Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 192
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F: Es heißt immer, Dextroenergen® sei reine Glucose. Warum geht der Silberspiegelversuch damit nicht?


A: Es stimmt: Mit Dextroenergen kann man zwar Silber-Ionen reduzieren, aber der Erfolg ist hinsichtlich einer Verspiegelung sauberer Reagenzgläser eher mäßig. Der Grund: Dextroenergen ist weniger Glucose als Maltodextrin, also partiell abgebaute Stärke. Darin befinden sich auch im alkalischen Milieu zu wenige freie Aldehydgruppen, so dass Silber-Ionen nicht im bekannten Umfang reduziert werden.
Außerdem ist wichtig, dass Maltodextrin kein sonderlich gut geeigneter Kristallisations-Inhibitor ist. Auch das ist wichtig für die Spiegelbildung. Mit Maltodextrin bilden sich nur große graue Kristallaggregate, aber keine mikrokristalline, spiegelnde Abscheidungen.
Siehe hierzu unseren Tipp des Monats "Warum glänzen Christbaumkugeln überhaupt?"


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F: Habe seit etwa 4 Monaten eine Kalium/Alumminiumsulfatlösung im Keller stehen und der Kristall in der Lösung wächst fast gar nicht, weil das Wasser so langsam verdunstet. Also ich würde mich freuen, wenn Sie mir ein paar Tipps/Informationen für ein nicht umständliches und schnelles Verfahren geben könnten.


A: Bei uns wachsen die Kristalle täglich - messbar. Im Keller haben Sie sicherlich wechselnde Temperaturen, so dass Ihr Kristall hinsichtlich Lösen und Kristallisieren ein Gleichgewicht erreicht hat. Vielleicht ist der Keller außerdem zu feucht zum Verdunsten des Lösemittels Wasser.
Machen Sie es, wie wir es in unseren Kristallwebseiten (auch in den Grundschulwebseiten) beschreiben: Stellen Sie die Anordnung in den Kühlschrank. Darin ist die Temperatur konstant, und trocken ist es auch.
Für besonders große Kristalle können Sie auch von heißen, gesättigten Lösungen ausgehen, in die Sie Ihren Startkristall hängen. Vor kurzem hatten wir so innerhalb weniger Stunden einen 400 g-Kupfersulfatkristall gezüchtet. Im Falle des Alauns sind die so erzielten Kristalle aber nicht klar. Dazu ist die langsame Kühlschrankmethode besser geeignet.


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F: Wo liegt eigentlich der unterschied zwischen extraktion, destillation und wasserdampfdestillation?


A: Extraktion: Herauslösen eines Bestandteils aus einem festen oder flüssigen Stoffgemisch mit Hilfe eines Lösemittels. Macht man durch "Ausschütteln" oder mit dem Soxhlet. Beispiel: Roter Farbstoff aus Paprika mit Benzin. Anderes Beispiel: Tee- oder Kaffeekochen sind letztlich nur die Extraktion von Coffein (und ähnlichen Stoffen).
Destillation: Trennung vor allem flüssiger Stoffgemische durch Verdampfen und anschließender Wiederverflüssigung. Beispiel Alkohol aus der Maische beim Alkoholbrennen. Man kann auch verflüssigte Luft destillieren und dabei in ihre Bestandteile zerlegen - wie Erdöl.
Wasserdampfdestillation: Trennung wässriger Stoffgemische durch Verdampfen des stark überschüssigen Wassers, wobei hochsiedende Substanzen in die Vorlage mitgerissen werden. Beispiel: Zitronenschalenöl aus wässriger Suspension von fein zerkleinerten Zitronenschalen.


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F: Was bedeutet Pandemie?


A: Das ist eigentlich eine medizinische Frage...
Zunächst eine Vorbemerkung: Eine Epidemie ist wörtlich genommen eine "in einem Volk weitverbreitete Krankheit". Dahinter stecken die griechischen Begriffe epi (dazu, dabei,...) und demos (Volk).
Das Wort Pandemie hat seinen Ursprung im griechischen pan (gesamt, ganz, völlig) und demos (Volk). Damit beschreibt man eine Krankheit, die sich über Ländergrenzen und Kontinente ausweitet - wie zum Beispiel Aids. Es gibt auch die Ansicht, dass man damit die Überschreitung der Artgrenzen meint - wie zum Beispiel bei der Vogelgrippe, die auch Menschen befallen kann.


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F: Betreff: Alles Essig oder was?
Sehr geehrter Herr Blume,
kann Essig eigentlich schlecht werden? Aus Zucker wird durch Hefen Alkohol, aus Alkohol wird durch Essigbakterien Essig, aber was passiert dann ..... alldieweil Essig ja auch zur Konservierung benutzt wird z.B. bei Gewürzgurken......* aber Wasser und CO2 ist Essig ja nun noch nicht mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für ihre Bemühungen ...

* Wenn etwas nicht mehr zu retten ist, dann sagt man in Süddeutschland ja auch oft: "Alles Essig! ".


A: Aber natürlich kann Essig schlecht werden! Dabei entstehen CO2 und Wasser, wie Sie richtig anmerken. Denken Sie daran: Essigsäure ist brennbar! Denn sie enthält so viel chemische Energie, dass die Mikroorganismen blöd wären, wenn sie nicht versuchen würden, diese wohlfeile Energiequelle anzuzapfen!
Zur Erinnerung: Bei fehlendem Ethanol fangen die Essigbakterien an, den Essig, den sie gerade brav hergestellt haben, zu verbraten. Dazu brauchen sie nur ihren Stoffwechsel umzustellen. Man muss deshalb die Essiggärung bei einem bestimmten Prozentsatz an Ethanol (aus dem man den Essig gewinnt) abbrechen. (Schauen Sie in meine Webseitengruppe zum Thema "Essig".)
Beim Vergammeln von Essig sind biochemische Spezialisten gefragt. Säurefeste Pilze zum Beispiel oder Bakterien, die sich allesamt um die Aussage, Essig sei ein perfektes Konservierungsmittel, nicht kümmern. Wie gesagt: Viele Mikroorganismen halten sich nicht an die ihnen zugeteilte Rolle. Sie stellen im sauren Essig ihr Wachstum und ihre Vermehrung keineswegs ein.
Probieren Sie es einfach mal aus: Stellen Sie eine Probe von Haushaltsessig einige Tagen offen hin. Sie finden garantiert bald Kolonien von Mikroorganismen, die oben auf der Lösung schwimmen, oder die Essigsäurelösung trübt sich.
Fazit: Auch ein sauer eingelegter Rollmops kann nach Öffnung des Glases bald zu einer giftigen Angelegenheit mutieren.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek