Warum ist Goldregen giftig?

Überall sieht man ab Mai den Goldregen mit seinen prächtigen, gelben Blütentrauben. Man erkennt rasch aufgrund seiner Lippenblüten, dass er zu den Schmetterlingsblütengewächsen (Fabaceae) gehört - und in dieser Familie versammeln sich eine Menge echt giftiger Pflanzen: Zum Beispiel Ginster, Lupine und eben der Goldregen (Laburnum anagyroides). Ihre Gifte haben sie als chemische Antwort auf die Angriffe von Fressfeinden entwickelt.

    

Bild 1: Goldregen. Blüten und Früchte (Fotos: Blume)


In allen Pflanzenteilen, besonders aber in den Früchten (bis 2 Masse%) und den erbsenähnlichen Samen findet man Alkaloide, hier im Wesentlichen das Cytisin (benannt nach Cytisus, dem Ginster).

Bild 2: Alkaloid des Goldregens und sein chemischer Grundkörper


Cytisin gehört zu den Chinolizidin-Alkaloiden. Hierzu gehört auch das einfacher gebaute Lupinin, das Gift der Lupinen (Lupinus).

Bild 3: Alkaloid der Lupinen und seine Konformationsformel



Bild 4: Lupinenblüten und Früchte (Foto: Blume)


Das Gift wirkt auf das Zentralnervensystem, und zwar auf den sympathischen Teil. Es besetzt solche Acetylcholinrezeptoren des vegetativen Nervensystems, die auch vom Nicotin besetzt werden. Auf diese Weise wirkt Cytisin wie Nicotin auf den Sympathicus: zuerst erregend, dann aber lähmend. Auch das Atemzentrum ist betroffen, indem die Atmung verstärkt wird, und durch Ankurbelung der Adrenalinsynthese wird der Kreislauf übermäßig belastet. Speichelfluss nimmt zu, der Herzschlag rast. Auch Schweißausbrüche gehören zu den Vergiftungsanzeichen.

Zur Giftigkeit einige Zahlen: Kleinkinder können sterben, wenn sie 10 Blüten oder 3 bis 4 Früchte (also Schoten) bzw. 15 bis 20 Samen essen.

Kleinere Kinder sollten also mit dieser Pflanzengruppe möglichst nicht in Berührung kommen... Wenn es doch passiert: Sofort zum Arzt!


Literatur:
Eberhard Teuscher, Ulrike Linquist: Biogene Gifte. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2010. (Empfehlenswertes Buch für die Schulbibliothek!)


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Letzte Überarbeitung: 30. September 2013, Dagmar Wiechoczek