Was es sonst noch so gab...
Merkwürdiges aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 50
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246 Chemie im Supermarkt und späte Rehabilitation
F: Mein name ist ... und ich mache eine facharbeit im fach chemie zum thema "experimentelle analyse der inhaltsstoffe von spülmitteltabs" und hab dafür ihre experimenteseite benutzt.
ich habe den versuch Nachweis von Kupfer-Ionen in Somat®-Geschirrspülmittel gemacht und es ist auch genau das rausgekommen, was auf ihrer seite auch steht! den versuch hab ich noch mit anderen spülmitteltabs gemacht und es ist genau das gleiche rausgekommen. nachdem ich mich gefragt hab, wozu kupfer in den spülmitteln ist, habe ich ne e-mail an den calgonit hersteller geschickt und nachgefragt. folgende antwort kam zurück:

Sehr geehrte Frau ...,
Vielen Dank für Ihre Anfrage.
Kupfer-Verbindungen werden von uns in Calgonit-Quantum nicht eingesetzt und wir sind deshalb überrascht von Ihrer Analyse.
Haben Sie quantitative Ergebnisse und nach welcher Analysenmethode haben Sie Kupfer gefunden ?

was ist da denn schiefgegangen? oder wie würden sie sich diese antwort erklären?
ich bitte sie um eine schnelle antwort.


A: Es geht um einen Versuch, den wir selbst wohl leider ungeprüft (was nach den Regeln meines Servers nicht vorkommen dürfte...) übernommen haben, mit folgender Aussage: "In Somat®-Geschirrspülmitteln kommen verschiedene gekörnte Stoffe unterschiedlicher Korngröße und Farbe vor. Auffallend sind blaue Körner, deren Farbe an Kupfersulfat erinnert. Ob wirklich Kupfer-Ionen in diesen Körnern enthalten sind, lässt sich durch das Prinzip der Fehlingschen Probe ermitteln, indem mit Hilfe der blauen Körner Fehling-Reagenz hergestellt und mit Fructose versetzt wird."
Wie Sie der Literaturangabe zum Versuch unschwer entnehmen können, stammt diese Vorschrift aus dem Jahr 1987. Das ist 20 Jahre her! Da gab es wohl noch das Somat mit Kupfer-Salzen. Fragen Sie deshalb noch einmal bei dem Somathersteller nach und schreiben Sie mir bitte das Ergebnis.

Auf jeden Fall ist das wieder ein Hinweis darauf, dass man produktbezogene Chemie à la "Chemie im Supermarkt", vergessen kann, da sich die Produkte ständig ändern. Oder sie sind so komplex zusammengesetzt, dass man Ergebnisse bekommt, die etwas vortäuschen, was nicht drin ist. Es ist also besser, in der Schule solides Grundwissen zu vermitteln: Wie macht man Natronlauge? Wie funktioniert ein Akku? (etc.).

Fazit: Wir haben die Vorschrift aus unserem Webseitenangebot entfernt.

Nachtrag:
F: Nach einer langen wartezeit habe ich heute eine e-mail vom calgonit-hersteller bekommen (da ich ja auch mit calgonit quantum den kupfer-versuch gemacht habe), in der drin steht, dass es tatsächlich kupferionen im calgonit quantum gibt, dass sie mir zu meiner exakten und richtigen analyse gratulieren und sich selbst eingestehen dass sie es übersehen haben, dass der blaue farbsoff kupferionen enthält!
auf diesem weg möchte ich mich bei ihnen für die tolle vesuchsanleitung danken, die mir bei meiner facharbeit sehr geholfen hat und dank der ich sogar etwas neues entdeckt habe!

Fazit: Wie wir sehen, wissen oft nicht einmal die Firmen, wie ihre Produkte zusammengesetzt sind... Wir haben die Vorschrift wieder in unser Webseitenangebot aufgenommen...


