Prof. Blumes Tipp des Monats August 2006 (Tipp-Nr. 110)


Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis unbedingt beachten.


Deos enthalten Aluminiumsalze

Die Sommerhitze ist voll über Deutschland hereingebrochen. Warum spricht man von "Hundstagen"? Der Grund ist nicht, dass besonders die Hunde unter der Hitze zu leiden haben. Jetzt ist vielmehr die Zeit des Hundssterns angebrochen. Das ist der helle Sirius im typischen Sommersternbild des Hundes.

Viele Leute nutzen glücklicherweise Deos - die helfen gegen den Schweißgeruch. Aber sie reduzieren von vornherein auch die Schweißabsonderung. Dahinter steckt ein Aluminiumsalz.

Versuch 1: Nachweis von Aluminium-Ionen in Deos
Man löst 0,1 g Natrium-Alizarinsulfonat (Alizarin S) in 100 ml destilliertem Wasser. (Diese Lösung ist lange haltbar.)

Dann entnehmen wir dem Deo eine Probe und geben diese in ein Reagenzglas. Wir verdünnen mit destilliertem Wasser 1:20. Diese Lösung stellen wir mit Ammoniak oder Natronlauge alkalisch ein. Dann wird die Lösung mit einigen Tropfen der Reagenzlösung versetzt und vermischt.

Ergebnis:
Die Bildung eines rotvioletten Niederschlags oder eine Rotviolettfärbung zeigen Aluminium an.

Nachweis von Al-Ionen in Deos.
Links: Positiver Nachweis; Mitte: Lösung des Deos; rechts: Einige Tropfen von Alizarin S-Lösung in destilliertem Wasser
(Foto: Daggi)


Wir lesen auf der Zusammensetzungsliste des Deos, dass es sich bei dem Salz um Aluminium-Chlorohydrate handelt. Die könnten zum Beispiel so aussehen:

Al2(OH)5Cl

Der zugrundeliegende Stoff ist jedoch Aluminiumchlorid-Hexahydrat.

AlCl3 · 6 H2O

Die Verbindung ist ein Komplexsalz, das wir wie folgt schreiben müssen:

[Al(H2O)6]Cl3

Dieser Aluminium-Hexaaquokomplex ist eine schwache Säure, gibt in Wasser also Protonen ab. (Genau genommen sind diese Komplexe amphotere Stoffe.)

Auf dieser Säurewirkung und auf der Fähigkeit des Aluminium-Ions, auch mit Eiweißbestandteilen wie den Aminosäureresten weitere Komplexe zu bilden, beruht die adstringierende Eigenschaft des Aluminiumkomplexes. Das heißt, dass er in der Lage ist, Eiweiß zu fällen.

Versuch 2: Fällen von Eiweiß durch Aluminiumsalze
Wir lösen etwas Hühnerei-Eiweiß in 0,9%iger Natriumchloridlösung. Dazu tropfen wir eine Lösung von Aluminiumchlorid-Hexahydrat oder von Alaun.

Ergebnis:
Das Eiweiß flockt aus.

Schließlich benutzt man Aluminium-Ionen sogar zum Gerben! Sie beeinflussen deshalb auch die Proteine der Schweißdrüsen, deren sekretorische Funktion auf diese Weise gehemmt wird.

Früher nahm man dazu auch eine Alaunlösung und bestrich damit die Achselhöhlen oder badete seine Hände oder Füße darin. Opas Rasierstein hatte letztlich die gleiche eiweißfällende Aufgabe wie das Deo: Seine Wirkung macht Alaun zum Blutstiller, wenn Opa sich beim Rasieren geschnitten hatte. Auch der Alaun enthält den Aluminium-Hexaaquokomplex.

KAl(SO4)2 · 12 H2O = [Al(H2O)6] [K(H2O)4] (SO4 · H2O)2

Heute gehen viele Leute in die Apotheke und lassen sich die Aluminiumsalze geben oder Lösungen herstellen. Vorsicht: Manche vertragen die adstringierende Wirkung nicht. Gerade die Haut der Achselhöhlen ist sehr empfindlich. Hautrötungen und Entzündungen sind die Folge. Auf keinen Fall sollte man mit dem Rasierstein in der Achselhöhle herumreiben.

In den normalen Deo-Zubereitungen, die man überall kaufen kann, hat man prophylaktisch hautschonende Substanzen zugesetzt, so dass sie weniger irritierend als reines Aluminiumchlorid-Hexahydrat wirken.

Außerdem kann man für hautempfindliche Kunden Aluminium-Chlorohydrate durch Aluminium-alkoholate ersetzen. Ein Beispiel ist das Aluminium-diisopropyl-chlorid.

Al(O-Isopropyl)2Cl

Auf jeden Fall findet man aber keine Substanzen mehr wie Hexachlorophen oder chloriertes Bisphenol, die schweißzersetzende Bakterien hemmen sollten. Höchstens ist noch der Zusatz von Ethanol erlaubt - aber auch der ist überhaupt nichts für Leute mit empfindlicher Haut.


Zum Schluss:
Wenn Sie sich selbst eine Deo-Lösung herstellen wollen, nehmen Sie auf keinen Fall wasserfreies Aluminiumchlorid aus der Chemikaliensammlung. Das setzt bei Kontakt mit Wasser in einer heftigen Reaktion stark ätzende Salzsäurenebel frei. Schematisch können wir das so beschreiben:

AlCl3 + 3 H2O ———> Al(OH)3 + 3 HCl + Energie


Rüdiger Blume


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Letzte Überarbeitung: 14. August 2008, Dagmar Wiechoczek