Was es sonst noch so gab...
Merkwürdiges aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 51
zurück        vor

251 Betreff: Brisante Sprengstoff-Frage
F: Ich wende mich heute an sie, auch wenn sie wohl nicht der 100% richtige Ansprechpartner sein mögen, denn ich bin verzweifelt! Ich habe auf meiner Suche auf ihrem Bildungsserver einen Artikel zum Thema entdeckt und darüber ihre E-Mail erhalten. Da sich zu mindest diese eine Seite mit dem Thema beschäftigt das mich bewegt und sie einen chemie-Bildungs-server betreiben gibt mir hoffnung das sie mir bei folgendem Problem weiterhelfen können:

Ich versuche in einem Rollenspiel/Strategiespiel die Wirkung von Sprengstoffen zu simulieren. Dies ist ein nicht im Mittelpunkt stehendes Thema, nichts desto trotz würde ich gerne für den nicht-erfundenen Teil der Sprengstoffe im Spiel "vernünftige" spielwerte angeben. Meines Wissens Charakterisieren zwei Werte hauptsächlich einen Sprengstoff: Sprengkraft (TNT Equivalent) und Brisanz, daher wollte ich aus diesen beiden Werten errechnen welche "Spielwerte" ein Sprengstoff erhällt (muss sich ja keiner Meiner Spieler später mit den Feinheiten auskennen und eine Naturwissenschaft studieren nur um das Spiel zu spielen). Leider tritt hier eines der bizarren Internet-Phänomene bei der Informations-Suche zu tage!

Ich konnte nach zwei abenden recherche weder eine Tabelle mit der TNT-equivalenz von Sprengstoffen noch mit der Brisanz von Sprengstoffen finden! Ich habe einem schwedischen Kollegen - aus seinem Sprengbuch zu wehrdienstzeiten rekonstruiert - grobe TNT-equivalentsabschätzungen für eine Hand voll Sprengstoffe aus den Rippen schneiden können, jedoch ohne das diese wirklich Wissenschaftlich wären und sonst irgend wo bestätigt wären. Habe diese Werte auch brav in die Wikipedia eingetragen falls sie noch wer sucht. Was die brisanz angeht konnte ich sie aus detonationsgeschwindigkeit + dichte + TNT equivalenz errechnen, aber nur für einige wenige Sprengstoffe für dich ich zufällig alle 3 werte finden konnte...
Ich bin jedoch bei meiner suche in Minuten über echte kochanleitungen für hochexplosive sprengstoffe gestoßen (CL20, TNT, Nitroglycerin, RDX, C-verbindungen, um nur einige zu nennen). Keine Darstellungsverfahren, nein, echte Kochanleitungen mit Mengen und Zeitangaben! Des weiteren bin ich jetzt umfassend aufgeklärt wie man mit der detonation von Kupferkabel durch hohe Spannung sprenglinsentaugliche detonationsmechanismen herstellt die z.B. für eine Nuklearwaffe nötig wären. Einzig die Anleitung wie ich aus Haushaltsgegenständen Plutonium aufreinige fehlt noch.

Bin ich *zu gut* bei der Informationssuche? Ich könnte jetzt wohl eine Nuklearwaffe bauen und all die Sprengstoffe herstellen die mir in den Sinn kommen (und ein par deren Namen ich noch nie gehört habe) aber ich habe immer noch keine Antwort auf meine akademische Frage nach der TNT-Equivalenz und Brisanz von 5 gängigen Sprengstoffen. Dabei will ich keine A-Bombe bauen, sondern nur ein Spiel designen! HILFE!

Können sie mir sagen wo ich eine solche Liste finden kann? Ich habe langsam Angst in Terrorverdacht zu geraten, dabei designe ich nur ein Spiel! (schauen sie selbst in mein Forum: http://www.urpg.info)

Ich wäre ihnen sehr verbunden wenn sie mir weiterhelfen könnten was Equivalenz und Brisanz angeht, denn offensichtlich ist es erlaubt zu wissen wie man Sprengstoff herstellt und einsetzt, aber nicht zu verstehen wie er funktioniert ... ich finde das ... gelinde gesagt bizarr!


A: Lassen Sie die Finger davon!


F: Dürfte ich auch wissen, warum ich nichts über die Brisanz und TNT Equivalenz von Sprengstoffen lernen darf, bzw. warum diese Daten im Speziellen so schwer zugänglich sind?

Warum sind theoretische Werte und Vergleichstabellen (für mich von interesse) so schwer zugänglich und praktische Anleitungen (für mich vollkommen uninteressant und meiner Meinung nach auch gefährlich für den Laien) in Minuten zu finden?

Das ist doch abartig!


A: Ist ja gut...! Also wenden Sie sich an das Bundeskriminalamt. Die wissen damit am besten Bescheid.


F: Ich glaube nicht, das die Leute vom BKA etwas gegen englischsprachige und sonstwo untergebrachte Internetseiten unternehmen können, und ich wage zu bezweifeln das sie sich die Zeit nehmen mir beim Design eines Brettspieles zu helfen...