247 Gummibärchen für Kunstprojekte
F: Für ein Kunstprojekt suche ich nach Möglichkeiten, Gummibärchen (Fruchtgummis) haltbar, d.h. lichtecht und temperaturbeständig zu machen. Die Suche nach einer Lösung, zur Erhaltung der Farbwirkung besitzt dabei die größte Priorität. Ich habe bereits einige Kunstobjekte mit Gummibärchen angefertigt, die öffentliche Beachtung fanden.
(mehr unter www.artofgum.com.).
Im Idealfall sollten herkömmliche, im Handel erhältliche Gummibärchen haltbar sein für:
Außenbereich
-Sonne (Licht)
-Regen (Temperatur)
-allgemeine Feuchtigkeit
-Temperatur, Hitze und Kälte
-Wind.
Es ist also eine Frage der Lebensmittelchemie: Lassen sich die zum Verzehr hergestellten Gummibärchen überhaupt haltbar machen? Oder sollte man besser auf aus Kunststoff gefertigte zurückgreifen?
Ich habe selbst einige Tests zur Haltbarkeit durchgeführt und damit interessante Ergebnisse erzielt: Eine Veredelung mit bestimmten Lacken auf Acrylbasis tragen deutlich zur längeren Haltbarkeit bei. Aber selbst, wenn die mit Lack überzogenen Gummibärchen in Dunkelheit lagern, zerfällt die Farbwirkung und nach Monaten stellt sich eine deutliche Verblassung ein. Der Lack kann auch bestimmte Feuchtaufnahme nicht verhindern, sodass bei Feuchteexposition ein Aufquellen à la long zu befürchten ist.
Haben Sie Erfahrung in dem Bereich Fruchtgummis oder kennen Sie jemanden, der mir zu diesen lebensmitteltechnischen Fragen Stellung nehmen könnte?
Eine Überlegung wäre eine Kunstharzversiegelung einzelner Gummibächen; doch fürchte ich, dass die Materialeigenschaften der Bärchen (Ausdehnung, Feuchtigkeitsabgabe) dem Zusammenwirken der Materialien entgegenwirken werden.
Sofern Sie eine Anregung zu dem durchaus erst gemeinten Thema haben bzw. mir jemanden oder eine Institution nennen könnten, an die ich mich wenden kann, so wäre ich Ihnen sehr verbunden.
Vielen Dank, für Ihre Unterstützung!!!


A: Leider muss ich Sie darauf hinweisen, dass real verzehrbare Gummibärchen nicht nur eine ausgesprochen leckere Speise für Menschen, sondern auch für Pilze und andere Mikros sind. Lassen Sie also die Finger davon. Sie wollen doch wohl Kunst schaffen, die Sie überlebt!
Greifen Sie also auf Kunststoffprodukte zurück.
Ansonsten fragen Sie Haribo - oder Thomas Gottschalk.


248 Schicken Sie mir alles, was ich noch nicht weiß
F: Betreff: Chemiereferat über Kieselsäure
Sehr geehrter Herr Blume,
anlässlich meines Referates über Kieselsäure möchte ich sie bitten mir einige Informationen zukommen zu lassen, da ich bei meinen Recherchen bei Wikipedia, Google und dem Chemielexikon keine ausreichenden Ergebnisse erzielt habe.


A: Was willst du wissen, was über das hinausgeht, was du bei den von dir angesprochenen Quellen erfahren hast?
Ich habe eine Webseitengruppe zu "Pyrit und Feuerstein"; da ist eine ausführliche Seite zur Chemie der Kieselsäure zu finden.


249 Frage eines verzweifelten Schülers
F: In meiner Schule beschäftigen wir uns derzeit mit Komplexen. Dazu wurde uns folgende Aufgabe gestellt:
" Das paramagnetische d 9-Valenzelektronensystem des Cu(II)-Ions kann prinzipiell zur Ausbildung von diamagnetischen Verbindungen führen. Erklären Sie diesen Sachverhalt."
Ich habe schon im gesamten Internet und sämtlichen mir zur Verfügung stehenden (Fach-)Büchern gesucht; aber ohne Erfolg.
Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.


