Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 384
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F1: Seit Jahre besuche ich immer wieder mit großem Interesse Ihre Veröffentlichungen im Internet. Vielen Dank für die wunderbaren Informationen, Versuche u. a. m.

Bei der Vorbereitung unserer Projekttage mit dem Thema "So Süß ist NWA" bin ich auf das Rezept zur Herstellung von Karamellbonbons gestoßen. Dort findet sich die Bemerkung: "Bitte Heimversuch; in der Schule dem Vernehmen nach verboten."

Warum darf ich den Versuch in der Schule nicht durchführen? Es entstehen doch prima Bonbons. Gerne würde ich Versuche zum Karamellisieren durchführen und natürlich auch Karamellbonbons herstellen.

Über ein kurzes Info wäre ich sehr dankbar.


A1: Sie meinen wohl diese Webseite. Beim Erhitzen von Kohlenhydraten und von Milchprodukten (wozu ja auch die Sahne gehört, die man zum Zucker hinzufügt) und vor allem von beidem zusammen entstehen chemische Verbindungen, die ungesund sein können, z. B. im Verdacht stehen, in größeren Mengen Krebs auszulösen. Denken Sie nur an die Diskussion um das Acrylamid, welches beim Fritieren oder beim Backen entsteht. Aus diesem Grunde ist das, was man ohne nachzudenken zu Hause macht und immer schon gemacht hat, in der Schule nicht erlaubt. Darauf hat mich ein Lehrer aufmerksam gemacht. Ich würde mich aber daran nicht halten und den Schülern das Rezept geben, das sie dann zu Hause ausprobieren können.

Ein kleiner Hinweis noch, falls Sie Unterlagen erstellen wollen: Das Wort Karamel schreibt man nur mit einem l…


F2: Vielen herzlichen Dank für die schnelle Rückantwort. Habe mich sehr darüber gefreut!! Ihnen ein herzliches Dankeschön und weiterhin alles Gute.


2077
F: Mein Name ist (…), ich bin 14 Jahre alt und eine Schülerin des (…)-Gymnasiums in (…), 8. Klasse. Im Fach Naturwissenschaft und Technik möchte ich ein Referat halten im Bereich Chemie zum Thema Farbe und Licht und über Glühwürmchen. Bei meinen Recherchen bin ich auf die Tipps von Prof. Blume gestoßen und den Beitrag für August 2013. Dort wird erwähnt, dass man Leuchtkäfer gepulvert mit ATP zum Leuchten bringen kann. Diesen Versuch würde ich gerne in mein Referat einbauen. Daher stellt sich für mich die Frage: Wo kann man gepulverte Leuchtkäfer und ATP erwerben.
Über eine baldige Antwort würde ich mich sehr freuen, da ich mein Referat schon nächste Wochen halten werde.


A: Du meinst diese Webseite. Die Zutaten zu beschaffen ist nicht so einfach, da nur biochemische Spezialfirmen mit so etwas handeln. Außerdem sind die Chemikalien sehr teuer - so um die 100 € pro Gramm. Wenn du dann endlich die Chemikalien hast, musst du noch genaue Versuchsvorschriften einhalten - wie z. B. den pH-Wert, die Temperatur, die Konzentrationen und so weiter.

Mein Vorschlag: Führe stattdessen den Luminolversuch vor. Dabei wird dir dein Chemielehrer helfen können. Bei diesem Versuch ist alles analog zum Leuchtkäfer: Statt Luciferin nimmt man Luminol, als Katalysator statt Luciferase Rotes Blutlaugensalz und als Oxidationsmittel anstelle von Sauerstoff Wasserstoffperoxid.


2078
F: In Österreich herrscht gerade die Diskussion um die Schädlichkeit von Aluminium. Der Gesundheitsminister ist spät aber doch darauf gekommen. Ich suche ja jetzt schon immer panisch nach Kleinteilen, damit mein Kind nicht daran kommt. Was könnte passieren wenn das Kleine so eine Aluminiumfolie von der Zigarettenpackung findet und irrtümlich verschluckt. Ich passe ja eh schon auf wie ein Schäferhund, aber alles sieht man ja doch nicht. In diesem Fall vermisse ich leider ein 5,5 cm x 2 cm großes Stück. Könnte sich bei Verschlucken dann Aluminium im Körper ablagern, oder wird das Papier auf natürlichem Weg, ohne Schadstoffe zu hinterlassen ausgeschieden?

Nachtrag: jetzt habe ich auch noch im Internet recherchiert und da steht, dass sich durch die Magensäfte aus dem Aluminium Knallgas entwickelt kann und ich das Kind z. B. vor offenem Feuer fernhalten muss. Ich hoffe das ist wirklich nur Schwachsinn.


