Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 103
zurück        vor

671
F: Was verbirgt sich hinter dem Kürzel PLA und was ist der Grundbaustein dieses Polymers?


A: PLA ist Poly-Milchsäure (Poly Lactic Acid). Das Monomere ist also Milchsäure. Soviel ich weiß, stellt man es über Milchsäureanhydrid her. Das Polymer ist somit ein Polyester. Es soll Eigenschaften haben, die dem von PET ähneln. Man kann es auch recyceln.
Hierzu haben wir neuerdings eine Webseite.


672
F: Warum sprudeln Brausetabletten viel mehr, wenn man sie in Fruchtsaft auflöst?


A: Weil hierin mehr Säure als in Leitungswasser enthalten ist. Denn Brausetabletten sprudeln ja unter der Einwirkung von Säuren. Die sind zwar schon in fester Form im Brausepulver enthalten, aber wenn noch mehr (und vor allem gelöste!) Säure dazu kommt, geht es rascher. In unserer Webseitengruppe für "Grundschule und Chemieeingangsunterricht" steht alles beschrieben.


Hierzu eine Ergänzungsfrage:

F: Den Versuch, eine Brausetablette in Fruchtsaft zu lösen habe ich nun auch durchgeführt. Allerdings mit genau umgekehrtem Ergebnis: Beim mir hat die Brausetablette im Leitungswasser sehr viel mehr gesprudelt und war schneller aufgebraucht als die im Fruchtsaft. Da ich die von Ihnen beschriebene Erklärung auch vermutet hätte, kann ich mir dieses Ergebnis absolut nicht erklären.
Ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir den Grund dafür geben könnten.


A: Das Problem bei vielen Fruchtsäften sind die Bestandteile oder Zusätze. Es gibt (auch natürliche) Polymere, die die Brausetablette richtig "einwickeln" und so gegen den Angriff durch die Fruchtsäuren und sogar gegen Wasser, das die „innere Sprudelsäure“ der Tabletten aktivieren sollte, schützen. Das ist aber wohl die Ausnahme.

Hier sehen wir das Problem der Alltags-Chemie (neudeutsch: „Chemie im Kontext“): Man erlebt immer wieder produktbezogene Überraschungen, und man darf deshalb nicht alles von einer Versuchsvorschrift erwarten.


673
F: Die Aufgabe lautet: Konzentrierte Salpetersäure dient als "Scheidewasser" zur Trennung von Silber und Gold. Silber löst sie unter Bildung von u. a. Stickstoffmonoxid und Silber(I)-oxid auf und bei weiterer Zugabe unter Bildung von Silber(I)-nitrat.
Dazu soll ich die Reaktionsgleichungen erstellen und Nachweisen, ob es sich um Redoxreaktionen handelt.
Mit den Oxidationszahlen habe ich keine Probleme und ob es sich um Reduktion und Oxidation handelt auch nicht. Weiß nur nicht wie ich die Reaktionsgleichungen erstellen soll.


A: Zum Aufstellen der Redoxgleichung trennst du zunächst Oxidation und Reduktion:

Oxidation: Ag ———> Ag+ + e- (diese Gleichung mit 3 multiplizieren)

Reduktion: HNO3 + 3 H+ + 3 e- ———> NO + 2 H2O

Die Redoxgleichung erhältst du durch Addition der beiden Gleichungen. Ist das wirklich so schwer?


674
F: Vor kurzem entdeckte ich im "Häusler-Rampf" folgenden Versuch zur Unterscheidung von Methanal und Ethanal: Zu beiden Aldehyden Schiffsches Reagenz und anschließend konz. Salzsäure geben. Methanal wird blau Ethanal wird gelb bis farblos.
Die HCl Zugabe war mir bis jetzt unbekannt. In Schülerübungen getestet, funktioniert tatsächlich. Mein Problem: ich weis nicht, worauf diese Farbänderungen beruhen könnten. Haben Sie eine Idee?


A: Leider nicht. Die Schiffsche Farbreaktion ist nie richtig verstanden worden. Man hat sie nach meinem Wissen auch nie untersucht, vielleicht weil es wohl keinen interessierte. Die allgemeine Ansicht, die auch ich (wenn auch mit schlechtem Gewissen) verbreite, ist die der reversiblen Addition von HSO3--Ionen an das zentrale, ungesättigte C-Atom des Triarylfarbstoffs Fuchsin (wie auch beim Tintenkillersystem anzunehmen). Dass das nicht so recht stimmen kann, zeigen die Reaktionen, die Sie ansprechen. Offenbar binden die Aldehyde an das Farbstoffmolekül.
Das Gesagte betrifft übrigens viele von diesen alten Nachweisreaktionen für organische Substanzen und hier vor allem für Naturstoffe. Aber auch das Ninhydrin (siehe Tipp des Monats 12/2003) ist hier zu nennen. Vor allem sind diese Nachweise meistens nutzlos, wenn es sich um Stoffmischungen handelt. Dann versuchen manche, Farbvertiefungen - meistens in Richtung auf völlig unspezifisches Braun - zu interpretieren.


675
F: Können Sie mir bitte die allgemeingültige Formel der Aldolkondensation mailen?


A: Der Begriff der Aldol"kondensation" ist veraltet und falsch, da kein Wasser abgespalten wird. Es handelt sich um eine Additionsreaktion, verbunden mit einer Umlagerung. Aus zwei Acetaldehyd entsteht so zum Beispiel Acetaldol.

Hierbei wandert das aktive H-Atom der Methylgruppe des ersten zum O-Atom des zweiten Aldehyds. Die Reaktion dient der Kettenverlängerung. Sie ist reversibel und wird durch Säuren oder Basen katalysiert.
Sie spielt übrigens beim Abbau der Glucose im Rahmen der Glykolyse eine Rolle. Das katalysierende Enzym nennt man Aldolase.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek