Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 271
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F: Bei der Titration von Zitronensaft mit Natronlauge und Phenolphthalein als Indikator ist folgendes Problem eingetreten. Statt der am Äquivalenzpunkt zu erwarteten Violettfärbung ist eine Orangefärbung eingetreten, die trotz weiterer Zugabe von Natronlauge nicht verschwand.
Die Vermutung einer Mischfarbe können wir ausschließen.
Unsere zweite Vermutung war, dass die Bestandteile des Zitronensaftes den Indikator beeinflussen. Diese Vermutung konnten wir weder bestätigen, noch ausschließen. Wir hoffen, dass Sie uns helfen können, da wir im Internet gesehen haben, das Sie sich intensiv mit der Zitrone beschäftigt haben.


A: Bei der Titration mit Phenolphthalein als Indikator solltet ihr eine bleibende Violett- (besser: Purpur-) Färbung erhalten. Die verschwindet nicht, wenn ihr weitere Natronlauge zugebt (es sei denn, ihr gebt sehr viel einer sehr hoch konzentrierten Lauge hinzu).

Euer Zitronensaft ist von vornherein schwach gelblich gefärbt. Darin sind nämlich pflanzliche Farbstoffe enthalten, die bei Zugabe von Natronlauge dunkelgelb werden. Probiert das mal ohne Phenolphthalein aus. Ihr könnt bei etwas Übung sogar mit diesem gelben Farbstoff als Indikator titrieren.
Dieses Dunkelgelb und das Purpur des Phenolphthaleins ergeben einen Orange-Farbton.

Schaut auch mal hier hinein: tip/dezember.htm.

Viel Spaß weiterhin mit der Chemie!


1512
F: Ich muss ein Referat über das Thema "Das Umgang mit unbekannten Proben" machen!!! Können sie mir helfen und erklären , was ich unter dem Begriff verstehen soll und wie ich eine unbekannte Probe untersuchen kann und nachweisen was da drinne ist ! und was in dem Referat rein soll!
Ich würde mich freuen wenn sie mir eine Antwort schicken würden.


A: Bei solch einer Frage bin ich auch ratlos. Vor allem weiß ich nicht, in welcher Klasse zu bist, was du schon von Chemie weißt (usw.).
Am besten gehst du so vor, dass du zunächst das Äußere beschreibst: Aggregatzustand, Geruch, Farbe…
Dann kannst du die Löslichkeit bzw. Mischbarkeit in Wasser, Alkohol, Benzin beschreiben.
Du kannst den Schmelzpunkt oder Siedepunkt bestimmen.
Wie verhält sich der Stoff beim Erhitzen?
Dann kannst du den pH-Wert bestimmen, also die Probe bzw. deren Lösung (in Wasser) mit Indikatorpapier prüfen. Dann kannst du unterscheiden, ob die Lösung sauer, neutral oder alkalisch reagiert.
Du kannst auch die elektrische Leitfähigkeit der festen Probe oder der Lösung bestimmen.

Es gibt also viele Möglichkeiten!


1513
F: Ich habe da eine Frage in Bezug auf Wärmekissen: Schnelle Wärme aus Kistallen.
Sie schreiben da: CH3COO-+Na+(reagiert zu) CH3COONa*3 H2O
Aber das Wasser ist doch vorher garnicht da.
Könnten sie mir bitte eine vollständige Reaktionsgleichung schicken oder wenn das schon so ist mir erklären?


A: Ich vermute, dass Sie meinen Tipp des Monats (tip/01_99.htm) ansprechen. Im Text steht es etwas anders als Sie zitieren, nämlich so:

CH3COO- (aq.) + Na+ (aq.) ———> CH3COONa • 3 H2O (fest)     /exotherm

Der Appendix (aq.) bedeutet: Es ist Wasser anwesend, das irgendwie an die Ionen gebunden ist.


1514
F: Mein Sohnemann hat versucht, das Wärmekissen in der Mikrowelle aufzuladen. Dabei ist es zerplatzt, und nun befindet sich eine Menge eines weißen Pulvers in der Mikrowelle. Ist das giftig? Das Wärmekissen enthält laut Aufschrift Natriumacetat-Trihydrat.


A: Natriumacetat-Trihydrat ist ungiftig. Man kann es eher als Nahrungsmittel betrachten, denn die Säure, auf der es beruht, ist die Essigsäure. Die spielt in unserem Stoffwechsel eine zentrale Rolle und ist darüber hinaus auch noch in vielen Lebensmitteln als Speisewürze oder Konservierungsmittel vorhanden – denken Sie an die eingelegten Gurken.
Reinigen Sie die Mikrowelle mit einem Staubsauger und wischen Sie feucht nach. Vielleicht wird die Mikrowelle bei den nächsten Nutzungen etwas nach Essig stinken. Aber das geht vorüber.
Wie man Wärmekissen richtig auflädt, beschreiben wir hier.


1515
F: Wenn man den Inhalt eines erstarrten Wärmekissens (vermutlich Natriumtriacetat) mit etwas Zitronensäure verreibt, dann entsteht ein Geruch nach Essig. Verdängt die Zitronensäure hier evtl. das Acetat „vom Natrium-Ion“?
Und warum wird die Mischung dann flüssig? Das kann ich mir einfach nicht erklären.

Wie ich auf die Fragen komme? Sie sind Teil einer experimentellen Aufgabe meines Kindes. Natürlich soll sie die Lösung selbst finden, aber ich bin ja auch neugierig und würde es sehr gerne wissen. Und ich habe dazu leider nichts sachlich Hilfreiches finden können.

Vielleicht stell ich mich ja auch nur dumm an und es ist ganz einfach?


A: Ich gehe davon aus, dass Sie unseren Tipp des Monats zum Wärmekissen kennen.

Wenn Sie das Salz aus dem Wärmekissen mit Citronensäure verreiben, reagieren die beiden Substanzen miteinander. Die Citronensäure wirkt etwas stärker sauer als die Essigsäure. Sie treibt deshalb die Essigsäure aus, die zudem noch flüchtig ist. (Sonst würde man ja nichts riechen!) Man kann es chemisch so formulieren:

Natriumacetat + Citronensäure ———> Natriumcitrat + Essigsäure

Man kann nun einwenden, dass die Citronensäure ja erst einmal mit Wasser reagieren muss, um die säuretypischen H+-Ionen freizusetzen. Wasser ist jedoch genug da: Denn die Wärmekissen enthalten ja Natriumacetat-Trihydrat. Der Begriff „Trihydrat“ bedeutet, dass drei Moleküle Wasser auf ein „Molekül“ Natriumacetat kommen. Da sich kein Natriumcitrat-Trihydrat bildet, sondern nur Natriumcitrat, bleibt das Wasser einfach draußen vor; die Mischung verflüssigt sich.

Der Wasseranteil an der Masse des Inhalts eines Wärmekissens beträgt übrigens etwa 40 %. Das kann man so berechnen: Die Molmasse von Natriumacetat beträgt 82 g/mol, die von drei Wassermolekülen 54 g/mol, die des Trihydrats also 136 g/mol. Berechnung des Wasseranteils:

54 g/136 g = 0,397 => 40 %

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Letzte Übe rarbeitung: 07. Dezember 2007, Dagmar Wiechoczek