Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 347
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1891
F: In meinem Küchenschrank habe ich eine Ecke, in der ich Maggi®-Flaschen sowie Flaschen mit Öl und mit Balsamico-Essig aufbewahre. Unter den Flaschen haben sich - ohne dass ich es gemerkt habe - Ringe gebildet. Ich wollte jetzt saubermachen; aber die unschönen Ringflecken bekomme ich nicht weg.


A: Es handelt sich um ein bekanntes Problem von Pressspanplatten, die mit Schichtwerkstoffen wie Resopal® beschichtet sind. Zu der Herstellung dieser Verbundstoffe tränkt man Schichten aus Papier oder Ähnlichem mit Kunstharz und presst sie unter hohem Druck. Mit der Zeit dringen Öl und andere Substanzen wie z. B. die Farbstoffe von Maggi® oder Balsamico-Essig in die Kunststoffschichten ein und werden dort stark adsorbiert. Man bekommt sie nicht wieder heraus - auch nicht mit Lösemitteln.

Als Prophylaxe verwenden wir - die das gleiche Problem auch einmal hatten - Blumentopfuntersetzer aus Kunststoff. Die gibt es in passenden Größen im Gartenzubehörgeschäft zu kaufen. In die stellen wir die Flaschen und haben seitdem kein Problem mehr mit Ölringen & Co. Die Blumenuntersetzer kann man sogar mit der Spülmaschine reinigen. Das sollte man öfter tun, denn Ölringe werden mit der Zeit ranzig und verleihen so dem Küchenschrank einen oftmals typischen Duft.


1892
F: Bei dem Schiffsunglück auf dem Rhein ist ein Tankschiff mit 2400 t (konzentrierter?) Schwefelsäure gekentert. Warum gibt es da keine Probleme mit der Schwefelsäure. Wie wird die überhaupt transportiert?? Die Tanks sind merkwürdigerweise aus Eisen gefertigt. Das sollte doch augenblicklich durch die Säure angegriffen werden.


A: Es handelt sich tatsächlich um konzentrierte, also wasserfreie Schwefelsäure. Diese hat genau genommen (noch) keine Säureeigenschaften. Denn dazu müsste sie Protonen abgeben können, wozu sie eine Base wie z. B. Wasser benötigt, auf die ihre Protonen übertragen werden können. Dabei entstehen die eigentlichen Träger der Säureeigenschaft, die Hydronium-Ionen.

Konzentrierte Schwefelsäure ist dagegen eher ein Oxidationsmittel. Sie überzieht das Eisen mit einem stabilen Oxidbelag, der es vor weiteren Angriffen schützt. Man spricht von Passivierung. Der Tank ist also stabil.

Wenn allerdings der Tank beschädigt wird, dringt Wasser ein und wird von der konzentrierten Schwefelsäure begierig gebunden. Dabei entsteht nicht nur Hitze, sondern auch eine starke Säure im eigentlichen Sinne. Die Hydronium-Ionen zersetzen erst das Eisenoxid und dann auch das Eisen, wobei viel Wasserstoff entsteht. Das heiße Gas kann zum Platzen des Tanks und bei Zumischung von Luft sogar als Knallgas zur Explosion führen. Das Ganze hat dann eine Kettenreaktion zur Folge: Mehr Wasser, mehr wirksame Säure...


1893
F: In Ihren Annalen fand ich als Tipp des Monats Januar 2000 den "brummenden Sektkorken" beschrieben. Leider habe ich nirgendwo eine befriedigende Erklärung für das Phänomen gefunden. Haben Sie eine Idee: Warum brummen die brennenden Tropfen des Kunststoffs?


A: Es geht um unseren Champagner-Tipp. Da beschreiben wir, wie ein brennender Sektkorken aus Kunststoff brummende Flammen erzeugt, wenn er tropft. Ich bin kein Strömungsspezialist. Aber ich will eine Erklärung versuchen:

Zunächst einmal: Flammen sind überhaupt nicht geräuschlos - vor allem wenn sie gegen Strömungen oder auf strömenden Gasen brennen. Man denke an eine Schneidbrennerflamme. In unserem Fall handelt es sich ebenfalls um eine sehr heiße Flamme, die man kaum löschen, geschweige denn ausblasen kann. Feuerwehrleute wissen: Auch ein Großbrand ist alles andere als ein „stiller Vorgang“.

Wenn sich nun ein Tropfen ablöst und herunterfällt, ist er von einem Flammenmantel umgeben. Beim Fallen werden der Schmelztropfen und somit auch die Flamme einer starken Gegenströmung ausgesetzt. Dadurch wird die Oberfläche ständig erneuert. Auf diese Weise wird die Flamme rhythmisch immer wieder mit frischem Brennmaterial versorgt und neu entfacht. Folge: Es kommt zu Schwingungen der Flammenfront, wodurch das Brummen erzeugt wird.

Das Brummen ist übrigens umso lauter, je tiefer der Tropfen fällt.


1894
F: In unserer Sammlung befindet sich eine Kunststoffflasche mit Paraffinöl. Als ich die herausnehmen wollte, stellte ich fest, dass die Flasche völlig eingedellt war. Ich konnte kein Auslaufen feststellen. Die Flasche war stets auch gut verschlossen.


A: Paraffinöl ist eine Kohlenwasserstoff-Fraktion, die beim Destillieren von Erdöl anfällt. Es handelt sich um ein visköses Vakuumdestillat (Siedetemperaturbereich etwa 300-450 °C). Paraffinöl ist kein einheitlicher Stoff, sondern enthält neben längerkettigen Kohlenwasserstoffen auch eine Reihe von niedermolekularen, leicht verdampfbaren Kohlenwasserstoffen. Man kann durchaus von einer Lösung sprechen.

Ich gehe davon aus, dass es sich in Ihrem Fall um eine aus Polyethylen (PE) gefertigte Flasche handelt. PE ist letztlich ein aliphatischer Kohlenwasserstoff. Als solcher lässt er niedermolekulare Kohlenwasserstoffe passieren. Folge: Das Volumen von Flüssigkeit und Gasraum nimmt ab und die Flasche dellt aufgrund des äußeren Luftdrucks ein.


1895
F: Schadet Essig bzw. Essigreiniger Silikonfugen im Bad bzw. an der Spüle?
Meine einstündige Internetrecherche vorwiegend in Internetforen von Verbrauchern zu oben genannter Frage „Schadet Essig bzw. Essigreiniger Silikonfugen im Bad bzw. an der Spüle?“ liefert kein eindeutiges Ergebnis: manche Verbraucher empfehlen vom Gebrauch von Essigreinigern an Silikonfugen Abstand zu nehmen, da die Silikonfugen sich leicht ablösen könnten, andere preisen die Unbedenklichkeit und guten Reinigungskräfte von Essigreiniger. Haben Sie für mich eine Erklärung?

Schadet Essigreiniger (durch Entfetten?) einer Küchenarbeitsplatte aus Holz?


A: Es gibt zunächst einmal nicht das Silikon, sondern es gibt viele verschiedene Arten. Wenn Sie mit manchen arbeiten, werden Sie merken, dass einige nach Essig riechen. Es ist wohl so, dass diese Essigsäure als Lösemittel benötigen. Damit ist wohl auch Ihre erste Frage beantwortet: Behandeln Sie die Silikonfugen nicht mit Haushaltsessig oder gar mit hochprozentiger Essigessenz. Wie es im Allgemeinen mit der Säureempfindlichkeit von Silikonen steht, weiß ich nicht. Das betrifft etwaige Überlegungen, die Fugen mit anderen sauren Reinigern (z. B. mit Citronensäure) zu behandeln. Reiniger mit Tensiden können vielleicht auch die Haftung des Silikons auf dem Untergrund beeinflussen.

Zu Ihrer anderen Frage: Essig wirkt nicht entfettend. Vielleicht sind in Ihrem Essigreiniger aber Tenside enthalten. Mit denen würde ich Holz schon gar nicht behandeln, da sie das Holz entwachsen und so die Schutzschicht gegen Verschmutzung oder Angriffe von Mikroorganismen schädigen.
Essigsäure dagegen schadet dem Holz nicht, wenn sie bald wieder ausgewaschen wird. Allerdings stinkt das Holz lange Zeit und nachhaltig nach Essig, weil Holz Essigsäure stark adsorbiert und nur langsam wieder abdampfen lässt. Das kennt man von restaurierten Möbelstücken, die erst mit Alkalien wie Natronlauge abgebeizt und anschließend zum Neutralisieren mit Essig behandelt wurden.

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Letzte Überarbeitung: 11. November 2012, Dagmar Wiechoczek