Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

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F: Ich wurde durch einen Zeitschriftenartikel auf Ihre brillante (ohne Schmuh!) Website aufmerksam gemacht. In diesem Artikel wurde auch von dem Wunder der "blauen Badewanne" berichtet - nur leider kann ich ausgerechnet den entsprechenden Beitrag auf der Site nicht finden: Meine Eltern erlebten nämlich gerade ein ähnliches Phänomen:
Seit acht Jahren ist eine ursprünglich cremeweisse Kunststoffklobrille der Firma Geberit in Gebrauch. Sie wurde all die Jahre hindurch ganz normal, nicht übermäßig häufig, benutzt und entsprechend geputzt - meistens nur feucht. Wenn Putzmittel benutzt wurden, dann ganz normale Badreiniger; meine Mutter verwendet seit ca. einem Jahr "bif shower and clean" (also irgendein Kalkabsetzungsverhinderer).
Letzte Woche wurde diese Klobrille im wahrsten Sinne über Nacht, im Verlauf von zwölf Stunden - ohne vorher geputzt o. ä. worden zu sein - im Bereich der "Auflagefläche" strahlend lila! (Auflagefläche will heißen: Dort wo Schenkel und Gesäß aufsitzen, die "Zwickel" vorne und hinten sind weiß geblieben.)
Dieses Lila ist im Kunststoff, also nicht abwaschbar. Eine Anfrage an Geberit, ob sie eine Erklärung wüssten, blieb unbeantwortet. Ich bin mit meinen Humanmedizinerchemiekenntnissen auch verloren...
Wir sind aber alle so furchtbar neugierig! Können Sie uns helfen?
Herzlichen Dank und viele Grüße


A: Danke für´s Lob! Die gesuchte Webseite mit den Abscheidungen von Kupfersalzen als Farbgeber von Badewannen finden Sie unter Kurze Fragen-Kurze Antworten Nr. 600.
Zu Ihrem Farbproblem: Kann es sein, dass sich da jemand einen Scherz erlaubt hat, für den ich vielleicht verantwortlich zeichnen muss? Ich habe in meinem Tipp des Monats Dezember 2003 beschrieben, wie man Diebe überführen kann, indem man das voraussichtliche Diebesgut (wie Handtaschen, Portemonnaies...) mit Ninhydrin-Pulver einstaubt. Wer daran fasst, bekommt lila Pfoten.
Fragen Sie also die Betroffenen, ob auch deren Haut lila gefärbt worden ist. Dann war es Ninhydrin auf der Klobrille...
Fragen Sie in Ihrem Freundeskreis herum, wer an Ninhydrin herankommt...


F: Erst einmal sehr herzlichen Dank für Ihre ausführliche prompte Antwort! Die Ninhydrinspur verlief leider ins Leere, aber nun kam ein sehr interessanter Brief der Firma Geberit, den ich Ihnen - zusammen mit der Beschreibung der verwendeten Körperpflegemittel übersende.
Verwendung als Bodylotion oder Hautcreme fand:
1. Jade Skin Naturals bodycocoon (entwickelt mit der Garnier Forschung)
Die Inhaltsstoffe von Jade bodycocoon sind vielfältig und sicherlich im Netz nachzulesen, hier zu viele um aufgeführt zu werden.

2. Tal exklusiv Hautcreme von Parsenn-Produkte GmbH, Eimeldingen
(Inhaltsstoffe: Aqua, Glycerin, Olea europea, Stearic Acid, Glyceryl Stearate, Tocopherol, Triethanol amine, Fragrance, Methyl Paraben, Propyl Paraben.

