Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 184
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F: Ich stelle mir die Erde als total glatte, ideale Kugel vor. Um den Äquator denke ich mir eine Leine, die direkt aufliegt. Diese Leine hat die Erdumfangslänge von 40.000 km. Wenn ich in diese Leine ein einen Meter langes Stück einflicke, nimmt der Radius des Leinenkreises natürlich zu. Wenn ich nun dafür sorge, dass die Leine überall den gleichen Abstand zur Erdoberfläche hat, kann dann eine Maus darunter durchkriechen?


A: Die Antwort lautet "Ja". Sogar ein kleines Kind passt durch.

Der Umfang ist bekanntlich U = 2 p · r. Rechnen Sie nun Folgendes aus:

Der Unterschied beträgt 15,9 cm!

Obwohl das nicht aussieht, als wäre das eine chemische Frage: Es ist wieder einmal ein Beispiel dafür, welche Schwierigkeiten wir haben, wenn es sich um Spielerei mit Größenordnungen handelt - vor allem auch in der Chemie ein Problem.


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F: Für alle linearen Carbonsäuren bis mit zu 10 C-Atomen gibt es Trivialnamen, aber nicht für die mit 7 C-Atomen.


A: Das ist nicht richtig. Die Heptansäure heißt Önanthsäure. Übersetzt heißt das Weinsäure. Sie wurde erstmals im Wein als Rückstand/Stoffwechselprodukt der Weinhefe entdeckt. Ihr Schmelzpunkt ist übrigens -7,5 °C; sie ist somit bei Zimmertemperatur flüssig. Der Geruch ist eher ranzig.
Önanthsäure wird in einigen Büchern als giftig bezeichnet. Ihre Ester sind Bestandteile der Fuselöle und werden unter anderem für den Kater "danach" verantwortlich gemacht.


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F: Betr: Koffein als Konservierungsmittel?
Hallo!
Wie ich (angehender Lacklaborant) las, wirkt Coffein in Pflanzen als natürlicher Schutz gegen Fressfeinde. Wirkt dieses nur auf Kleintiere wie Schnecken und andere Viecher oder auch bakterizid und fungizid usw? Hier wäre vielleciht ein interessanter Ansatzpunkt in meinem Beruf, da viele Konservierer immer noch Schwefel oder andere nicht gerade gesundheitsfördernde Stoffe enthalten. Vielleicht können Sie mir bei diesem Thema weiterhelfen. (Nachdem wir ja schon nicht ganz ernstzunehmende Pläne von 'essbaren' Dispersionsfarben mit Kakaopulver als Pigment, Sossenbinder als Rheologiemittel hatten... ;) )


A: Coffein (bitte als angehender Chemiker nicht Koffein schreiben!) ist für den Menschen ein nicht unbedenkliches, stark physiologisch wirkendes Mittel. (Kennen Sie meinen Tipp des Monats zum Thema?) Deshalb sind solche Überlegungen zwar nicht verboten, die praktische Umsetzung aber sehr wohl. Übrigens nahm man früher Nicotin als Insectizid. Heute weiß man, dass man damit wohl mehr Hunde und Katzen als deren Flöhe umgebracht hat...


F: Nocheinmal Hallo!
Das Coffein (in größeren Mengen) ein Gift ist, ist mir durchaus bewusst. Die ganze Sache wurde durch Ihren Tipp des Monats ins Rollen gebracht. Meine Überlegung ging eher dahin, Coffein als Konservierer in Binderfarben zu benutzen: Solange der Stoff nicht über die Epidermis aufgenommen wird (Farben werden generell nicht verzehrt), wirkt er auch nicht giftig und wäre ohne Problem biologisch abbaubar, was eine wesentlich Verbesserung für den Umweltschutz darstellen würde. Vielleicht lässt sich mein Ausbilder zu einer kleinen Testreihe hinreissen um darüber etwas herauszufinden. In jeden Fall danke ich Ihnen nochmals dafür, dass Sie mit Ihren Texten uns Auszubildende immer wieder zum Nachahmen, Nachlesen und Nachdenken anregen.


A: Das ist wohl machbar, denn Coffein ist sehr stabil. Aber denken Sie daran, dass es auch den Farb-Abrieb gibt... Hinzu kommt, dass Coffein auch bei niedrigen Temperaturen in gewissem Umfang sublimiert.
Ein Sportler sollte nicht in einer solchen Wohnung leben, da er ständig Coffein aufnimmt und deshalb bei jedem Doping-Test durchfallen würde.
Wissen Sie, dass es sogar Haarpflegemittel mit Coffein gibt? Mit Warnhinweis für Sportler...


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F: Guten Tag ich bin ein Schüler aus der 7. Klasse der Realschule Oberesslingen diese Schule Liegt in Esslingen.Ich hab da ein frage ich und mein Freund haben ein Experiment gemacht und zwar haben wir eine 1 liter Coca Cola Flasche(Flasche ist voll) genommen und haben das kau bonbon Mentos rein getan und dann nach nur kurzer Zeit spritzte die Coca Cola heftig raus.
Des wegen schreibe ich ihnen ein E-Mail und ich hoffe sie können mir erklären wie es dazu kommen kann
Mit Feundlichen Grüßen Al-Hakim...


A: Dass die Cola herausspritzt, liegt daran, dass sich ein Gas gebildet hat, als du den Bonbon hinein gegeben hast. Das Gas ist Kohlenstoffdioxid (CO2). Denn die Cola enthält viel gelöstes Kohlenstoffdioxid. Ich will deine Beobachtung erklären.

Gelöste Gase kannst du auf dreierlei Art austreiben:
1. Du säuerst die Lösung an. Das gelingt schon mit einem sauren Drops. Oder mit Zitronensaft oder Essig.
2. Du gibst Kristalle wie von Zucker zu. An den Kristall-Oberflächen entwickeln sich gelöste Gase ganz besonders gern. Je feiner die Kristalle sind, desto mehr schäumt es.
Das hast du mit deinem Bonbon gemacht. Dazu gibt es noch etwas:
3. Du kannst die Lösung auch erwärmen.

All das kannst du auch mit frischem Mineralwasser ausprobieren. Aber nicht das "Stille Wasser" nehmen. Das enthält kaum gelöstes Gas.

Heißt du übrigens echt Al-Hakim oder hast du dir den Namen einfach so zugelegt? Weißt du, dass dieser Name im Arabischen "Der Arzt" bedeutet?


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F: Auf ihrer website habe ich gelesen, dass sie davon abraten, kaffeemaschinen mit hilfe von citronensäure zu entkalken. (in fast allen foren wird von essigsäure abgeraten, während man zu citronensäure rät.) welche säure empfehlen sie mir für die entkalkung meiner espressomaschine?


A: Ihre Frage kommt mir gelegen. Denn gestern habe ich unseren Wasserkocher (Topf mit integriertem Tauchsieder) mit Citronensäure entkalkt. Das Problem bei der Citronensäure war offensichtlich: Sogar beim Kaltentkalken erwies sie sich als nur in Grenzen geeignet. Zwar löste sich der Kalk in der Citronensäure auf. Das sich bildende lösliche Citrat (ein Calciumkomplex) wandelte sich zum Teil schon in der Kälte in schwerlösliches Calciumcitrat um. (Deshalb war unsere Edelstahl-Spüle nach der Arbeit derartig mit einem kalkartigen Überzug "versifft", dass ich zum Reinigen mit einer harten Bürste rangehen musste.)
Auch der letzte Belag in unserem Kocher war nur mit einer Bürste abzuputzen, obwohl noch genügend Citronensäure in der Lösung war. Wie wollen Sie dann erst Rohrleitungen in einer Kaffeemaschine entkalken? Dazu kommt, dass sich beim Erwärmen schwerlösliches Calciumcitrat erst recht in großen Mengen abscheidet.

Bleibt die Frage, wie ich dann meine Kaffeemaschine entkalke. Essigsäure nehme ich auch nicht - ich nehme die noch aggressivere Ameisensäure und lasse mit einer verdünnten Lösung (ca. 5 %) mehrmals das Kochprogramm der Maschine durchfahren. Die Maschine habe ich übrigens seit 20 Jahren...

Nur bei Chromteilen sollten Sie aufpassen. Essigsäure und Ameisensäure greifen Chrom rasch an - Citronensäure nicht.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek