Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 351
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1911
F: Ich möchte mit meiner 2. Klasse die Bestimmung von Zucker in Lebensmitteln mithilfe von Glukoseteststäbchen durchführen. Wo kann ich diese Stäbchen günstig bekommen?


A: Die Glukoseteststäbchen (Sticks) gibt es nur in Apotheken. Sie können dort aber unter Hinweis auf Ihre Schulaktivität nach zeitlich abgelaufenen Sticks fragen.

Wichtiger Hinweis: Mit diesen Sticks weisen Sie nur Glucose (Traubenzucker) nach, aber keine Saccharose (Zucker im gewöhnlichen Sinn). Cola-Getränke, Bonbons usw. reagieren deshalb nicht. Selbst der in der Werbung zur Steigerung von Schülerleistungen stets empfohlene „Traubenzucker“ namens Dextroenergen(R) reagiert kaum positiv, weil darin nur wenig freie Glucose enthalten ist, denn es ist nur ein unvollständiges Stärkeabbauprodukt.


1912
F: Ich weiß, dass man im Chemieunterricht Dekan oder Petroleum - wie auch auf Ihrem Server beschrieben - für Demonstrationsversuche zum Cracken benutzen kann. Mich würde interessieren, ob man genauso mit dem handelsüblichen Perlkatalysator Pflanzenöle cracken kann.


A: Das, was Sie vorhaben, könnte Schwierigkeiten machen, denn dabei entstehen sicherlich Wasser, Alkohole und CO2, was alles den Nachweis der Produkte erschwert. Wenn es aber unbedingt sein muss, würde ich erst einmal mit Fettsäuren - wie z. B. der Ölsäure - anfangen.

Wir haben einen Versuch zum Cracken.


1913
F: Für eine Schüler-Experimentieren-Arbeit wollte ich die Konzentration von Vitamin C in Paprika untersuchen. Die Paprika sollte eine Woche im Kühlschrank aufbewahrt werden und dann erneut gemessen werden.
Ich habe durch Titration festgestellt, dass die eine Woche lang gelagerte Paprika deutlich mehr Vitamin C enthielt als die frische.
Mit einem Vitamin C-Nachweisstick haben wir noch größere Unterschiede gemessen.


A: Sie meinen wahrscheinlich die Bestimmung von Ascorbinsäure (AscH2) durch Titration mit Kalium-iodat. Diese Methode funktioniert im Allgemeinen recht gut.

Ich bekomme viele Anfragen wie die Ihrige. Die Leute wollen nachweisen, dass Gemüse (usw.) beim Lagern Vitamin C verliert. Das Problem ist die Probenvorbereitung. AscH2 ist in den Zellen und dort in speziellen Organellen enthalten. Wenn Sie die Konzentration bestimmen wollen, müssen Sie alles möglichst fein und gleichmäßig zermahlen und bis ins letzte Detail zerlegen („homogenisieren“) - und das möglichst unter Schutzgas, also ohne Sauerstoff. Das funktioniert bei Ihnen (wie allgemein in den Schulen) wohl nicht so richtig. Das heißt, dass die Ergebnisse nicht miteinander vergleichbar sind, weil sie mit großen Fehlern behaftet sind.

Hinzu kommt Folgendes: Wenn Sie die Paprikaschote einem Stress aussetzen - wie z. B. durch lang anhaltendes starkes Abkühlen im Kühlschrank - stirbt sie teilweise ab. Die Zellen zersetzen sich und setzen dabei ihre Inhaltsstoffe frei - in diesem Fall auch AscH2. Wenn Sie dann wieder nach Ihrer Methode „homogenisieren“, haben Sie plötzlich mehr AscH2.

Fazit: Diese Untersuchungen sind nichts für Unternehmungen wie Facharbeiten, „Schüler Experimentieren“ oder „JuFo“.

Sticks geben nur Orientierungswerte. Dabei ist zu beachten, dass diese Sticks Zerfalldaten haben und oftmals auch nicht sachgemäß aufbewahrt wurden, so dass sie bei Nichtgebrauch letztlich rasch wertlos werden.

