Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 304
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1676
F: Sehr geehrter Dr. Blume! Ich studiere Chemie auf Lehramt und möchte einen Experimentalvortrag zum Thema Chemie "unter Tage" halten. Ich habe bereits Versuchsvorschirften zur Davyschen Sicherheitslampe und zur Karbidlampe gefunden. Ich würde aber auch gerne Versuche im Zusammenhang mit Salzberkwerken oder Tropfsteinhöhlen durchführen. haben sie vielleicht einen Tip für mich oder wissen an wen ich mich wenden kann ? Ich wäre ihnen sehr Dankbar für eine Antwort
Mit freundlichen Grüßen Christine Porath


A: Experimente zu Salzbergwerken und Tropfsteinhöhlen sind Langzeitversuche und deshalb nicht für einen kurzen Experimentalvortrag geeignet.

Mir fällt da nur Folgendes ein: Sie haben ja die Davysche Grubenlampe als Versuch. Wie wäre es, wenn Sie mal eine kleine Schlagwetterexplosion vorführen: Einen durch Aufblasen vorgedehnten Luftballon oder Plastikbeutel mit Erdgas/Stadtgas/Methan füllen und anzünden. Abdunkeln ist von Vorteil, damit man den riesigen Feuerball sieht.

Wichtig: Gehörschutz für den vorsehen, der den Ballon mit einer Lunte (langer Stock mit einer Kerze) anzünden muss!

Wenn Sie ein Sauerstoff/Methan-Gemisch nehmen wollen, dann benötigen auch die Zuhörer/Zuschauer einen Gehörschutz… Vielleicht fallen dann aber auch nur die Laborfenster ´raus.


1677
F: In Wahlpflichtfach Chemie (8.Klasse AHS) beschäftigen wir uns gerade mit "Chemie in Lebensmitteln".
Was ich jetzt brauch sind einige Versuche zum Thema „GESCHMACKSVERSTÄRKER" (Glutamat).
Ich würd mich sehr freuen, wenn Sie mir ein Tipp geben würden bzw. ein Versuch zu diesem Thema.


A: Das ist wohl wieder ein Beispiel für „Chemie im Kontext“…

Ich gehe einmal davon aus, dass ihr gar nicht wisst, was Glutamat ist. Das ist das Salz einer Aminosäure. Aminosäuren dienen zum Beispiel auch als Baustein von Eiweißen (Proteinen). Darüber hinaus hat Glutamat auch die Eigenschaft, im Gehirn bestimmte Reaktionen auszulösen. Man sagt, es sei ein „Neurotransmitter“. Man weiß mittlerweile auch, dass wir Glutamat schmecken können. Diesen fünften Geschmackssinn benennt man nach einem japanischen Begriff „Umami“ (-> Frage 1314).

Leider kenne ich keinen für den Schuleinsatz geeigneten Versuch zur entsprechenden Wirkung von Glutamat. Was schwebt dir vor? Willst du Essen mit und ohne Glutamat zubereiten und dann den Geschmack vergleichen lassen?

Auch der Nachweis von Glutamat in entsprechenden Zubereitungen wie der bekannten dunkelbraunen Chinasauce dürfte kaum gelingen, da dazu das Glutamat erst angereichert werden muss. Erst dann kann man es nachweisen, zum Beispiel mit Hilfe der Dünnschichtchromatographie. Es gibt auch apparative Nachweismethoden wie z. B. die HPLC oder die Ionenchromatographie. Die sind zwar sehr aufwendig, aber superselektiv. Das machen die chemischen Untersuchungsämter.


1678
F1: Ich habe Ihre Homepage im Netz gefunden, und da ich niemanden kenne, der sich in puncto Chemie auskennt, wende ich mich mal an Sie.
Ich habe das Problem, dass im Kinderzimmer immer wenn die Halogenlampe angeschaltet ist nach einiger Zeit (evtl. wenn sie warm wird?) ein Marzipan ähnlicher Geruch auftritt. Ich habe eben kurz recherchiert, und da hieß es bei Ihnen Marzipanähnlichen Geruch würden Aldehyde und Ketone aufweisen. An anderer Stelle hieß es Cyan wäre dafür verantwortlich, und dass dies nur wenige Menschen riechen können.

Hätten Sie eine Idee was es mit er Lampe auf sich hat, ob das gesundheitsabedenklich für meine Kleine ist, oder an wen ich mich wenden Könnte um dem auf den Grund zu gehen?

Es wäre sehr freundlich, wenn Sie mir bei meiner ungewöhnlichen Frage helfen könnten!


A1: Ihre Frage ist gar nicht so ungewöhnlich...

Marzipanähnlichen Geruch weist nicht nur der Mandelaroma-Stoff Benzaldehyd auf. Seltsamerweise riecht auch die extrem giftige Blausäure (Cyanwasserstoff; chemische Formel HCN) derartig. Beide kommen im aromabildenden Stoff der Bittermandeln (Amygdalin) vor. Aber auch im Kirschlorbeer können Sie den giftigen Stoff finden. Damit können Sie das alles selbst ausprobieren. Hier berichten wir darüber. Die Blausäure riechen manche Leute nicht.

In Ihrem Fall ist es wohl so, dass die Lampe als Lacküberzug Melaminharz enthält. (Melamin ist in letzter Zeit arg ins Gerede geraten (-> Frage 1632).) Wenn man Melaminharz stark erhitzt (was bei Halogenlampen immer der Fall ist), bildet sich unter anderem Blausäure.

Entsorgen Sie das Ding rasch und kaufen Sie eine neue Lampe – am besten beim beratenden Fachhandel und nicht bei Billiganbietern. Achten Sie aber auch darauf, dass Sie nicht eine Lampe erwerben, die statt Melaminharz einen Überzug aus phenolhaltigen Harzen enthält. Dann haben Sie statt Blausäure den Geruch nach Phenol („Krankenhausgeruch“) im Kinderzimmer. Am besten kaufen Sie eine unbeschichtete Lampe.


F2: Vielen vielen Dank für die rasche Antwort! Das hat mir schon sehr weitergeholfen!
Ich werde die Lampe zügig austauschen.
Unglaublich auf was man alles achten muß (sollte). Die Lampe ist zwar aus dem Baumarkt, aber von einer Firma, die sogar Marktführer sein soll... Ich gehe jetzt mal in ein richtiges Lampengeschäft.


1679
F: Betreff: Schadstoffe im Röstkaffee? Gesundheitsgefahr?
Mein Chemiekollege an einer berufsbildenden Schule röstet oft mit Schülern Kaffee. Ist das Rösten von Kaffee so gesund? Welche Schadstoffe entstehen bei diesem Vorgang? Wenn ich mich recht erinnere, gab es mal eine Studie von Ökotest 2006, nach der beim Rösten vor allem das krebserregende Acrylamid und Furan entstehen. Allgemein ist bekannt, dass man verbranntes Toastbrot (schwarz) und zu dunkles Brot nicht essen sollte. Wie ist es, wenn beim Kaffeerösten aus der grünlichen Bohnebohne eine schwarze Bohne wird?


A: Sie haben letztlich Recht: Gesund ist das Ganze sicher nicht. Aber mal ehrlich: Braten Sie sich nicht ab und zu mal ein Schnitzel oder ein Spiegelei? Oder benutzen Sie vielleicht mal eine Friteuse? Rösten Sie nicht mal ein Toastbrot?... Was heißt das: Zu schwarzes Toastbrot? Vielleicht trinken Sie auch gerösteten Kaffee aus dem Supermarkt. Wissen Sie, was da drin ist? Oder in fermentiertem Tee? Oder in Vanille, die ja auch fermentiert wird?

Man kann jetzt darüber streiten, wie gefährlich das Ganze ist. Man darf aber nicht in Öko-Hysterie verfallen: Ich finde, dass der Bildungsgewinn, zu lernen, wie Röstkaffee gemacht wird, das Ganze überwiegt.

Ich habe in meiner Heimatstadt neben einer kleinen Kaffeerösterei gelebt. Früher machten das die kleinen Kaufleute noch selbst! Wenn die geröstet haben, war unser schöner Stadtgarten für einige Zeit eingenebelt. Prozesse gab es deswegen aber nicht. Ich als Kind bin zu denen ´rübergegangen und habe mir angesehen, wie die das machen.

Andere Beispiele:
Ich finde es schade, dass man selbst Versuche wie das Karamelisieren von Zucker nicht mehr im Unterricht zeigen darf. Angeblich entsteht dabei viel Krebserregendes. Gleichzeit kann man aber Karamelbonbons und Karamelpudding kaufen. Die Kinder wie wir früher auch) machen das zu Hause sowieso selber. Motto: Steinhart, aber lecker. Aber weil sie wegen des Verbots, das in der Schule zu machen, nicht gelernt haben, wie man das richtig macht, werden sie dabei wohl ziemlich viel Umweltschädliches produzieren…

Benzol ist in Schülerhand verboten. An der Tankstelle stehen die Kids aber neben dem Tankrüssel, wenn das benzolhaltige Superbenzin in das Auto läuft.

Formaldehyd ist in der Schule verboten. Aber gehen Sie mal durch ein Möbelhaus und schnuppern Sie in die Schränke…

Dahinter steckt nicht etwa der Wille des Staats, uns vor Gesundheitsgefahren zu schützen, sondern das Denken von juristisch denkenden Bürokraten, die den Staat vor potentiellen Klägern und deren Abmahnungen oder Ersatzansprüchen schützen wollen.

Lassen Sie also Ihren Kollegen zusammen mit den Schülern seinen Kaffee rösten. So bewahren wir uns wenigstens noch etwas von der guten alten Zeit.


1680
F: Was ist die stärkste Säure, was die stärkste Base?


A: Das ist eine Frage der Betrachtungsweise. Untersuchen wir nur die Protonenabspaltung bei Säuren oder nur die Protonierung von Basen, so haben wir die Perchlorsäure HClO4 mit pKs um -10 und das Hydrid-Ion H- mit einem pKs-Wert von etwa +39. Diese Werte berechnen wir aus der Freien Energie.

Wenn wir diese Säuren oder Basen jedoch in Wasser lösen, nivelliert sich das alles. Starke Säuren geben ihre Protonen an die Wassermoleküle ab.

Umgekehrt entreißen starke Basen den Wassermolekülen Protonen.

Letztlich bilden sich aus Säuren mit Wasser stets Oxonium-Ionen (H3O+ mit pKs = 0) beziehungsweise aus Basen mit Wasser Hydroxid-Ionen (OH- mit pKs = 14).

Diese sind deshalb im Wasser jeweils die stärkste Säure und die stärkste Base. Starke Säuren sind folglich im Wasser in hohen Konzentrationen alle ähnlich stark. Der pH-Wert ihrer Lösungen bewegt sich immer um 0. Ähnlich ist es mit den starken Basen, deren Lösungen immer einen pH-Wert um 14 besitzen.

Abweichungen von den Idealwerten 0 und 14 ergeben sich aus speziellen Reaktionsbedingungen und auch aus bestimmten strukturellen Besonderheiten der betrachteten starken Säuren und Basen.

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Letzte Überarbeitung: 19. Januar 2009, Dagmar Wiechoczek