A: Es stimmt, momentan wird wieder eine neue ökologische Sau durch´s Dorf getrieben: Aluminium. So will eine französische Ärztin einen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Deos und Brustkrebs festgestellt haben - in zwei Fällen… Auch wird ein Zusammenhang mit Alzheimer vermutet, weil man in den typischen Ablagerungen abnorm viel Al gefunden hat, und das besonders bei Dialysepatienten, deren Dialysegeräte mit Al-Leitungselementen ausgestattet waren. Was das alles mit Al zu tun hat, weiß man noch nicht. Dagegen spricht aber einiges:

Bekanntlich wird Aluminium seit über 150 Jahren technisch verwendet, sogar bei der Herstellung von Nahrungsmitteln (Alu-Pfannen und -Töpfe!). Alaun wird seit Jahrhunderten als blutstillender Kristall (Rasierstein) verwendet. Essigsaure Tonerde wird in der Naturmedizin verwendet; es handelt sich dabei um eine Aluminiumacetat/Essig-Aufschlämmung mit Tonerde (mit letzterem bezeichnet man etwas altertümlich Aluminiumoxid). Seit Jahrtausenden brennt man aus Töpferton (der bekanntlich aus Al-silicaten besteht) Gefäße, in denen man auch saure Speisen aufbewahrt. Kinder bekommen ihr Frühstücksbrot in Alufolie eingepackt, Party-Salate werden mit Alufolie abgedeckt - und so weiter. Schokoriegel und Schokotafeln sind in mit Al bedampfter Folie eingepackt. Also auch die Zigaretten. In Folien ist viel zu wenig Aluminium enthalten, als dass man über die Toxizität nachdenken sollte.

Ich will hier kein Plädoyer für die Aluminium-Industrie halten. Aber was daraus folgt: Trotz eines ungeheuren Gebrauchs an Aluminium(verbindungen) kann man wohl kaum eine Al-Vergiftung der Bevölkerung erkennen…

Und was Sie da wegen des Knallgases schreiben: Das ist wieder so ein Beispiel für den Mist, der im Internet vielfach verzapft wird. Es stimmt zwar, dass beim Zersetzen von Al durch Magensäure Wasserstoff entstehen kann. Das bildet aber erst mit dem Sauerstoff der Luft Knallgas - der Wasserstoff entweicht als leichtes Gas aber so schnell durch die Speiseröhre und verdünnt sich dabei noch so stark, dass er sich gar nicht mehr entzünden kann.

Last but not least: Mich wundert, dass bei Ihnen Zigarettenpapier herumliegt - Sie rauchen doch nicht etwa? Das ist das einzig Gefährliche an dem, was Sie mir geschildert haben. Das gilt nicht nur für Ihre Gesundheit, sondern auch für die Ihrer Kinder, wenn die etwa eine Zigarette verkostet haben. Oder wenn die Kinder auch nur passiv rauchen.


2079
F: Eine Scheibe in unserer Haustür ist zersprungen. Es handelt sich um braun getöntes Profilglas. Der Glaser sagt, dass es das Profilglas zwar gäbe, aber farbiges könne er nicht mehr bestellen, da der Markt leergefegt sei. Warum gibt es keine farbigen Gläser mehr?


A: Farbige Gläser mit braunen oder gelben Farbtönen enthalten als Farbgeber oftmals Oxide der Seltenen Erdmetalle (Lanthanoide). Letztere werden gegenwärtig aber auch vor allem in der EDV-Technik benötigt. Außerdem setzt man große Mengen in der Metallurgie ein. Deshalb wäre es geradezu Verschwendung, diese Metalle zum Färben von Gläsern zu verwenden. Hinzu kommt, dass deshalb auch der Preis der Lanthanoide so stark gestiegen ist, dass die gefärbten Gläser unverhältnismäßig teuer geworden sind und man auf ihre Produktion gänzlich verzichtet.


2080
F1: Warum sind Radieschen nach dem Salzen weniger scharf?
Bisher habe ich im Netz keine wirklich befriedigende Antwort auf diese Frage finden können. Deshalb wende ich mich nun an Sie.


A1: Dafür gibt es keinen chemischen Grund. Es handelt sich vielmehr um ein neurophysiologisches Phänomen: Ein Reiz (Geschmackssignal „Salzig“) wird mit einem anderen Reiz (Schmerzsignal „Scharf“) kombiniert oder überlagert. Offenbar dämpft der Salzgeschmack den Schmerzreiz.

Es gibt übrigens auch das umgekehrte Phänomen: Wenn Sie scharfe Speisen essen und dazu CO2-haltiges Mineralwasser trinken, werden Sie eine unglaubliche Verstärkung der Schärfe feststellen. Grund: CO2 ist ein neurophysiologischer Wirkstoff mit vielseitigem Wirkungsspektrum.


F2: Recht herzlichen Dank für Ihre blitzschnelle und hilfreiche Antwort!

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Letzte Überarbeitung: 23. September 2014, Dagmar Wiechoczek