Prof. Blumes Tipp des Monats Februar 2003 (Tipp-Nr. 68)
Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis
unbedingt beachten.
Die Analyse einer Stärkefolie
Wie wir Stärkefolien herstellen, haben wir in unserer Webseitensammlung zum Thema
"Nachwachsende Rohstoffe" berichtet (-> Webseite und ->
Versuch). Finden solche Produkte aus nachwachsenden
Rohstoffen denn überhaupt praktische Verwendung?
Ab und zu begegnen einem tatsächlich Produkte, die aus Stärkefolie bestehen. Man
erkennt sie daran, dass sie sich leicht in Wasser lösen oder dass das zumindest
versprochen wird. Ein solches Produkt sind WC-Wasserkastensteine, also
Chemikalientabletten, die man zur Desinfektion und Geruchsverfeinerung in den WC-Wasserkasten wirft.
Ein Beispiel ist das Produkt "BLOO" der Fa. Jeyes Deutschland
aus 86618 Neuburg/Donau. Es wird damit geworben, dass die Verpackungsfolie der
Steine vollständig wasserlöslich ist und deshalb nicht entfernt werden muss. Letzteres
ist auch besser so, denn die Steine enthalten eine Menge Farbstoff, der an der Haut
festhängt.
Solche Produkte gibt es natürlich auch von anderen Firmen, z. B. von Henkel.
Versuch 1: Löslichkeit der Folie in Wasser
Sicherheitshinweis: Die Steine tragen das Gefahrensymbol Xi, sind also reizend.
Außerdem färben sie stark ab. Deshalb Gummihandschuhe anziehen oder den
Farbstoff gleich von den Händen abwaschen.
Man wickelt die Tablette vorsichtig aus und zerschneidet die Folie in breite Streifen. Einen
davon gibt man in ein Glas mit etwas Wasser. Bereits nach kurzer Zeit löst sich der
Streifen auf. Die Lösung bewahren wir auf.
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Es stimmt also; die Umhüllung löst sich auf. Aber ist es (wie wir vermuten) auch wirklich
Stärke? Das können wir anhand des bekannten Stärkenachweises mit verdünnter
Iod/Kaliumiodidlösung (Lugol-Lösung) prüfen.
![](images/folie1.jpg)
Bild 1: Herablaufender Tropfen von Lugol-Lösung auf der Folie
(Foto: Daggi)
Versuch 2: Nachweis von Stärke im Folienmaterial
A Wir tropfen mit Hilfe einer Tropfpipette ein bis
zwei Tropfen Lugol-Lösung auf die Folien und lassen den Tropfen durch Schräghalten der Folie langsam
herunterlaufen. Wir erkennen deutlich, dass sich die zunächst helle Flüssigkeitsspur langsam dunkel
färbt: Positiver Nachweis auf Stärke.
B Wir geben nicht zu wenig Lugol-Lösung zu einer Probe
der Lösung von Folie aus Versuch 1. Die Lösung färbt sich rasch schwarz.
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Es handelt sich also um eine Folie aus Stärke.
![](images/folie.jpg)
Bild 2: Links: Gelöste, blaue Folie. Rechts: Iod/Stärke-Reaktion
(Foto: Daggi)
Versuch 3: Hydrolyse von Stärkefolie
Wir mischen einen Teil der Lösung aus Versuch 1 mit dem gleichen Volumen an halbkonzentrierter
Salzsäure und kochen 10 min. Dann neutralisieren wir die Lösung (Prüfen mit pH-Papier!) und
geben Lösung von Benedikt-Reagenz zu. Es bildet sich beim Erhitzen
im Wasserbad der bekannte orangerote Niederschlag von Kupfer(I)-oxid-hydroxid. Der ist wegen des
Farbstoffs in der Stärkefolie farblich vielleicht etwas verändert.
Es empfiehlt sich zum Vergleich eine Blindprobe zu machen. Dazu geben wir das Benedict-Reagenz zu
einer unbehandelten Probe der Lösung aus Versuch 1.
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Es ist ein reduzierender Zucker entstanden.
Man sollte die Versuche zum Vergleich mit nach unserem Rezept
selbst hergestellter Folie machen. Nur dauert das Auflösen der
Folie etwas länger, weil unsere Folie einfach wasserresistenter ist.
Rüdiger Blume
Weitere Tipps des Monats
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Letzte Überarbeitung: 14. August 2008, Dagmar Wiechoczek
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