A: Zu Ihrer für Schüler merkwürdigen Anfrage gebe ich Ihnen die Meinung eines Kollegen zur Kenntnis:
... Ob das nicht eine Fangfrage ist, denn die Erklärung geht über das SII-Niveau deutlich hinaus.
Normalerweise sind isolierte einkernige d9-Systeme immer paramagnetisch. Sie unterliegen dem Jahn-Teller-Effekt und sind deswegen auch immer verzerrt (von einer tetragonalen Verzerrung bis hin zu einer mehr oder minder quadratisch planaren Anordnung, - so z. B. in den blauen Kupfer-Proteinen zwischen Quadrat und Tetraeder). Allerdings: Paramagnetisch sind sie immer, da das "letzte" d9-Elektron keinen Spin-Partner findet. In mehrkernigen Verbindungen hingegen (z. B. (Cu2Cl6)2- oder Cu2-Carboxylaten) kommt es zu Cu...Cu-Wechselwirkungen, die aber in keinem der bekannten Fälle, anders als bei Cr- und Mo-Systemen, zu einer vollständigen (antiferromagnetischen) Kopplung der benachbarten Spins führen. Man findet einen Paramagnetismus um etwa 1.4 B. M. (= Bohrsche Magnetonen) gegenüber 1.7 - 1.9 B. M. bei den Einkernkomplexen, nicht aber 0 B. M, d. h. Diamagnetismus, wie beim Cr oder Mo. Eine solche antiferromagnetische Kopplung muss aber nicht direkt, sondern kann auch über "magnetische Orbitale" von verbrückenden Liganden erfolgen, und dann wesentlich effektiver. Dafür gibt es Beispiele unter den in letzter Zeit hergestellten "Einzelmolekülmagneten". Ein zweiter Mechanismus, für den ich allerdings kein Beispiel parat hätte, wäre eine Packung von paramagnetischen Kationen und paramagnetischen Anionen im Gitter, deren Spins ggf. koppeln könnten. In diesem Fall wäre der Festkörper gering paramagnetisch oder im Idealfall gar diamagnetisch, der gelöste Stoff hingegen voll paramagnetisch.
Hilfts weiter ?
Gruß, ED


F: Recht herzlichen Dank für die schnelle Beantwortung meiner Frage. Sie hat mir sehr weitergeholfen. Und ich finde es selbst ziemlich komisch, dass unsere Lehrerin uns solche Aufgaben gibt. Ich habe schon mit einem Chemie-Studenten geredet und nicht einmal er konnte die Aufgabe lösen!!

Gestern fragte mich eine Freundin nach einer Reaktion, die mir bisher noch nicht untergekommen ist.
Dabei reagiert Acetanhydrid unter Abspaltung von CH3COOH mit der folgenden Verbindung:

Ein 2,3,5-Trimethyl-Pyridin-N-Oxid bei dem am 4. Atom des Rings eine O-CH3-Gruppe hängt.
Das Reaktionsprodukt ist die Folgende Verbindung: Am N-Atom des Pyridin-N-Oxid lagert sich eine CH3-CO-Gruppe an (sodass dies nun aussieht wie ein Acetat-Ion am N-Atom), am 2. Atom des Rings nun eine CH2-Gruppe, am 3. und 5. Atom die CH3-Gruppe und am 4. Atom die O-CH3-Gruppe.
Außerdem weiß man, dass das Reaktionsprodukt auf jeden Fall richtig ist.
Nun hat man folgende Aufgabe:
"1. Ist der gegebene Ausgangsstoff für diese Reaktion richtig?
2. Gib den Reaktionsmechanismus der Umsetzung mit Acetanhydrid an. Hinweis: Beachte die Möglichkeit von Tautomerie."
Ich habe jetzt bereits 5 Stunden darüber gegrübelt, aber bisher nur die erste Aufgabe als richtig erkannt (oder irre ich mich!). Doch bei der zweiten Aufgabe verzweifle ich vollkommen.
Ich hoffe, Sie können mir (und vorallem meiner Freundin) nochmals helfen.


A: Was Sie da an Fragen stellen, sind Probleme aus einem Universitäts-Oberseminar. Ich habe leider nicht die Zeit, diese Fragen zu bearbeiten.
Bei aller Vorsicht: Ihre Lehrerin tickt doch wohl nicht richtig. Ist das eine Seiteneinsteigerin?


