gelegen hat: Es bekommt einen weißlichen, schimmelartigen Überzug. Den waschen die Verkäufer wohl ab, bevor sie das betreffende Stück – zum Beispiel eine schöne Versteinerung - auf der Börse präsentieren. Hier ist ein solches Stück.

(Foto: Blume)

Zusätzlich erkennt man Markasit, dessen nicht mehr zu stoppende Zersetzung angefangen hat, am Geruch, den man nicht abwaschen kann und der sogar durch Feuchtigkeit verstärkt wird. Der Geruch erinnert ein wenig an den einer Mischung aus Eisen, Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff. Pyrit dagegen ist geruchlos.
Ihre Frage lässt sich somit leicht beantworten: Schnuppern Sie einfach an dem Stück. Oder reiben Sie mit den Fingern daran und schnuppern Sie dann an Ihren Fingern.

Übrigens: Markasit, das sich nicht zersetzt, sieht zwar nach außen hin weiterhin wie Markasit aus. Das Kristallgitter hat sich jedoch zu dem stabilen von Pyrit umgruppiert.

Wenn Sie ein zerfallendes Stück gekauft haben, hilft nur eines, den totalen Zerfall hinauszuzögern (wenn auch nicht endgültig zu verhindern): Absolute Trockenheit.

Zu Markasit und Pyrit haben wir eine Webseitengruppe.


1480
F: Das Plexiglas-Recycling will mir nicht gelingen. Es entstehen weiße Dämpfe, aber nichts kondensiert im Glasrohr. Ich habe schon die Heiztemperatur variiert (Heizpilz) aber keine Veränderung festgestellt. Besteht mein Scheinwerfer (eines Mazdas) vielleicht gar nicht aus Plexiglas, gibt es auch welche aus Polycarbonat?


A: Leider kann ich nicht sagen, woraus Mazda seine Rücklichter herstellt. Haben Sie wirklich die roten/gelben Rücklichtabdeckungen genommen? Oder die helle Abdeckung für die wesentlich stabiler zu bauenden Vorderscheinwerfer? Die können natürlich aus PC sein. Fragen Sie bei Mazda nach.

Ansonsten müssen Sie es bei einer Kfz- oder Fahrradwerkstatt probieren; die haben vielleicht noch Abdeckungen aus PMMA herumliegen.

Hier sehen wir wieder, wie schwierig es ist, „Chemie im Alltag“ zu unterrichten: Die Produkte wechseln in ihren Zusammensetzungen so rasch, dass man kaum mit der Neuformulierung von Versuchsvorschriften nachkommt. Heute nennt man die Alltagschemie übrigens „Chemie im Kontext“ – alter Wein in neuen Schläuchen…

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Letzte Überarbeitung: 19. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek