Komplexe in der Medizin

Hier gibt es eine Reihe von wichtigen Beispielen, von denen wir einige schildern wollen.
1 Bei Entgiftungen mit Schwermetall-Ionen lässt sich gut die Wasserlöslichkeit ihrer Chelatkomplexe nutzen. Bei einer Bleivergiftung zum Beispiel wird dem Patienten eine Na2-Ca-edta-Lösung injiziert. Im Körper bildet sich daraufhin der stabilere Blei-edta-Komplex, der später über den Urin ausgeschieden wird.

Pb2+ + edta4- [Pb(edta)]2-

2 Vergiftungen mit Uran- oder Plutonium-Ionen lassen sich durch eine Injektion mit dem Zink-Komplex der EDTA ähnlichen Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) behandeln.
3 Auf Chelatkomplexbildung beruht auch die Schwermetall-Entgiftung mit der Aminosäure Cystein oder 2,3-Dithio-propanol-1. Letzteres diente vor allem zur Arsenentgiftung. Arsen ist im Kampfstoff Lewisit vorhanden. Deshalb heißt die Verbindung auch BAL (British Anti Lewisite). Man nutzt es heute besonders bei akuten Quecksilbervergiftungen.
4 In der Krebstherapie werden seit einiger Zeit Platinkomplexe eingesetzt. Das cis-Diammindichloroplatin(II) behindert das Wachstum von Krebszellen.

Es wird im Handel unter den geschützten Handelsnamen Cisplatin, Platinol, Neoplatin und Platinex vertrieben und bei Gehirntumoren oder Tumoren im Blasen- und Hodenbereich eingesetzt.

5 Auch beim Blutspenden wird die Bildung einer Komplexverbindung eingesetzt.
Es existieren etwa 12 Faktoren, die dafür sorgen, das Blut gerinnt. Dazu zählt u. a. auch das Vorhandensein von Calcium-Ionen. Beim Blutspenden wird deshalb in das Gefäß, wo das gespendete Blut hineinfließt, eine Citratlösung vorgelegt. Citrate bilden mit den Calcium-Ionen einen ziemlich stabilen Komplex. So werden die Ionen maskiert und können das Blut deshalb nicht mehr zum Gerinnen bringen.
Weitere Informationen dazu findest du auch auf der Seite Citratblut.
6 Ein ähnlicher Mechanismus erfolgt bei der Bildung von Karies. Die Zähne sind mit einer sehr harten Schicht aus Calciumhydroxyphosphat (Apatit, Zahnschmelz) überzogen. Die Karies-Bakterien, die im Mund leben, produzieren vor allem Milch- und Citronensäure. Diese Säuren zersetzen mittels Komplexbildung den Zahnschmelz, so dass die Bakterien in den Zahn eindringen können und Karies verursachen.

Näheres kannst du auch auf der Seite Kariesauslösung nachlesen.


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Letzte Überarbeitung: 15. Oktober 2001, Dagmar Wiechoczek