Technische Süße ohne Zucker

Experimenteliste zu den Kohlenhydraten

Wenn man die Zusammensetzung eines Light-Getränks studiert, trifft man rasch auf Süßstoffe. Deren Liste enthält Begriffe wie Natrium-cyclamat, Acesulfam-K, Saccharin oder Aspartam. Das klingt nicht nur für viele unangenehm chemisch, dahinter versteckt sich auch knallharte Chemie.

Süßstoffe sind natürliche oder synthetische Stoffe, die süß schmecken, aber keinerlei Nährwert besitzen. Deshalb nehmen es vor allem Leute zur kalorienarmen Ernährung.

Wenn man ihre chemische Struktur betrachtet, wundert man sich über die Vielfalt der Substanzen, die alle die Eigenschaft haben, süß zu schmecken. Hier zeigen wir die vier wichtigsten Süßstoffe.


Saccharin
Dies ist der Klassiker unter den organisch chemischen Süßstoffen. Entdeckt wurde er bei der Synthese von Sulfonamiden, die in den 1930er Jahren im Mittelpunkt chemischer Forschung stand. Saccharin wird meistens in der Form seines besser wasserlöslichen Natriumsalzes verwendet.

Saccharin und Saccharin-Na

Chemisch ist es ein cyclisches Säureamid (Lactam) beziehungsweise ein cyclisches Sulfonamid (Sultam).


Cyclamat
Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich das Natriumsalz der Cyclohexylsulfaminsäure.

Cyclamat-Na

Es ist nicht ganz so süß wie Saccharin und schmeckt für viele auch ausgesprochen fad.


Aspartam
Dahinter verbirgt sich der Methylester des Dipeptids L-Asp-L-Phe.

Aspartam

Aspartam ist gefährlich für Kinder, die unter der gar nicht so seltenen Erbkrankheit Phenylketonurie leiden. Deshalb muss bei der Verwendung von Aspartam ausdrücklich durch einen Zusatztext darauf hingewiesen werden: "Enthält eine Phenylalanin-Quelle".


Acesulfam-K
Dies ist ein relativ neuer Süßstoff, der eine gewisse strukturelle Ähnlichkeit mit Saccharin aufweist. Hervorzuheben sind seine Stabilität und rasch einsetzende Süße-Wirkung.

Acesulfam-K


Wie gesund sind Süßstoffe?
Es gibt Tausende von Süßstoffen. Früher hat man sogar Speisen und Wein mit Bleiacetat ("Bleizucker" genannt) gesüßt!
Abgesehen vom Bleizucker sind einige dieser Verbindungen hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Wirkung umstritten. Das gilt vor allem für Aspartam. Aber auch hinsichtlich Saccharin und Cyclamat ist die Diskussion keineswegs abgeschlossen.
Andere Süßstoffe, wie das Dulcin, ein Harnsäurederivat, hat man deswegen schon vom Markt genommen.
Mit dem Glycyrrhezin aus der Süßwurzel werden Lakritz-haltige Produkte gesüßt. Es hat eine Struktur, die der des Hormons Cortison ähnelt. Dieses kontrolliert u. a. den Mineralhaushalt. Leute, die zuviel Lakritz essen, leiden bald unter Kaliummangelerscheinungen. Das geht bis zum Kreislaufzusammenbruch ("Lakritzsyndrom").

Meine Meinung: Man sollte Süßstoffe nur nehmen, wenn man z. B. zuckerkrank ist oder wenn man an Fructose-Intoleranz leidet. Ansonsten essen Sie einen Bissen Sahnetorte weniger und trinken dafür Ihren Kaffee auf gesunde Art und Weise - mit Saccharose gesüßt.


Früher war die technische Süße besonders ungesund...
Es gab Zeiten, da war Bienen-Honig der einzige Stoff, der der Allgemeinheit zum Süßen zur Verfügung stand. Später kam die Saccharose in Form des von weither zu importierenden Rohrzuckers hinzu. Die Zuckerrübe war noch nicht „erfunden“.

Einige Leute griffen mangels anderer Substanzen zu ziemlich rustikalen Süßstoffen, so zu einigen Schwermetallsalzen. Berüchtigt ist der Bleizucker, der bei der Herstellung von Malerfarben oder Schminksalben anfiel. Bleizucker ist Blei(II)-acetat, das man aus Blei durch Einwirkung von Essigsäure erhielt. Damit süßte man z. B. auch Wein und machte auf diese Weise aus einem sauren Magenkratzer eine süße Spätlese. Früher wurde ja kräftig getrunken, so dass die Bleiaufnahme beträchtlich sein konnte. Es hält sich beispielsweise das Gerücht, dass Ludwig van Beethoven mit seinem geliebten Abendwein so viel Blei aufnahm, dass er daran ernsthaft erkrankte und schließlich verstarb.


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Letzte Überarbeitung: 03. September 2013, Dagmar Wiechoczek