Ich habe zwei wissenschaftliche Universitätsabschlüsse und weiß nicht zuletzt daher das es gefährlich wäre mit soetwas zu experimentieren, dass gewagteste womit ich experimentiere sind verschiedene Ansätze von Met und Fruchtwein...

Ich kann verstehen das sie nicht irgend wem per Mail solche Informationen schicken (auch wenn ich immernoch nicht verstehe warum gerade diese so geheim sind), aber könnten sie mir vielleicht ein Buch oder zwei empfehlen, dann kann habe ich einen Ansatzpunkt um in die UB zu gehen?


252 Warum lässt Brom Heptan farblos werden?
F: Betreff: nachweis von C-C doppelbindungen
hallo hier ist nochmal … (13 klasse chemie leistungskurs)
können sie mir vielleicht sagen, was mit dem Heptan bei dem "Nachweis von C-C doppelbindungen" passiert und warum Brom die lösung farblos werden lässt?


A: Mit Heptan passiert bei der Zugabe von Brom zunächst einmal gar nichts.
Wenn Sie die Mischung aber ins Licht (z. B. auf den Overhead-Projektor) stellen, gibt es eine „Fotoreaktion“: Das Licht spaltet die Brommoleküle in Atome (Radikale), die mit dem Heptan reagieren. Diese spalten H-Atome ab und bilden HBr, das man als weißen Nebel erkennt. Die zurückbleibenden Kohlewasserstoffradikale schnappen sich ein Bromatom und werden so bromiert. (Stichwort: Radikalische Substitution.)
Somit entfärbt sich die Lösung.

Ich würde aber nicht sagen, dass Brom die Lösung farblos werden lässt: Es ist eher umgekehrt…


253 Anfrage zu Citrat-Calzium Komplex
F: S.g. Prof. Blume,
ihrer Website (/dc2/citrone/c_t6.htm) entnehme ich, dass die Komplexbildung zwischen Ca++ und Citrat aus einem Verhältnis von 1:2 besteht.
Einer mir vorliegenden Publikation (relativ alt: aus dem Jahr 1950) entnehme ich, dass das Verhältnis 1:1 beträgt.
Stützen Sie Ihre Angaben auf Literaturangaben bzw. wie kommen Sie auf das (zugegebenermßen logischer erscheinende) Verhältnis von 1:2?
mfG


A: Ich halte es auch mit der Logik. Ca2+ hat zur Komplexbildung sechs Bindungsstellen, die Citronensäure als H3Cit deren drei.
Vergleichen Sie es mit dem EDTA-Ca-Komplex.
Literatur dazu habe ich nicht. Das ist bei mir so ein Grundwissen wie die Formel von H2O...
Noch ein Tipp: Achten Sie auf richtige Schreibweise: Calcium.


254 Chemie ums Bermudadreieck
F: Betreff: Erklärung gesucht -dringend und schnell !!!

Bitte helfen Sie schnell!

Sehr geehrtes Team,
Schüler haben im Rahmen einer Seminarfacharbeit zum Thema Bermuda- Dreieck versucht, ein Phänomen nachzustellen. Es soll dort das Phänomen des weißen Wassers geben, welches nach Schülerangabe von an der Oberfläche ausfallendem Calciumcarbonat gefärbt wird.
Mit Wasser aus der Adria wollen die Schüler folgende Situation nachgestellt haben. Kaltes Wasser wird erwärmt und dabei fäät Kalk aus. Die Schüler haben ein Becherglas mit Wasser aus der Adria für einige Zeit in den Kühlschrank gestellt. Nach der Herausnahme des Becherglases und der anschließenden Erwärmung des Wassers soll Calciumcarbonat ausgeflockt sein.
Ob es tatsächlich Calciumcarbonat war, wurde leider nicht überprüft.

Kann dies stimmen und wenn ja, welche Erklärung gibt es dafür? (Normalerweise erhöht sich die Löslichkeit von Salzen in Wasser mit zunehmender Temperatur? Warum soll hier der gegenteilige Effekt auftreten?
Für die Richtigkeit der Schülerbeobachtung würde der Sachverhalt sprechen, dass auch beim Tauchsieder und Wasserkocher sich mit der Zeit beim Erhitzen von Wasser Kalk sichtbar absetzt.
Ich bräuchte die Antwort spätestens am Mittwoch.
Mit bestem Dank für die hoffentlich schnelle Erklärung


A: Es ist immer ein Problem, wenn Sie es eilig haben… Ich kann nicht alles stehen und liegen lassen, nur weil… Naja.

Was haben Sie um Gottes Willen mit dem Bermuda-Dreieck im Chemieunterricht zu schaffen? Vielleicht meinen Sie Folgendes:

Es gibt ein Phänomen bei den Bahamas: Im flachen Schelfmeer bilden sich Kalkabscheidungen, die kugelige Struktur aufweisen. Die Geologen sprechen von Oolith („Rogenstein“), weil sie wie versteinerte Fischeier aussehen. Man kann ihn zum Beispiel als Jura-Ablagerungen im Wiehengebirge oder in der Schwäbischen Alb finden. Die Formationen heißen Macrocephalen-Oolith oder Korallen-Oolith.

Dieser Oolith entsteht folgendermaßen: Das Wasser ist gesättigt an gelöstem Calciumhydrogencarbonat. Nun wachsen dort Algen und betreiben Fotosynthese. Dabei entziehen sie dem Wasser CO2. Folge: Es fällt CaCO3 aus.

Ca2+ + 2 HCO3- ———> CaCO3 + H2O + CO2

Allerdings sind das zunächst nur klitzekleine Schwebeteilchen, die sich bilden. Von den Algen leben wiederum Bakterien. Anschließend wird der schwebende Körper wieder von Algen besiedelt, die wieder eine Schicht Kalk ausfällen (und so weiter). Insgesamt bekommt dieser Körper eine schalige Struktur. Das geht solange, bis das Steinchen zu schwer wird und absinkt.

Dass Pflanzen in „kalkreichem“ Wasser beim Wachsen Kalk abscheiden, ist auch bekannt als Ursache für die Tuffsteinbildung.

Jetzt zurück zu Ihrem Versuch: Hydrogencarbonat zerfällt beim Erhitzen. Sie können das CO2 deshalb auch durch Erhitzen von hydrogencarbonathaltigem Wasser austreiben. Dann passiert das Gleiche – nehmen Sie dazu ein Mineralwasser wie Gerolsteiner (mit viel Ca- und Hydrogencarbonat-Ionen). Bedenken Sie: Calciumcarbonat ist nicht Calciumhydrogencarbonat! Lesen Sie dazu meine Webseite „Nicht alle Salze verhalten sich beim Erhitzen ihrer Lösungen regelkonform“.

Die Rückreaktion ist nebenbei auch bekannt: Kalkstein löst sich in kohlensaurem Wasser auf. So entstehen zum Beispiel die Karsthöhlen auf der Schwäbischen Alb. Das dabei gebildete Calciumhydrogencarbonat-haltige Wasser gibt beim Ablaufen wieder CO2 ab – so entstehen die Tropfsteine.


255 Praktische Chemie im Kontext
F: Im Rahmen eines Workshops zum Thema "Chemie im Kontext" haben wir versucht das Modul "Wirkung von Säuren und Basen auf den Körper" aus zu arbeiten. Oder anders formuliert (ethisch grenzwertig): Ist es möglich eine Leiche komplett auf zu lösen um einen Mord zu vertuschen ? (vgl. Film "Trio Infernal" oder Oskar Wildes "The Picture of Dorian Gray") bzw. als Arbeitsauftrag formuliert: "Es besteht der Verdacht, dass eine Leiche auf diesem Wege verschwunden ist. Die phorensische Abteilung - also die SchülerInnen- muss nun nachprüfen, ob dies überhaupt möglich ist."
Meine Frage: Könnten sie dieses Thema evtl. als Tipp des Monats (Theorie und die entsprechenden Versuche) behandeln?


A: Danke für Ihren Tipp für einen Tipp des Monats. Aber: Experimentell kann ich den nicht aufarbeiten, weil ich im Moment keine Leiche zur Verfügung habe… Trotzdem: Die Forensik (nicht mit Ph! Das Wort ist vom lat. forum; Gericht abgeleitet) ist ein interessantes Gebiet der Alltags-Chemie. Echte Chemie im Kontext also, um das momentane Modewort der Chemie-Didaktik zu benutzen.

Spaß beiseite: Sie können es mit konzentrierter Schwefelsäure versuchen. Als Ersatz für eine Leiche nehmen Sie ein Kotelett mit Knochen. Sie werden staunen, wie schnell das alles verschwunden ist. Möglicherweise bleibt etwas Phosphat übrig. Aber der Betrachter benötigt starke Nerven.

Zu Anregungen hinsichtlich der Nutzung von Schwefelsäure in möglicherweise übler Absicht lesen Sie:

- Erst das Wasser, dann die Schwefelsäure...

- Makabres um die Schwefelsäure

- Der Zuckerkohle-Versuch - was chemisch dahinter steckt

- Last but not least (aber nicht als Anregung für einen naturwissenschaftlichen Experimental-Unterricht zu verstehen!): Kurze Fragen/Antworten Nr.1302

Während der französischen Revolution hat man die Geköpften erfolgreich in Ätzkalk/gebrannten Kalk CaO gebettet, um so spätere Exhumierungen zu verhindern. Sie können Leichen also auch mit starken Alkalien zersetzen. Hierzu haben wir einen Tipp des Monats; Stichwort: Rohrfrei. Mit dem kann man sogar Haare zersetzen.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Mein Kollege Hans-Joachim Bader von der Uni Frankfurt kümmert sich um die didaktische Aufarbeitung der Forensischen Chemie. Kontaktieren Sie den auch mal.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 19. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek