Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 116
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F: Es geht um die Oxidation von Phenol mit Kaliumdichromat. Zunächst muss ja Sauerstoff angelagert werden. Dann bekomme ich zB1,2-Dihydroxybenzol. Ist das bereits das Oxidationsprodukt? Oder würde ich dann als Ox.produkt erst das 1,2-Benzochinon nennen?


A: In der Organischen Chemie muss man mit dem Begriff Oxidation vorsichtig sein.
Beispiel: Addieren Sie ein Wassermolekül an eine Verbindung mit Doppelbindung (wie Ethen), so haben Sie keine Oxidation, weil sich die Oxidationszahl des Moleküls nicht ändert.

Bei der Oxidation von Phenol zum Diphenol durch Sauerstoff oder Kaliumdichromat können Sie durchaus von Oxidation sprechen. Parallel werden Sauerstoff oder das Chrom(VI) reduziert. Sie können das auch anhand der Oxidationszahlen der beteiligten C-Atome oder Moleküle zeigen. Pro O-Atom nehmen diese um II zu.

Die Überführung des o-Diphenols in das Benzochinon ist eine erneute Oxidation, da die Oxidationszahl wieder um II zunimmt.


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F: Hiermit möchte ich sie fragen, ob sie mir mitteilen könnten, wie das Polyester auf der Basis von Ricinusöl und Citronensäure aussieht. Diese Frage ist von größter Wichtigkeit, denn ich schreibe meine Facharbeit über das Thema "nachwachsende Rohstoffe zu Kunsstoffen" und habe diesen Versuch als Hauptversuch gewählt. Aber ich konnte bis jetzt nicht ausfindig machen können, wie dieses Polyester aussieht, oder wie es heißt.
Es wäre sehr nett, wenn sie mir weiterhelfen könnten. Ich danke schon mal im voraus.


A: Es ist letztlich ein chaotisches Produkt, das nur zum Spaß synthetisiert und diskutiert wird. Polyester kennen Sie doch wohl? Ricinusöl nennen Sie HO-R-OH, das hitzebedingte Zersetzungsprodukt von Citronensäure HOOC-R-COOH. Nun können Sie Ihre gewünschte Polyester-Struktur aufbauen.
Einen Namen hat das System noch nicht. Vielleicht könnten Sie im Rahmen Ihrer Facharbeit einen erfinden?


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F: Hallo, am Samstag habe ich zufällig zum erstenmal den Saft einer Zitrone zusammen mit Rotwein im Mund gehabt. Es hat so geschmeckt, als hätte ich reines Eisen im Mund. Was für eine chemische Reaktion ist abgelaufen?


A: Dass Eisenverbindungen im Rotwein enthalten sind, ist denkbar. Schließlich ist Wein ein Naturprodukt, das auf eisenhaltigen Böden gewachsen ist. Schwerlösliche Eisenverbindungen, die in Spuren/Flocken im Wein enthalten sind, werden durch Citronensäure mobilisiert. Außerdem wird Rotwein durch Zusatz von Eisenverbindungen geschönt. Die sollten allerdings die natürlich enthaltenen Eisenverbindungen entfernen helfen. Aber wer weiß schon, was da alles gelaufen ist. Vielleicht war der Filter defekt, oder die Schönungsmengen sind falsch berechnet worden.
Da gibt es viele Möglichkeiten. Vor allem aber sind Ihre geschmacklichen Assoziationen schwer zu kommentieren.


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F: Ich habe eine frage, und zwar "warum fühlen sich laugen seifig an?". über eine antwort würde ich mich sehr freuen.


A: Gleich vorneweg: Wir haben keinen Seifig-Sinn. Die Haut hat nur Rezeptoren für Schmerz, Warm/Kalt und Druck.
Jedoch lassen die Laugen die Haut besonders stark aufquellen. Sie schädigen auch die Fettumhüllungen der Nerven. Insgesamt wird dadurch das Gefühlssystem der Haut gestört. Hinzu kommt, dass die Haut glitschig wird. Das alles macht das "seifige" Gefühl.

Lies dazu auch in unserer Wasserwebseitengruppe den Text "Warum fühlt sich Wasser nass an?".


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F: Ich besuche an der Deutschen Schule Singapur die 8. Klasse. Im Moment besprechen wir (also meine Klassenkameraden, mein Lehrer (Herr Rudolf) und ich) das Experiment in dem man Kupfer und Schwefel über einem Brenner vermischt. Auf jeden Fall sind wir irgendwie darauf gekommen das bei Streichhölzern der Kopf aus Schwefel besteht. Ich hab jetzt also die Frage warum es den Kopf in verschiedenen Farben gibt? Liegt das an den verschiedenen Stoffe die dazu benutzt werden oder ist das einfach nur Farbe die von den Herstellern dazu getan wurde um die Streichhölzer schöner aussehen zu lassen.


A: Der Kopf von Streichhölzern besteht nur zu einem winzigen Teil (4-7 %) aus Schwefel. Auch wenn man gern von Schwefelhölzern spricht (wie zum Beispiel der dänische Erzähler Christian Andersen in seinem anrührenden Märchen vom Mädchen mit den Zündhölzern - lasst Euch das mal von eurem Lehrer vorlesen!...)!
Die Zündmasse besteht zu 50-60 % aus einem Oxidationsmittel (Kaliumchlorat) und wie gesagt nur 4-7 % Schwefel als Brennstoff. Dazu kommen noch Glasmehl (zur Erzeugung von Reibungshitze beim Reiben zum Anzünden) sowie Bindemittel (damit der Zündholzkopf nicht auseinander fällt) und Füllstoffe.
Und weiter sind enthalten: - jetzt kommt es - entweder Kaliumchromat (hellgelb) oder Braunstein (schwarzbraun) als katalytischen Zündregler. Daraus resultieren schon unterschiedliche Farben. Manche Zündhölzer enthalten statt Schwefel als Brennmasse auch Antimonsulfid (knallrot!).
Heute hat man aber aus Werbegründen viele Zündköpfe entsprechend eingefärbt. Die Streichhölzer meiner Lieblingskneipe sind zum Beispiel pinkfarben.

Wenn wir schon dabei sind: Dagegen sind die Reibflächen der Schachteln fast immer rotbraun gefärbt, da sie rotbraunen Phosphor (zusammen mit Glasstaub) enthalten. Denn die eigentliche Zündung erfolgt nicht am Kopf, sondern an der Reibfläche. Durch das Reiben setzt man zunächst den Phosphor auf der Schachtel in Brand. Phosphor entzündet die Mischung aus Kaliumchlorat und Schwefel (oder Schwefelverbindungen).

Anders wäre das gefährlich! Denn dann würden Zündhölzer, die aneinander reiben, anfangen zu brennen. Das war früher so! Da waren die Zündhölzchen auch noch weißgelb - wegen des giftigen weiß-gelben Phosphors. Der ist so reaktiv, das er sich in der Hosentasche selbst entzünden konnte. Das war in heißen Gegenden wie Singapur keine Seltenheit.

Die modernen Zündhölzer (man nennt sie Sicherheitshölzchen) tun das nicht mehr.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek