Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 93
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F: Stimmt der oft genannte Haushaltstipp, dass Toilettengeruch durch Anbrennen eines Streichholzes beseitigt werden kann? Einfaches Ausprobieren ergab, dass es dann nach Schwefel riecht. Würden Sie die Frage bejahen, und wenn ja, welche chemischen Prozesse werden beim Anzünden eines Streichholzes in Gang gesetzt, die sich auf Gerüche auswirken?


A: Der Tipp ist neu für mich. Falls etwas daran ist, kann der Grund nur sein, dass das Streichholz die Geruchsstoffe der Darmgase und der Fäkalien verbrennt. Besser ginge das mit einer Kerze. Ich vermute etwas anderes: Die Gase, die beim Anstreichen eines Streichholzes entstehen, riechen viel aromatischer als die Darmgase und überdecken deren Geruch.


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F: Kann ich velourleder in der waschmaschiene mit textilfarbe färben ??? mein sofa besteht aus abziehbaren, waschbaren velourleder (hellgrau) ...ich wollte es gerne in rot einfärben ! :-)


A: Ich rate ab. Der Begriff Textilfarbe ist sehr schwammig. Ich kann deshalb nicht sagen, ob Ihre Farbe überhaupt mit vorgefärbtem Leder reagiert. Dazu müsste man wissen, welche Farbe zuvor aufgezogen worden ist. Meistens färbt man Leder mit Beizenfarbe. Ihr Umfärben sollten Sie deshalb an einer nicht freiliegenden Ecke des Bezugs ausprobieren.
Falls der Farbstoff angenommen wird, kann es Ihnen noch passieren, dass die Farbe auf der ganzen Fläche nicht gleichmäßig aufzieht, Sie also ein fleckiges Produkt erhalten.
Außerdem würde ich nicht riskieren, meine Waschmaschine mit Farbexperimenten zu verderben...


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F: Wie errechne ich eine verseifungszahl


A: Das ist die Menge an Kalilauge (in mg), die benötigt wird, um 1 g Fett zu verseifen. Damit kann man das Fettsäuremuster des Fetts abschätzen. Denn je höhermolekular die Fettsäuren sind, desto niedriger ist die Verseifungszahl.


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F: In der Schule hat unser Physiklehrer vor langer Zeit erklärt, dass sich durch radioaktive Strahlung das salzige Meerwasser in Süsswasser umwandelt. Das wäre aus dem Grund besonders bedenklich da in der Nähe des Golfstroms versunkene AtomU-Boote befinden. Dadurch soll die Wasserzirkulation verlangsamt oder evtl. sogar gestoppt werden, was fatale Klimaveränderungen in Europa zur Folge hätte!
Meine Bitte an Sie wäre nun, ob Sie mir näheres über das Thema berichten könnten?! Unser Lehrer hat das Thema bereits vor ungefähr vier Jahren angesprochen. Ausserdem hat mich zu dem Zeitpunkt das Thema nicht sonderlich interessiert, daher bin ich mir über den genauen Inhalt nicht mehr allzu sicher. Meinen Lehrer kann ich leider nicht mehr Fragen da er vor einiger Zeit umgezogen ist und nicht mehr an der Schule unterrichtet.


A: Natürlich sind die gesunkenen Atom-U-Boote gefährlich - aber nur, weil sie Radioaktivität freisetzen und Plutonium, das giftigste Metall, das wir kennen.
Dass die weltweite Wasserzirkulation (über die ich ja auch in meiner Webseitengruppe "Wasser und Leben" berichte) auch für Europa klimabestimmend ist, ist richtig. Alles andere ist völliger Unsinn, und Schülern so etwas zu erzählen ist grob-fahrlässiger Unfug. Vor allem, dass radioaktive Strahlung Salz- in Süßwasser umwandelt. Und wenn Ihr Lehrer den energetischen Output der U-Boote meint, so ist das im Vergleich zu den riesigen Wassermassen der Ozeane auch völlig übertrieben.


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F: Neulich habe ich in einer Werbeanzeige von der Möglichkeit erfahren, die Kristallstruktur von Kalk mittels eines starken Magnetfeldes umzuwandeln. So weit so gut. Jedoch stand in der Anzeige folgende Erklärung, die mir unklar ist:
Gewöhnlicher, in Wasser gelöster Kalk sei chemisch Calciumbicarbonat (?). Durch Magnetfelder entsprechender Stärke werde dessen Kristallstruktur umgewandelt und Calciumcarbonat würde hierbei entstehen. Da Calciumcarbonat-Kristalle weniger in der Lage seien, größere Kristalle zu bilden, sei das Wasser im Vergleich zu vorher besser handhabbar.
Entsprechende Küchengeräte müssten seltener entkalkt werden. Da mich dieser Sachverhalt chemisch interessiert und sich meine Eltern u.U. ein entsprechendes Gerät kaufen möchten, habe ich nun die Bitte, ob Sie mir dies erklären können, insbesondere welche Formel Calciumbicarbonat hat.


A: Calciumbicarbonat (besser: -hydrogencarbonat) ist Ca(HCO3)2, eine leicht lösliche Verbindung. Es bildet sich aus Kalkstein (Calciumcarbonat) und Kohlensäure.
Das Salz findet sich deshalb gelöst in Calcium- und Hydrogencarbonat-haltigen Gewässern, auch in Mineralwässern wie Gerolsteiner. Wenn man das Mineralwasser erwärmt, fällt sofort Kalk aus. (Hierzu haben wir einen Versuch in unseren Grundschulwebseiten.) Es kristallisiert also mitnichten aus.
Was die Leute meinen, ist das Primärprodukt der Kalkabscheidung, Aragonit, eine Modifikation von Calciumcarbonat und Vorstufe der anderen stabileren Modifikation, Calcit. Es gab in den Siebzigern Berichte darüber, dass dessen Kristalle unter Einfluss von elektromagnetischen (aber keinesfalls nur von magnetischen) Feldern kugelige, also nicht haftende Formen bilden. Ob das wissenschaftlich relevant ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall funktioniert das offenbar nicht überall, wie ein mir vorgelegtes kalkverkrustetes Stück aus einer Pumpe, die entsprechend "geschützt" war, gezeigt hat.
Ich würde die Finger davon lassen.

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Letzte Überarbeitung: 13. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek