Wie man aus Rettich Hustensaft macht

Experimenteliste zu den Kohlenhydraten

Husten ist heute kein Problem mehr. Man greift meistens zu Codein-Präparaten. Die beruhigen die Nerven, die für den Hustenreiz verantwortlich zeichnen. (Auch das chemisch verwandte Heroin wurde um 1900 primär als Hustenmittel verkauft!)

Früher gab es ein Hausrezept für einen Hustensaft: Ein weißer Rettich wurde ausgehöhlt und mit braunem Kandiszucker gefüllt. Unten wurde ein Loch hineingebohrt. Das Ganze stellte man so in ein Glas, dass der sich bildende Saft abtropfen konnte.

Der Saft entsteht dadurch, dass der Zucker hygroskopisch ist. Er zieht Wasser an sich – auch das Gewebewasser aus dem Rettich. Das Wasser löst den Zucker auf, und es gibt einen wunderbar schmeckenden Saft. Der schmeckte sogar dermaßen gut, dass wir auch ohne Husten zu haben davon probierten… Weil die Prozedur der Saftgewinnung immer etwas lange dauerte, lagen wir ständig auf der Lauer, um unsere Portion abzubekommen.

Dieser Saft enthält auch Inhaltsstoffe aus dem weißen Rettich. Denen schreibt man eine hustenstillende Wirkung zu.

Physikalisch-chemisch würde man argumentieren, dass Zucker osmotisch aktiv ist. Darauf beruht auch seine konservierende Wirkung auf Lebensmittel. Denn Zucker vermag Mikroorganismen förmlich „auszutrocknen“.

Und der leckere Radi, den man in Bayern zum Bier serviert, entwickelt seinen Saft letztlich auch durch den gleichen Effekt: Osmose. Nur nimmt man hierbei Salz statt Zucker.


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Letzte Überarbeitung: 15. April 2007, Dagmar Wiechoczek