Und hier der Brief von Fa. Geberit (ohne Korrekturen...):
In einem ähnlichen Fall konnten wir den Vorgang bereits untersuchen. Gemeinsam mit unserem Vorlieferanten der BASF wurde versucht diesen Vorgang nachzustellen. Trotz aufwendiger Oberflächenanalyse konnte nicht festgestellt werden, wie das verwendete Material ASA eine hell-lila Verfärbung erhält.
Jedoch konnte nachgewiesen werden, dass Körpercreme bzw. Körperpflegemittel in Verbindungen mit "Ausdünstungen" des menschlichen Körpers zu chemischen Reaktionen führen können, die die Oberfläche des WC Sitzes angreifen können. Abhilfe kann hier mit einem zusätzlichen überlackieren des verfärbten Sitzes geschaffen werden.
Wir hoffen wir konnten Ihnen mit dieser Aussage weiterhelfen. Sollten Sie diesbezüglich noch Fragen haben rufen Sie mich bitte an.

Zum Schluss: Man kann dieses Phänomen wahrscheinlich unter die Rubrik "Probleme, die die Welt nicht braucht" fassen, aber irgendwie interessant ist es doch...


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F: In der Waschmittelwerbung, genauer bei der Vorstellung eines Sauerstoff-Bleichmittels, wird das Verhalten von Jodlösung gegenüber dem Hauptbestandteil Natriumpercarbonat demonstriert.
Natriumpercarbonat enthält an Natriumcarbonat angelagertes Wasserstoffperoxid.
Ich kann mir die hier ablaufende Reaktion nicht erklären.
Für eine Information wäre ich dankbar.


A: Natriumpercarbonat ist 2 Na2CO3 · 3 H2O2. Bei der Hydrolyse wird Wasserstoffperoxid H2O2 freigesetzt, das bekanntlich mit Iodid reagiert. Es ist sogar so, dass H2O2 bei diesem Mechanismus Radikale bildet wie OH· und HO2·, die noch reaktiver sind als H2O2. Der Mechanismus ähnelt dem der Reaktion mit dem Zahn- und Haarbleichmittel Carbamidperoxid.

Hierzu haben wir eine Webseite.


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F: Hallo. ich hätte da mal eine Frage zum Thema "Natrium auf Wasser" und wäre sehr erfreut, wenn Sie mir weiter helfen würden.
Also, wenn man Natrium auf Wasser gibt, flitzt es ja so hin und her... Warum ist das so? Hat das vielleicht etwas mit der Oberflächenspannund


A: Natrium reagiert mit Wasser unter Bildung von Wasserstoff, einem Gas. Da sich das an der Kontaktfläche zwischen Wasser und Natriummetall bildet, rutscht das Natriumstück wie ein Luftkissenboot auf der Wasseroberfläche herum. Das hat natürlich auch etwas mit der Oberflächenspannung des Wassers an der Grenze Wasser/Luft (bzw. Gas) zu tun.
Wasserstoff ist übrigens leicht entzündlich. Deshalb siehst du bei der Reaktion auch Feuer.


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F: Sind die Inhaltstoffe:Methylparaben,Butylparaben,Ethylparaben,Propylparaben,in Gesichtscremes krebseregend? Welche weiteren Inhaltsstoffe,sollte man unbedingt meiden?


A: Parabene sind Ester der 4-Hydroxybenzoesäure (andere Bezeichnung para-Benzoesäure, daher stammt auch der Name der Stoffgruppe). Als typische Parastoffe haben sie ein hohes allergenes Potential - wie zum Beispiel auch para-Nitrophenol oder Chloramphenicol. Sie sind auch in vielen Medikamenten enthalten - so in manchen Bisolvon-Zubereitungen. Als Konsumentin können Sie der Substanz kaum entgehen...
Über das kanzerogene Potential der Parabene ist mir nichts bekannt.
Welche weiteren Inhaltsstoffe Sie meiden sollten? Gerade in der Kosmetik gibt es unglaublich viele Inhaltsstoffe, die für den einen oder anderen bedenklich sind. Dazu gehören auch scheinbar harmlose Inhaltsstoffe wie Lanolin. Am besten, Sie bleiben bei dem Produkt, das Sie vertragen und wechseln nicht ständig auf andere Marken (Motto "Man muss ja schließlich mal etwas Neues ausprobieren"...).

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek