Wie manche Bakterien vom Harnstoff profitieren

Im Magen lebt ein böses Bakterium, das für Mundgeruch, Magengeschwüre und sogar Magenkrebs verantwortlich zeichnet: Helicobacter pylori. (Früher hieß es übrigens Campylobacter pylori.) Der Name kommt vom lat. helice oder helix, Spirale. Denn das Bakterium sieht verdreht aus wie eine kleine Spirale.

Die Bakterien leben auf der Magenwand. Sie knabbern die gegen Säure und Pepsin resistente Schleimschicht des Magens an und machen es sich darin gemütlich.

Wie kann Helicobacter pylori überhaupt überleben? Die Magensäure ist mit einem pH-Wert von 1,0-1,5 eigentlich so stark, dass sie Mikroorganismen abtöten sollte.

Die Bakterien bedienen sich eines Tricks: Sie legen um sich einen schützenden Ammoniakmantel. Denn sie haben gelernt, Ammoniak in solchen Mengen herzustellen, dass dadurch in ihrer Umgebung die Salzsäure des Magensaftes neutralisiert wird. So sind sie nicht nur vor Denaturierung, sondern auch vor dem Angriff durch das nur in saurem Milieu wirksame Magenenzym Pepsin geschützt. Nun können sie in aller Ruhe mit ihren hydrolytisch wirkenden Enzymen die Magenwand zersetzen und für Magenentzündungen, Magengeschwüren und Wanddurchbrüchen sorgen. Vor allem sorgen sie auch für den diese Entzündungen begleitenden fauligen Mundgeruch.


Wie stellen die Bakterien Ammoniak her?
Das machen sie durch die Spaltung von Harnstoff. Denn die Bakterien verfügen über das Enzym Urease.


Den Harnstoff gibt es einmal mit der Nahrung, denn jede tierische Zelle produziert mit Hilfe des Harnstoffzyklus ausreichende Mengen davon. Vielleicht kann ihn das Bakterium auch selbst herstellen.

Der Magen reagiert auf die Pufferung mit verstärkter Sekretion von Magensäure - auch ein Grund für die Gastritis und Magengeschwüre.


Auf der Urease-Reaktion beruht auch der Nachweis von Helicobacter
Man bringt Magenabstriche auf schwach saurem Agar, der mit Säure/Base-Indikatoren wie Bromkresolgrün versetzt ist und Harnstoff enthält. Bakterienkolonien mit entsprechender Indikatorumfärbung (hier von Gelb nach Blau) stehen im Verdacht, Helicobacter zu sein.


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Letzte Überarbeitung: 29. Juli 2010, Dagmar Wiechoczek