250 Kunstwerk mit Lackmus
F: Wir sind zwei Architekturstudenten der Universität Karlsruhe und arbeiten dieses Semester an einem Realisierungsentwurf in der Region Homburg/Zweibrücken.
Im zu beplanenden Gebiet gibt es 3 Weiher, die im Rahmen eines Events Mitte des nächsten Jahres zum Mittelpunkt werden. Wir haben herausgefunden, dass das Quellwasser in Homburg so weich ist, dass z.B. die Brauerei Karlsberg, dem frisch gezapften Wasser erst einmal Kalk hinzufügen muss um es zum Bier brauen verwenden zu können.
Da die Seen nachts unter Wasser beleuchtet werden sollen kamen wir aus geschichtlichen Gründen auf die Idee, das Wasser rot einzufärben. Aus dem Chemieunterricht konnten wir uns vage daran erinnern, dass Lackmus Säuren rot färbt, sprich auch unser weiches Wasser rot färben müsste. Recherchen im Internet haben uns schließlich auf Ihre Seite geführt. Das Lackmus der Tipp des Monats ist, kommt uns natürlich sehr gelegen.
Allerdings sind nach wie vor einige Fragen offen: unter *"Wie ein Säure-Base-Indikator "funktioniert" schreiben Sie von Ind- und HInd+ .... uns ist immer noch nicht ganz klar, ob Lackmus biologisch unbedenklich ist. Er wird ja zwar aus dieser Flechte hergestellt, aber es müssen ja weitere Stoffe zugesetzt werden. Wir dürfen allerdings natürlich nichts in die Gewässer "kippen" was der Umwelt schadet. Bleiben dabei giftige oder schädliche Stoffe im Wasser zurück?
Lackmuslösung entfärbt sich scheinbar nach 30 Minuten (haben wir irgendwo gelesen), was passiert dabei? Irgendwelche chemischen Reaktionen finden ja statt.
Die Chemielehrerin meines Bruders hat Rotkohlsaft vorgeschlagen, leider riecht der etwas streng und wir wissen nicht ob die Bauherren darüber glücklich wären.
Sehen Sie vielleicht noch andere Möglichkeiten das Wasser biologisch unbedenklich rot zu färben? (Sollte sich wenn möglich in den folgenden Wochen wieder entfärben...)
Lackmus wäre optimal, wenn er sich wieder entfärben würde. Dann könnte man eventuell alle 2 Stunden Lackmus in die Weiher geben und blutrot färben und nach 30 Minuten wäre wieder alles schwarz. Und der Event könnte zyklisch wiederkehren...
Wieviel bräuchte man überhaupt?


A: Lackmus ist normalerweise ein ungiftiges Naturprodukt. Wenn Sie allerdings große Mengen davon in die Umwelt bringen, so kann es zur meldepflichtigen Verschmutzung von Gewässern führen.
Wenn Sie mit Kalk angereichertes Wasser mit Lackmus untersuchen wollen, werden Sie feststellen, dass sich das Wasser eher blau färbt.
Wenn Sie Lackmus rot färben wollen, müssen Sie eine Säure zugeben. Es sollte schon eine mit der Stärke von Essigsäure sein. Weiches Wasser ist nicht sauer, sondern neutral. Mit Lackmus erhalten Sie deshalb eine violette Lösung (Mischfarbe Rot/Blau).
Dass sich Lackmuslösungen in 30 min entfärben, ist Unsinn. Die Lösungen sind (wenigstens in unserem Labor...) jahrelang stabil. Den Farbstoff von Lackmus kann man zwar zerstören; man muss da chemisch aber schon recht heftig herangehen - z. B. mit Wasserstoffperoxid oder mit Schwefelwasserstoff. Beim letzteren muss man etwa 30 min warten, bis die Entfärbung komplett ist. Vielleicht kommt daher die Mär, dass Lackmus in Lösung nur 30 min lang stabil ist.

Sie könnten versuchen, mit einem Pumpensystem unter Rühren Säure und Lauge im Wechsel einfließen zu lassen; dann hätten Sie einen ständigen Wechsel der Farben.

Die Mengen: Normalerweise sättigt man das Wasser mit Lackmuspulver. Man kommt dabei mit wenigen Krümelchen auf einen Liter Wasser aus.

Übrigens ist unser von Ihnen angesprochene Lackmusartikel ein Tipp des Monats unter vielen gewesen; wir haben eine ganze Rubrik "Tipp des Monats" mit mittlerweile über einhundert Artikeln. Der aktuelle Tipp des Monats Dezember 2006 befasst sich übrigens mit einem Kunstthema: Kristall-Anamorphosen.

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Letzte Überarbeitung: 19. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek