Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 385
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2081
F: Was ist Kieselgur? Woher kommt die Bezeichnung?


A: Kieselgur ist ein Pulver, das aus Diatomeenerde gewonnen wird. Diatomeen sind mikroskopisch kleine Kieselalgen, deren teilweise bizarren Schalen aus Kieselsäure (bzw. wasserhaltigem Siliciumdioxid) besteht. Die Masse hat ein großes Adsorptionsvermögen. Bekannt ist die Adsorption von Nitroglycerin zur Herstellung von Dynamit.

Kieselgur wird auch Bergmehl genannt. Das führt uns zur Bedeutung von Gur. Darunter versteht der Bergmann breiige Flüssigkeiten oder Ausquellungen von Steinen. Man spricht von „aus dem Gestein ausgärender Masse“. Das Wort Gur wird gelegentlich auch im Zusammenhang mit Bier verwendet.

(Quelle: F. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter. Berlin 1995.)


2082
F: Wir wollen uns eine Holzpellet-Heizung einrichten lassen. Jetzt habe ich gehört, dass beim Lagern von Holzpellets Kohlenmonoxid austreten soll.


A: Das stimmt. Das CO kann in größeren Lagerräumen mit schlechter Lüftung teilweise tödliche Konzentrationen erreichen. Es handelt sich bei diesem CO um das Produkt von Autoxidationsprozessen ungesättigter Verbindungen. Diese sind abhängig von der Holzart, vom Zerkleinerungsgrad des Holzes, von der Raumfeuchte, vom Sauerstoffgehalt der Luft, von den Zusätzen von Bindematerial (das ungesättigte Carbonsäuren enthält), von der Art der Verarbeitung (besonders wichtig ist die Rolle erhöhter Herstellungstemperatur). Hinzu kommen die Lagerungsbedingungen (Temperatur, Pelletmenge, Zeitraum der Lagerung, Luftaustausch und Luftumwälzung, Durchlüftung der Pelletaufschüttung, Raumform und Raumgröße…). Neben CO können auch CO2 und Methan sowie Aldehyde entstehen.

Vor dem Einbau sollten Sie sich deswegen realistisch und vor allem ehrlich beraten lassen. Es wird in einem 2013-Bericht unter www.arbeitsschutz.sachsen.de bedauernd darauf hingewiesen, dass es hieran mangelt und die Kenntnisse zur CO-Problematik auch bei mit Einbau und Betrieb befassten Personen äußerst gering und meistens gar nicht vorhanden sind.


2083
F: Was ist Gluten? Wie macht man gluten-freie Backwaren?


A: Glutene bilden eine große Gruppe von Getreide-Proteinen, die die Backfähigkeit von Weizen und Roggen bewirken. Sie fördern den Zusammenhalt der Brotmasse und sorgen für die Quellfähigkeit der Stärke, eine wichtige Voraussetzung für den Ablauf des Backprozesses. Man spricht deshalb auch von Klebereiweiß (lat. gluten, Leim). Die klebenden (kohäsiven) Eigenschaften beruhen unter anderem auf dem hohen Gehalt von Glutaminresten und der damit verbundenen vermehrten Bildungsmöglichkeit von Wasserstoffbrücken. Natürlich gibt es dazu noch die anderen für Proteine bekannten Bindungskräfte wie -S-S-Brücken, van der Waals-Kräfte und Ionenbeziehungen. Durch starkes Kneten des Teigs werden die Moleküle in besonders intensiven Kontakt gebracht.

Glutene haben ein gewisses allergenes Potential. Das Krankheitsbild heißt Zöliakie. Glücklicherweise gibt es für Betroffene Getreidesorten mit geringer Kleberkonzentration. Um daraus Brot zu backen, muss man jedoch andere Bindungsmittel hinzugeben, so zum Beispiel Johannisbeermehl. Man kann auch technische Kleber wie Methyl- und Hydroxy-propyl-cellulosen verwenden.

Diese verringern die Krümeligkeit des glutenfreien Brotes und verbessern dazu die Quellung der Stärke.

Man muss aber darauf hinweisen, dass es sich beim Backprozess um eine äußerst komplexe Abfolge von physikalischen Vorgängen und chemischen Reaktionen handelt, wozu es eine breite Fachliteratur gibt. Zumindest einen Überblick gibt das folgende Buch: H.-D. Belitz, W. Grosch, P. Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie; Springer-Verlag, 6. Auflage, Berlin Heidelberg New York 2008. Auch ist ein Blick in folgendes Werk zu empfehlen: J. Falbe und M. Regitz (Hrsg.): Römpp Chemie-Lexikon, Band Lebensmittelchemie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1990.


2085
F: Wo kann man wohl das Adipinsäurechlorid bekommen, das für die Nylonherstellung empfohlen wird? Bei Fa. Merck und Fa. Roth ist es nicht zu bekommen. Über eine Bezugsadresse würde ich mich sehr freuen.


A: Sie meinen dieses Experiment.

Versuchen Sie es einmal hier: http://www.der-hedinger.de

Übrigens sollten Sie bei fehlenden Chemikalien immer auch einmal ins Internet blicken. Durch Googeln (usw.) von „Adipinsäuredichlorid“ (nicht „Adipinsäurechlorid“ !) stoßen Sie rasch auf Bezugsquellen.

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Letzte Überarbeitung: 14. Januar 2015, Dagmar Wiechoczek