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Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume |
1001
F: Sind die Atomstruktur- bzw. Molekül-Anordung und das Kristallsystem bei
Kristallen geometrisch übereinstimmend und sieht man dies äusserlich in jedem Fall einem Kristall an?
A: Das ist ab und zu der Fall. Zum Beispiel beim Steinsalz oder beim
Quarz sowie dem ähnlich gebauten Wasser-Eis; auch beim Diamanten. Im allgemeinen sind die Kristallkomponenten
aber so komplex zusammengesetzt, dass die Elementarzelle für Laien keinen offensichtlichen Aufschluss über
die Kristallform gibt.
1002
F: Es sollen ja 98 % der festen Erde kristallin sein. Es müsste also
sozusagen das meiste Gestein kristallin angeordnet sein. Warum sieht man aber nicht mehr Kristalle (zum
Beispiel in einer Kalkschicht)?
A: Man findet nicht immer tonnenschwere Kristalle wie die vom
Quarz in Brasilien. Das ist eine Frage der optischen Vergrößerung. Sie können zum Beispiel Kalkspatkristalle
stundenlang zu feinstem Pulver zermörsern und sieben. Unterm Mikroskop sehen Sie immer wieder nur
Kalkspat-Rhomboeder.
Das als Turner-Puder bekannte feinpulverige Magnesia MgO zeigt unterm Elektronenmikroskop Würfel wie
Kochsalz.
Der Erdkern besteht wahrscheinlich aus einem Konglomerat von Eisen/Nickel-Oktaedern. Diese sind Ursache
für die Widmannstetterschen Figuren im Anschliff von Meteoriten. Diese
Oktaeder findet man auch in Gibeon / Namibia, wo vor ca. 20 Millionen Jahren ein entsprechender Eisen-Meteorit
(vielleicht sogar ein Asteroid) in der Atmosphäre zerplatzt und weiträumig aufgeschlagen ist.
1003
F: Ich bin angehende Erzieherin und kann meinen Kindergartenkindern
folgende Frage nicht beantworten: Warum ist Kochsalz würfelförmig?
A: Kochsalz besteht aus vielen superkleinen Teilchen. Die sind
so klein, dass man sie nicht sehen kann. Man kann sie sich aber als Bälle vorstellen. Es gibt zwei Sorten:
Kleine und große. Die legen sich ordentlich nebeneinander und übereinander. So bilden sich regelmäßige
Körper - in diesem Fall Würfel. Bilder dazu finden Sie in den folgenden Kristallwebseiten
/dc2/kristalle/dc2kt_23.htm
sowie
/dc2/kristalle/ion-gitt.htm
Es gibt aber noch andere Kristallformen. Schauen Sie einfach mal in die Webseitengruppe Kristalle hinein und blättern Sie im Inhaltsverzeichnis. Vielleicht können Sie mit den Kindern auch mal Kristalle züchten.
1004
F: Früher fielen die Wundpflaster immer rasch ab. In letzter
Zeit halten die Pflaster aber so gut, dass man sie umgekehrt kaum ablösen kann. Wie kann man sie dennoch
herunterbekommen, ohne dass einem die Haut mit abreißt?
A: Der Kleber quillt in Benzin und ist zum Teil auch löslich.
Deshalb geben Sie Reinigungsbenzin (oder Feuerzeugbenzin) auf das Pflaster, warten ein paar Minuten und
ziehen dann das Pflaster ab. Reste des Klebers können Sie vorsichtig mit einem Tuch, das Sie mit Benzin
tränken, entfernen. Die Wunde wird von dem Benzin nicht sonderlich betroffen, da das Benzin äußerst
rasch verdunstet.
Es wird auch gesagt, dass man statt Benzin Speiseöl nehmen sollte. Das hat den Nachteil, dass es nicht
so rasch wie Benzin verdunstet. Man läuft Gefahr, sich damit die Wunde zu verschmutzen.
1005
F: Mich würde interessieren, wie diese lösbaren Klebstoffe der Notizzettel
funktionieren z.B. "Post it " oder ähnliche .
A: Gutes Kleben ist landläufig immer nur eine Frage der möglichst
stabilen Verbindung. Das muss nicht sein. Post-it®-Notizzettel kleben sicher und ohne zu verrutschen, sind
aber leicht wieder abzulösen, ohne Klebespuren zu hinterlassen. Solche Klebstoffe (Adhäsive) beruhen auf
Adhäsion. Hier sind es vor allem van der Waalsche Bindungen zwischen unpolaren Klebern und dem Cellulose-Gerüst.
Ich kenne nicht die genaue Zusammensetzung der von Ihnen angesprochenen Klebesysteme der Firma 3M. (3M steht
für Minnesota, Mining and Manufacturing Company.) Der Post-it-Effekt beruht auf einem um 1970 fehlgeschlagenen
Versuch eines Chemikers namens Spencer Silver, einen festhaftenden Klebstoff aus Kautschuk herzustellen: "It was
super weak instead of super strong." Silver hat diesen Stoff nicht verworfen, obwohl keiner so recht wusste,
was man damit anfangen sollte.
Nun kommt das Glück: Da gab es einen Kollegen, Arthur Fry, der pflegte im Kirchenchor zu singen. Fry störte es immer, wenn die Markierungszettelchen aus seinem Gesangbuch herausflatterten. Da fiel ihm Silvers Adhäsiv ein. Ab 1980 war es soweit - Post-it trat nach einigen weiteren Entwicklungsarbeiten in den USA seinen endgültigen Siegeszug an. (3M hat übrigens auch die klebenden Filme à la Tesafilm erfunden.)
Auch selbstklebende Briefumschläge sind mit Adhäsionsklebern (Haftklebstoffen) beschichtet. Chemisch handelt
es sich bei diesen meistens um Kautschukanaloge oder um Polyacrylate, Polymere aus Acrylsäure-Estern.
Beim Auftrennen der Klebeschicht zeigen sie eine ausgeprägte Lumineszenz bzw. sogar richtige elektrische
Entladungen. Schauen Sie in unseren Tipp April 1999!!