Fragen rund um die Wirkung von Alkohol

Es gibt ein paar Fragen zum Alkohol, die man sich wohl schon immer gestellt hat. Hier wird auf einige davon eingegangen.

(Foto: Patricia)


Wie kommt ein Kater zustande?
Die Symptome eines so genannten Katers sind fraglos allgemein bekannt und vielfältig. Man leidet an Kopfschmerzen und fühlt sich allgemein sehr unwohl. Das hat folgende Ursache: Alkohol führt zu einen Abfall des Glucosespiegels - wahrscheinlich durch das hohe NADH-Angebot aufgrund der Oxidation des Alkohols.
Hauptursache des Katergefühls ist aber eine allgemeine Zellvergiftung durch Alkohol und durch den Aldehyd. Das betrifft vor allem auch die Nervenzellen, deren fetthaltige Markscheiden durch das Lösemittel Alkohol wie bei einer Narkose angegriffen werden. Daher sinkt auch die Reaktionsfähigkeit des Menschen. Die Augen können nicht mehr reguliert werden, man sieht doppelt.
Appetitlosigkeit und ein flaues Gefühl im Magen resultieren aus der Reizung der Magenschleimhaut durch Alkohol.
Fuselöle in alkoholischen Getränken können übrigens ebenfalls einen Kater verursachen.


Warum muss man nach ein paar Gläsern Alkohol so oft zur Toilette?
Durch Alkohol wird die Ausschüttung des Hormons Vasopressin gehemmt. Dieses hat die Aufgabe, den Flüssigkeitsverlust über die Nieren zu regulieren. Die Funktion kann nun nicht mehr erfüllt werden und die Wasserausscheidung über die Nieren ist erheblich höher als ohne Alkoholkonsum.
Darüber hinaus werden dem Körper, besonders beim Biergenuss, große Mengen an Flüssigkeit zugeführt. Zusammen führen die beiden Faktoren zu einem erhöhten Harndrang.
Alkohol beeinträchtigt also die Kontrolle des Wasserhaushaltes und führt dazu, dass zu viel Wasser ausgeschieden wird. Aufgrund der Dehydratation (Entzug von Gewebewasser) entsteht auch der bekannte Nachdurst.


Was bedeutet: Alkohol ist ein Elektrolyt-Räuber?
Das Problematische ist, dass im Harn auch Elektrolyte (Mineralstoffe) gelöst sind, die der Körper für viele Funktionen benötigt. Diese werden quasi mit der Flüssigkeit gestohlen und gehen dann bei der hohen Wasserausscheidung mit verloren. Alkohol regt also zusätzlich noch die Abgabe von Elektrolyten an und hemmt ebenso die Aufnahme von Elektrolyten im Darm.
Ein Mangel oder eine Veränderung im normalerweise sehr ausgewogenen Elektrolyt-Haushalt hat u. a. Mattheit, Kopfschmerzen oder Nackenschmerzen zur Folge.


Schnellere Aufnahme von Alkohol in den Organismus
Es gibt auch Faktoren, die begünstigend auf die Aufnahme von Alkohol wirken. Warme alkoholische Getränke werden z. B. viel schneller vom Körper resorbiert, genauso wie Spirituosen mit Kohlensäure oder Zucker.
Wird Alkohol nach einem fetthaltigen Essen getrunken, dann wird er langsamer aufgenommen und man wird nicht ganz so schnell betrunken. Schließlich verbleibt er länger im Magen und gelangt erst spät in den Darm.
Medikamente und Krankheiten können zudem die Alkoholwirkung beeinflussen. Zum Beispiel können Medikamente den Abbau beeinträchtigen oder die Wirkung verstärken. Umgekehrt kann Alkohol natürlich auch die Wirkung der Medikamente negativ beeinflussen.
Man sollte auch niemals zu schnell große Alkoholmengen trinken, denn das kann neben der raschen Alkoholaufnahme unter Umständen auch eine Alkoholvergiftung mit sich ziehen.


Wieso vertragen Männer eigentlich mehr Alkohol als Frauen?
Frauen haben im Gegensatz zu Männern weniger von dem Enzym ADH, so dass sie langsamer den Alkohol abbauen und somit nahezu die gesamte Alkoholmenge ins Blut gelangt.


Warum sollten Jugendliche keinen Alkohol trinken?
Jugendliche vertragen Alkohol schlechter als Erwachsene. Das liegt zum einen daran, dass sie kleiner sind und sich der Alkohol deshalb auf ein kleineres Körpervolumen verteilt. Zum anderen sind bei Jugendlichen beide alkoholabbauenden Enzyme ADH und AlDH weniger vorhanden. Die tödliche Dosis für ein Kleinkind liegt bei ungefähr 7-17 g reinen Alkohol. Das ist in etwa ein Glas Wein!
Jugendliche, die Alkohol in großen Mengen trinken, können schwerwiegende Schäden in Bezug auf körperliche Entwicklungsprozesse erleiden. Das Knochenwachstum und die Muskelentwicklung können gehemmt werden, da Alkohol die Konzentration der Wachstumshormone mindert. Dabei kann es sogar so weit kommen, dass die Körpergröße beeinflusst wird. Auch die Gehirnentwicklung kann beeinträchtigt werden. Besonders im Bereich der Lern- und Entscheidungsfähigkeit sind Defizite nachweisbar.


