Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 104
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F: Könnten Sie mir die Funktion von Siedesteinen näher erklären.


A: Das Sieden ist oftmals ein gehemmter Vorgang, es kann deshalb zu explosionsartigen Siedeverzügen kommen. Die sind jedem bekannt, der mal versucht hat, Flüssigkeiten in einem Reagenzglas zu erhitzen.
Dieser metastabile Zustand wird durch raue Oberflächen aufgehoben. An deren "aktiven Zentren" beginnt das Sieden - in moderater Art und Weise.


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F: Zu diesem Thema habe ich meinen Lehrer befragt, jedoch konnte er mir darauf keine Antwort geben. Ich habe auch schon in allerlei Büchern nachgesucht und das Internet habe ich dazu auch schon befragt. Jedoch konnte ich keine Lösung finden. Darum sind Sie meine letzte Möglichkeit, um meine Frage beantwortet zu bekommen. Könnten Sie mir bitte helfen: Könnten sie mir die Frage beantworten, warum sich Methylorange in Anwesenheit von kationischen Tensiden und Methylenblau in Anwesenheit von anionischen Tensiden in der organischen Phase löst?


A: Ist doch klar: Sehen Sie sich die Formeln der Farbstoffe an! Methylorange ist ein Anion, Methylenblau ein Kation! Die lösen sich zusammen mit den jeweilig entgegengesetzt geladenen Tensid-Ionen. Zwar kauft man Methylorange als Na-Salz und Methylenblau als Hydrogenchlorid - deren Gegen-Ionen lösen sich nicht in organischen Lösemitteln. Das tun erst die großen organischen Tensidmolekül-Ionen.


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F: Ich hätte eine frage. Ich habe eine Acrylbadwanne. Die Wanne hat verformungen und Risse um den Abfluss, nun will man mir erzählen das dies durch Rohrreinigungsmittel passiert sein soll! Ich habe mich nun über Acryl informiert (ist erst ab 160 Grad verformbar und gegen alle haushaltschemikalien resistent)
bitte um eine Auskunft!! (wie heiß werden Rohrreiniger)
Eine neue Wanne brauche ich in jedem fall


A: Feste Rohrreiniger enthalten vor allem große Mengen an Natrium- oder Kaliumhydroxid. Die heizen sich bei Wasserzugabe punktuell locker auf über 160 °C auf. Das weiß jeder, der im Labor schon mal versucht hat, größere Mengen von Ätzkali oder Ätznatron mit einem Schlag zu lösen... Da sintert das Hydroxid förmlich zusammen.
Hinzu kommt noch die Aufheizung durch Reaktion von NaOH/KOH mit den Aluminiumkörnchen - eine ebenfalls stark exotherme Reaktion.


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F: Zur Zeit schreibe ich an einem Roman über einen Botaniker, der nach einer "Blauen Blume" forscht, die es aber nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht gibt. Die Rede ist von einer Lilie, die volkstümlich als die "Weiße Casablanca" bezeichnet wird. Maurice Haeberlin, mein Held der Geschichte muss beweisen, dass die sogenannte Hybride, die dann gegen Ende des Romanes auftaucht, sich durch Anreicherungen von Mineralfarbstoffen im Wurzelbereich in ihrer Blüte blaufärbte.
Meine Recherchen führten mich über das Internet zu einem Chemielehrer aus Sachsen, der mir ihre Webseite zugänglich machte. Nun habe ich mir alles zu diesem Thema angesehen und bin im Goethe´schen Sinne so wie klug als wie zuvor. Denn ihr Beispiel des "Berliner Blau" würde mich reizen, aber ich weiß nicht, wie ich das meinen Lesern in einer einfachen Sprache verständlich machen soll. Ehrlich gesagt, wäre es für meinen Stoff die genialste Lösungsvariante.
Meine Ausgangsidee zur Lösung war. Die Blume erhält Kobaltfarbstoffanreicherungen, weil sie im Gebirge von Monaco wächst. Sehe ich mir aber den rein chemischen Prozess an, wie sie die Entstehung von Farbstoffen und Eisen- Chrom und Aluminiumbeizen beschreiben, erscheint mir das sehr schwer zu verstehen.
Vielleicht haben Sie Lust, wenn es Ihre Zeit erlaubt, einmal kreativ darüber nachzudenken, wie sich auf der Grundlage des Berliner Blau-Versuches eine Chelatbildung enststehen könnte, die glaubwürdig eine einstmals weiße Lilie blau färbt und als Mutation weiterbestehen kann.
Mein hilfreicher Chemielehrer, der auch Vorsitzender der Deutschen Liliengesellschaft ist, war ein Stein zu dieser zauberhaften Lösung. Bitte lassen Sie mich jetzt nicht im Stich. Sie erhalten auch ein handsigniertes Buch, wenn es in den Handel kommt.

Mit vielen herzlichen Grüßen

David Burkhardt
Autor des Buches "Duft der Glückseligkeit"


A: Der blaue Blütenfarbstoff ist ein kompliziert aufgebauter chemischer Stoff - aber nicht Kobaltblau oder Berliner Blau. Die Schiene Kobaltblau und Berliner Blau ist auch insofern nicht richtig, da die zugehörigen Substanzen niemals in die Pflanzenzellen und die darin enthaltenen Vakuolen eingelassen werden. Und was hat Monaco mit Kobaltblau zu tun?
Es handelt sich um die Anthocyane (siehe unsere Webseite zum Rotkohlfarbstoff -> Tipp des Monats.
Aber etwas Recht haben Sie: Der Farbstoff der blauen Kornblume (laut Langenscheidt von 1910 Lateinisch cyanus) ist ein Chelat. Zunächst ist er identisch mit dem roten Cyanidin der Rosen (merken Sie schon vom Namen her den Widerspruch?). Das ist auch der Farbstoff von Rotkohl. Den kann man auch blau färben - durch pH-Wertänderung in Richtung auf schwach alkalisch. In der Kornblume liegt der Farbstoff wie schon erwähnt chelatiert vor, und zwar als Aluminium- bzw. Eisenkomplex. Dadurch verschiebt sich seine Farbe schon im schwach sauren Milieu der Zellvakuole von Rot nach Blau.


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F: Wieso geben Zucker teilweise die gleichen Osazone?


A: Osazone betreffen die C-Atome 1 und 2 von Zuckern. Wenn an sich verschiedene Zucker wie Fructose und Glucose sowie Mannose (die beiden Letzteren nennt man epimere Zucker) aufgrund der Bruyn-van Ekenstein-Umlagerung über ein Endiol, das die C-Atome 1 und 2 umfasst, in einander überführbar sind, gibt es identische Osazone. Sie stimmen nämlich in der Konfiguration der asymmetrischen C-Atome 3, 4 und 5 überein.

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Letzte Überarbeitung: 28. Februar 2011, Dagmar Wiechoczek