Was schwimmt denn da im Weinglas?

Vielleicht hast du sie ja auch schon einmal in einer Weinflasche, am Korken oder im Weinglas entdeckt: Kleine weiße, glasharte Kristalle. Viele glauben, dass es sich hierbei um Absonderungen handelt, die den Wein ungenießbar machen.

Weit gefehlt, es handelt sich um Weinstein, kein Manko, sondern ein ganz besonderes und natürliches Qualitätsmerkmal eines guten, lange gelagerten Weins! Die farblosen Kristalle sind ein Zeichen dafür, dass der Reifeprozess abgeschlossen ist und die Harmonisierung der Flaschenreife ihren Höhepunkt erreicht hat. Der Ausscheidungsvorgang bedeutet also eine natürliche Qualitätsverbesserung.

Was ist das: Weinstein?
Weinstein ist das saure Kaliumsalz der Weinsäure, korrekt wird es als Kaliumhydrogentartrat bezeichnet.

Die Weinsäure begleitet den Wein von der Traube über den Most bis zur Flaschenabfüllung des fertigen Weins - das gilt für Sekt und Champagner gleichermaßen.
In den geernteten Trauben finden wir beachtliche Mengen an Weinsäure, die im Laufe der Weinherstellung immer weniger werden. Die Säure leistet einen erheblichen Beitrag zum Geschmack des Weins. Du kannst ihre Menge durch Titration selbst feststellen. Irgendwann während der Entwicklung des Weins fällt ein Teil dieser Weinsäure als Weinstein aus; besonders gerne, wenn der Wein bei Temperaturen unter 8 °C gelagert wird.

Weil viele Verbraucher die Weinsteinausscheidung aus Unwissenheit als qualitätsmindernd einstufen und die Kristalle als Fremdkörper beanstanden, bemühen sich die Kellermeister in der letzten Zeit, die Weinsteinausscheidung durch starke Kühlung vor der Flaschenabfüllung einzuleiten.
Der eigentliche Weinkenner lehnt diese strapaziöse Behandlung der Weine ab. Für ihn ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn feine schimmernde Kristalle die Unterseite des Korkens bedecken oder ein alter Wein kristalline Bodenrückstände aufweist, zeigt es doch, dass der Wein naturgemäß und schonend behandelt wurde und dass er lebt. Geschmacklich beeinflusst übrigens Weinstein den Wein, Sekt oder Champagner nicht. Allenfalls wird durch den damit verbundenen Abbau eines Teils der Weinsäure der Geschmack etwas runder.


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Letzte Überarbeitung: 25. Februar 2000, Dagmar Wiechoczek