Cholesterin - Gut oder böse?
Sicher hast du schon oft gehört, wie jemand sagt, "Oh, das darf ich nicht essen, mein Cholesterinspiegel ist zu hoch!" Viele Menschen haben einen zu hohen Cholesteringehalt im Blut. Aber wie kommt es dazu und was ist das Gefährliche daran? Hat Cholesterin nur schlechte Seiten oder ist es auch zu etwas nütze? Wie gefährlich ist Milch in diesem Zusammenhang?
Cholesterin - chemisch gesehen
Cholesterin gehört in die Kategorie der Fettbegleitstoffe
und ist fast ausschließlich in fetthaltigen Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten.
In geringen Mengen kann es aber auch in Pflanzenölen vorkommen.
Der Grundbaustein des Cholesterins ist das Steran, ein cyclischer Kohlenwasserstoff, bestehend aus vier Ringen. Cholesterin enthält in seinem Sterangerüst neben der OH-Gruppe noch eine Doppelbindung und eine aliphatische Seitenkette. Cholesterin ist also ein ungesättigter Alkohol:
Da die Benennung "Cholesterin" durch die Endung "-in" eine Dreifachbindung vortäuscht,
sagt man stattdessen auch "Cholesterol". In dieser Bezeichnung wird die Betonung auf die
Hydroxylgruppe gelegt. Die ganz genaue chemische Bezeichnung ist
"Cholest-5-en-3-b-ol".
Cholesterin ist das am weitesten verbreitete tierische Sterin. Es kommt frei und verestert mit
gesättigten und ungesättigten Fettsäuren in den
Lipiden vor.
Cholesterin - Das Gute
Cholesterin wird im Organismus für verschiedene Aufgaben benötigt.
Es ist neben den Phosphatiden am Aufbau von Zellwänden beteiligt
und kommt so praktisch in allen Zellen vor. Weiterhin bildet es den Grundbaustein von Hormonen
(z. B. Sexualhormonen) und der Gallensäuren. Da der Mensch etwa 1 g Cholesterin - jeweils
zur Hälfte als Cholesterin selbst und zur Hälfte als Gallensäure - pro Tag
ausscheidet, muss diese Menge ersetzt werden. Dies geschieht durch die körpereigene
Synthese. Ein Teil dieses Cholesterins wird in der Leber gebildet, ein Teil im Darmgewebe und
in der Haut. Aufgrund der Eigensynthese ist der menschliche Körper auf eine Zufuhr von
Cholesterin durch die Nahrung, die - je nach Essgewohnheit - täglich ca. 300-800 mg
entspricht, nicht angewiesen.
Wie kommt Cholesterin an die Stellen, wo es benötigt wird?
Da Blut größtenteils aus Wasser besteht, kann Cholesterin als hydrophobes
Molekül nicht ohne weiteres transportiert werden. Deshalb benutzt es als Transportmittel
Moleküle, die aus Fett und Eiweiß bestehen. Es handelt sich dabei um
Lipoprotein-Komplexe, die oft einfach nur als Lipoproteine bezeichnet werden.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Lipidzusammensetzung besitzen die Lipoproteine unterschiedliche
Dichten. Diese Eigenschaft macht man sich bei der Benennung zunutze. So gibt es
die "low density lipoproteins", kurz LDL,
und die "high density lipoproteins", kurz HDL.
Die LDL enthalten von allen Lipoproteinen des Plasmas das meiste Cholesterin und auch
Cholesterinester. Sie transportieren das in der Leber gebildete Cholesterin dorthin, wo es
benötigt wird, vor allem an die Stellen der Membransynthese. Sobald kein Bedarf mehr an
Cholesterin besteht, nehmen auch die Zellen nichts mehr auf. Die Konsequenz ist, dass die
Konzentration an LDL und damit verbunden auch an Cholesterin im Blut zunimmt.
Das Cholesterin, das nicht in der Leber gebildet wurde sowie das mit der Nahrung
aufgenommene und das von den Zellen nicht mehr benötigte, wird von den cholesterinarmen
HDL zur Leber transportiert. Dort wird es in Gallensäuren umgewandelt und später
ausgeschieden.
Cholesterin ist also keine im Organismus überflüssige Substanz. Doch leider hat es auch seine Nachteile:
Cholesterin - Das Böse
Eine gesundheitliche Gefährdung besteht erst dann, wenn sich überschüssiges,
an LDL gebundenes Cholesterin in den Blutbahnen staut. Das Cholesterin kann sich an den Wänden
der Arterien ablagern und so zu Arteriosklerose und letztlich zu Herz- und Kreislauferkrankungen
führen. Spricht der Arzt von einem hohen LDL-Wert, so meint er das überschüssige
Cholesterin im Blut. Attestiert er dagegen hohe HDL-Werte, ist das eine gute Nachricht, denn wie
schon erwähnt, holen sich die HDL das Cholesterin, das nicht mehr benötigt wird, aus den
Zellen ab und transportieren es zur Leber. Auch Cholesterin, das sich bereits an den
Gefäßwänden abgesetzt hat, kann von HDL auf diese Weise abgeholt werden.
Eine gute Voraussetzung für den Abbau von Cholesterin ohne Medikamente.
Was kann man gegen einen zu hohen Cholesterinspiegel tun?
Liegt der Cholesterinwert unter 200 mg in 100 mL Blut, so ist die Wahrscheinlichkeit für
eine Erkrankung gering. Ab 250 mg pro 100 mL Blut steigt das Risiko allerdings an.
Zur Vermeidung eines zu hohen Cholesterinspiegels sollte man zunächst möglichst wenig
tierische Lebensmittel zu sich nehmen, die viel Cholesterin enthalten (s. Tabelle). Ein Glas Milch
(3,5 % Fett) enthält z. B. nur ca. 18 mg Cholesterin, kein besonders hoher Wert im Vergleich
zu Eigelb. Hat man jedoch einen zu hohen Blutfettwert, so muss man nicht auf die ansonsten so
nahrhafte Vollmilch verzichten. Statt Vollmilch nimmt man einfach fettarme
Milch.
Ein weiterer möglicher Risikofaktor stellt das Gewicht dar. Bei Übergewicht führt
eine Gewichtsabnahme meist auch zu einer Senkung eines zu hohen Cholesteringehaltes im Blut.
Auch ballaststoffreiche Nahrung (Obst und Getreideprodukte) und Pflanzenfette, die mehrfach
ungesättigte Fettsäuren enthalten, wirken sich positiv auf einen hohen Cholesteringehalt
aus.
Aber auch schlanke Menschen können einen zu hohen Cholesterinspiegel aufweisen. Man führt dies auf eine zu hohe persönliche Cholesterin-Eigensynthese zurück.
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