Wieso vertragen Asiaten keinen Alkohol?
Einige Volksgruppen vertragen kaum Alkohol. Dies ist beispielsweise bei einigen Asiaten der Fall. Durch eine genetische Entwicklung haben etwa 50 % der chinesischen, japanischen und vietnamesischen Bevölkerung wenig von dem alkoholabbauenden Enzym AlDH. Sie setzen den Acetaldehyd somit viel zu langsam um und die Folge ist eine sehr viel stärkere Alkoholwirkung im Vergleich zur übrigen Bevölkerung. So kommt es dann zu einer heftigen Reaktion des Körpers, wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Herzklopfen.


Hilft Fructose gegen Alkohol?
Die Gabe von großen Mengen an Fructose stimuliert zunächst die Bildung der ADH.
Außerdem wird die Bildung von AlDH durch den bei der Glykolyse entstehenden Glycerinaldehyd und somit letztlich durch Fructose stimuliert.
Fructose ist aber kein Allheilmittel gegen Kater. Es kann beispielsweise durch Gabe von zuviel Fructose zum Ausbruch von versteckten Krankheiten kommen, zu denen die angeborene Fructose-Intoleranz gehört. Dabei werden durch Fructose-1-P Leberenzyme vor allem die glykogenabbauenden Phosphorylasen gehemmt. Das reduziert den sowieso schon zu niedrigen Blutzuckerspiegel weiter. Das alles wirkt sich wie eine schwere Hypoglykämie aus, die zum Schockzustand und sogar zum Tod führen kann.
Zu den genauen Hintergründen des Themas "Fructose als Blutalkoholkiller" haben wir einen Tipp des Monats.


Wärmt Alkohol?
Nein. Alkohol bewirkt die Umlenkung des Blutkreislaufs, so dass das Blut schwerpunktmäßig in die äußeren Körperregionen geleitet wird. Dadurch entsteht das Gefühl der inneren Wärme, obwohl der Körper in Wirklichkeit viel Wärme verliert. Betrunkene unterliegen im Winter dann der Gefahr einer Unterkühlung oder sogar des Erfrierens. Das ist besonders trügerisch, weil man gern Alkohol zum Aufwärmen trinkt!


Entsteht Alkohol nicht auch beim Brotbacken?
Das ist richtig. Beim Brotbacken setzt man dem Teig Hefe zu. Das durch sie freigesetzte Kohlenstoffdioxid lässt den Teig aufquellen und macht das Brot locker. Da es sich hierbei um anaerobe Bedingungen handelt, findet im Hefeteig die alkoholische Gärung statt. Der entstehende Alkohol dampft dann beim Backvorgang aufgrund seines relativ niedrigen Siedepunkts ab - stellt also keine Gefahr mehr für Antialkoholiker oder "Trockengelegte" dar.


Mindern Essig und Öl den Alkoholrausch?
Ein immer wieder beliebter Party-Smalltalk ist: "Iß vorm Trinken Ölsardinen oder saure Speisen, das schützt vor dem Rausch."

Eine mögliche Säurewirkung stellen sich die Leute durch Abbau des Alkohols durch Veresterung vor. Zum Öl meinen sie, folgendes liefe ab: Erst der Abbau zu Fettsäuren und dann die Veresterungsreaktion. So etwas bezeichnet der Chemiker als eine Umesterung.

Weder Veresterung noch Umesterung finden statt. Und wenn es tatsächlich so wäre: Die Ester sind für das Zentralnervensystem noch schädlicher als der Alkohol selbst. Ester sind auch Bestandteile der katerstiftenden Fuselöle.

Als einzige Ursache, dass Fett und fette Öle möglicherweise "rauschverhindernd" wirken, ist in Erwägung zu ziehen, dass sie große Mengen an Alkohol adsorbieren und auf diese Weise verhindern, dass der zu rasch ins Blut übertritt. In dem langsamen Maße, wie das Fett verdaut wird, wird auch der Alkohol freigesetzt.

Tut es Speiseöl genauso gut wie Sardinenöl? Jedes Öl ist geeignet - sogar zusatzfreies Nähmaschinenöl.

Die beste und eigentlich einzige Schwipsvermeidung ist aber immer noch: Weniger oder gar keinen Alkohol trinken!


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Letzte Überarbeitung: 01. April 2012, Dagmar Wiechoczek