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Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume |
521
F: Leider liegt mein Chemieunterricht schon lange Zeit zurück.
Speziell mit dem Mol fühle ich mich nicht mehr so wohl. Deshalb meine Frage: Wie rechne ich folgende
Elektrolytkonzentrationen von mmol/L nach g/l um ?
Na, Cl, Ca, K
A: Sie müssen die mmol-Zahl mit der Atommasse (modern sagt man
heute Molmasse) multiplizieren. Dann erhalten Sie die Gramm-Konzentrationen.
Also zum Beispiel:
Auf der Verpackung steht 10 mmol/L Na.
Das sind 10 mmol/L · 22,99 mg/mmol = 229,9 mg/L
Diesen Wert teilen Sie noch durch 1000 und erhalten so die Menge des gelösten Natriumanteils in g/l; hier also 0,2299 g/l.
Für die weiteren Berechnungen gebe ich Ihnen hier die anderen Atommassen:
Cl 35,45 g/mol (oder mg/mmol)
Ca 20,08
K 39,10
522
F: Hätte gerne gewußt: Ist die synth. L-Ascorbinsäure in gleichem
Maße biologisch verfügbar u. damit wirksam wie nat. - begleitstoffbereinigtes - Vit. C, oder weist synth.
C etwa doch versch. "Händigkeiten" auf?
A: Die Ascorbinsäure wird nach einem halb-mikrobiologischen
Verfahren aus der D-Glucose hergestellt. Dabei wird durch Mikroorganismen (Acetobacter suboxidans) L-Sorbit
hergestellt. Von da ab ändert sich das chirale Zentrum nicht mehr. Auch die technisch hergestellte Ascorbinsäure
ist somit ein reines L-Produkt.
523
F: Können Sie mir bitte die Zusammensetzung von sog. Waschbenzin
mitteilen? Ausserdem wüsste ich gern, wie das Zeug auf englisch heißt. Vielen Dank!
A: Waschbenzin (Reinigungsbenzin) ist ein Gemisch aus leicht
flüchtigen Kohlenwasserstoffen, vorrangig Pentan bis Heptan. In England würde ich nach cleansing
benzine fragen.
524
F: Wir erhalten seit geraumen Zeit mehrere Anfragen nach Weinsteinsäure.
Können Sie uns mitteilen, ob man Weinsteinsäure kaufen kann, oder ob diese sich nur in einem Wein selbst bildet.
A: Weinsteinsäure ist mir nicht bekannt. Vermutlich meinen Sie
Weinsäure. Weinstein ist ein Gemisch aus Salzen der Weinsäure. Die Salze nennt man "Tartrate". Weinstein
ist eine Mischung aus Kaliumhydrogentartrat und Calciumtartrat.
Die Weinsäure bildet zusammen mit der Äpfelsäure den Hauptbestandteil der Säuren im Weinmost.
Die Weinsäure wird in der Weinpflanze aus Glucose bzw. Fructose bio-synthetisiert. Es gibt davon aber
drei Isomere, die linksdrehende (D-(-); moderne Bezeichnung: (2S, 3S)) und rechtsdrehende (L-(+);
(2R, 3R)) sowie die Traubensäure (Racemat aus L-(+) und D-(-)). Nur die rechtsdrehende L-(+)-Säure
wird von der Weinpflanze synthetisiert und ist auch im menschlichen Organismus abbaubar.
Man kann L-(+)-Weinsäure auch als Chemikalie kaufen. Dazu sollte man Merck in Darmstadt kontaktieren.
525
F: Für mein Motorrad habe ich einen verstellbaren Lenker gekauft,
dessen verschiedene Elemente aus einer Aluminiumlegierung gefräst bzw. gedreht sind. In der
Montageanweisung des Herstellers heißt es u. a., die Schrauben seien vor dem Einsetzen mit
Kupferpaste zu bestreichen, um ein Festfressen in der Aluminiumlegierung zu vermeiden (die
Schrauben selbst bestehen aus Edelstahl).
Bei den Begriffen"Kupfer" und "Aluminium" dachte ich sofort an elektrochemische Korrosion. Vom
Hersteller des Lenkers - einer kleinen Edelschmiede, die offenbar auf handwerklicher Basis arbeitet
- kann ich mir keine technisch fundierte Auskunft erhoffen. Also ging ich im Internet auf die Suche
und fand in diversen Bastlerforen auch Hinweise darauf, dass man Kupferpaste bloß nicht bei
Alu-Verbindungen einsetzen solle.
Warnhinweise auf der Kupferpasten-Tube, die ich besitze, fehlen. Ein Motorradfahrerfreund von mir
wendet nicht ohne Berechtigung ein, für elektrochemische Korrosion brauche es außerdem einen Elektrolyten.
Aber die Paste besteht ja nicht aus trockenem Kupfer; weiß der Himmel, was da außerdem noch drin ist.
A: Aluminium ist nur scheinbar edel. Das liegt aber nur an
dem äußerst stabilen Oxidbelag. Wenn man den verletzt, schreitet die Zerstörung/Korrosion des
Leichtmetalls rasch voran.
Es ist bekannt, dass Kupfer und Aluminium Lokalelemente bilden, die die Korrosion des Aluminiums
fördern. Wichtig dafür ist aber auch die Anwesenheit von Chlorid-Ionen. (Darüber berichte ich im Tipp
des Monats März 1999.)
Die Korrosion schreitet also besonders rasch voran, wenn man Kupfer und Chlorid als Katalysator
zusetzt. Je feiner das Kupfer verteilt ist, desto rascher erfolgt die Korrosion. Fein verteiltes Kupfer
bildet sich beim Kontakt mit Aluminium mit gelösten Kupferverbindungen.
3 Cu2+ + 2 Al > 3 Cu + 2 Al3+
Die Kupferverbindungen bilden sich unter Umwelteinflüssen immer aus metallischem Kupfer. Kupfer
ist gar nicht so edel, wie man immer meint. Denken Sie an Grünspan.
Chloridhaltiges Salz gibt es genug auf den Straßen - zum Beispiel als Streusalzrest. Und
Feuchtigkeit? Die gibt es genug, wenn man in der Gegend herumfährt. Und auch beim Stehen in der
Garage reicht schon Kondenswasser aufgrund von Temperaturunterschieden aus.
Ich würde diese Paste nicht verwenden.
Hinweis eines Lesers: Der Beitrag Nr. 525 ist von Ihnen grundlegend nicht ganz
richtig begründet worden.
Sie betrachten lediglich die Eigenschaften von Kupfer. Um eine sinnvolle Antwort geben zu können müssten
Sie sich aber die Zusammensetzung von Kupferpaste genauer ansehen und dann würden Sie feststellen, dass in
handelsüblicher Kupferpaste ein sehr hoher Anteil korrosionshemmender Stoffe eingebracht wird um genau das
zu verhindern was der Fragesteller befürchtet.
Die Empfehlung die der Fragesteller bekam ist vollkommen richtig!!!
Leider ist es in vielen Bereichen so, dass sich hartnäckig das Gerücht hält, dass Kupferpaste bei
Aluverbindungen eine Korrosion fördern würde. Tatsächlich verhält es sich aber genau gegenteilig.
Fazit: Leider kennt keiner die Zusammensetzung der Kupferpaste. Das ist ja die Crux bei Industrie/Handelsprodukten: Man hat keinen Einblick, was da alles drin ist und zuckt deshalb wegen der Bezeichnung "Kupferpaste" zurück...