Ansonsten verweise ich auf meine Webseitengruppe zur Chemie der Ascorbinsäure.


1914
F: Jodiertem Speisesalz wird Kalium-Jodat und nicht Jodid zugesetzt. Ich gehe davon aus, dass das der Fall ist, weil Jodid in der Magensäure nicht so stabil ist.
Die Schilddrüse nimmt jedoch nur durch ihre Natrium-Jodid-Pumpe Jodid auf und oxidiert dieses dann zu Jod.
Damit das der Fall sein kann, muss im Körper jedoch das Jodat zu Jodid werden.
Können Sie mir helfen, wie und wo das passiert? Weil das muss ja nach Passierung des Magens sein, oder wird das Jodat durch die Säure in Jodid reduziert? Aber wenn ja, ist das so stabil, dass es über das Blut zur Schilddrüse transportiert werden kann? Weil eigentlich reagieren Jodat und Jodid ja zu elementarem Jod.


A: Ein Hinweis vorneweg: Für Ihre Recherchen in Internet oder Bibliotheken sollten Sie beachten, dass man Jod heute wissenschaftlich Iod (also auch Iodat,Iodid, iodieren…) schreibt.

Es gibt genügend Möglichkeiten, Iodat zu reduzieren, da es ein relativ starkes Oxidationsmittel ist. Vor allem geht das bakteriell im Darmmilieu, das bekanntlich reduzierend ist. Die von Ihnen angesprochene Reaktion zwischen Iodat und Iodid dürfte kaum eine Rolle spielen, da sich die Reaktionsmischung im Darm viel zu stark verdünnt. Wenn jedoch etwas elementares Iod entstehen sollte, ist das auch nicht weiter schlimm, weil es wie Iodat ein Oxidationsmittel ist, das im reduzierenden Milieu sofort abreagiert. Außerdem ist es mindergiftig und kaum ätzend. Würde man es sonst zum Desinfizieren von kleinen Wunden nehmen?

Die entstandenen Iodid-Ionen werden von der Darmschleimhaut resorbiert und über die Blutbahn abtransportiert. Beim Durchströmen der Schilddrüse fischt sich diese selektiv das Iodid heraus.

Zum Iodieren von Speisesalz haben wir den Tipp des Monats Nr. 77.


1915
F: Ich habe da ein kleines Problem und hoffe auf Ihre Hilfe: Oft lese ich in den Büchern: "Prinzip vom kleinsten Zwang". Auch Sie benutzen auf Ihrer Seite diese Formulierung. Was aber ist mit dem "kleinsten" eigentlich gemeint und wäre es nicht sinnvoller vom "Prinzip vom Zwang" zu sprechen (was ich auch oft lese).

Unter "Zwang" verstehe ich eine Intervention von außen ("Übt man einen Zwang aus ...") und das System reagiert doch auf alle Zwänge, oder? Und überhaupt kommt der Begriff "kleinste" in der eigentlichen Definition gar nicht vor (s. o.)!!
Kann man irgendwo den Originaltext einsehen? Vielleicht würde das weiterhelfen.
Natürlich würde ich selbst es gerne verstehen. Es ist aber auch wegen der Fragen meiner SchülerInnen: "Wieso steht da kleinste?". (Ich bin Lehrer.) Und dann muss ich leider passen - wegen des Superlativs. Und das finde ich dann doch ziemlich doof.

Haben alle voneinander abgeschrieben ("kleinster Zwang") oder hat der alte Le Chatelier sich doch etwas dabei gedacht?

Hilfe!!!

Lg …

PS: Ich hoffe, Sie verstehen mein Problem. Ich hab's im chemieonline forum probiert, aber auf solche Fragen scheinen die da nicht zu stehen, oder ich kann mich nicht richtig „quetschen aus“.


A: (Hinweis: Wegen des allgemeinen Interesses haben wir hierzu eine Webseite gemacht. Klicke hier.)

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Letzte Überarbeitung: 10. November 2012, Dagmar Wiechoczek