Das Thema Ionenkristalle steht an. Schwierig wird es, wenn es um die Energieumwandlungen bei der Bildung eines Salzes oder Metalloxids aus seinen Elementen geht. Mit diesen befasst sich der Born-Habersche Kreisprozess. Viele Schüler und Studenten haben Schwierigkeiten damit. Wir wollen versuchen, den Kreisprozess so zu erklären, dass ihn all diejenigen, die guten Willens sind, auch verstehen. Bild 1: Verbrennen von Natrium in Chlorgas (Quelle: Cornelsen) Natrium und Chlor reagieren zu Kochsalz
Na + ½ Cl2 > NaCl /exotherm (Mit Kalium darf man das auf keinen Fall versuchen. Hierbei gibt es eine heftige Explosion!)
Die dabei freigesetzte Energie, die Bildungsenergie DHBild
des Salzes aus seinen Elementen, können wir als Wärme kalorisch oder umgekehrt durch
den Verbrauch von elektrischer Energie bei seiner Schmelzelektrolyse ermitteln. (Da die Energien
bei konstantem Druck ausgetauscht werden, spricht man besser von Enthalpien, hier also
von Bildungsenthalpie.)
Na+ (g) + Cl- (g) > NaCl (f) /exotherm Den Wert der Gitterenthalpie zu kennen ist wichtig für das Verständnis des Aufbaus von Ionenkristallen. Deshalb wurde lange überlegt, ob man den Wert nicht berechnen kann.
1 Der erste Schritt ist die Sublimation von festem Natrium. Dazu müssen wir die leicht messbare Sublimationsenthalpie DHSubl aufwenden. (Diese ist die Summe aus Schmelz- und Verdampfungsenthalpie.) Na (f) > Na (g) DHSubl = + 108 kJ/mol 2 Als nächstes folgt die Ionisierung der Natriumatome. Die zuzuführende Energie ist die Ionisierungsenthalpie DHIon. Die können wir aus spektroskopischen Daten ermitteln. Na (g) > Na+ (g) + e- DHIon = + 502 kJ/mol 3 Chlormoleküle müssen zunächst zu Chloratomen dissoziieren. Die aufzuwendende Energie ist die Dissoziationsenergie DHDiss. Auch dieser Wert kann spektroskopisch ermittelt werden. ½ Cl2 (g) > Cl (g) DHDiss = + 121 kJ/mol 4 Die Chloratome nehmen Elektronen auf. Dieser Vorgang ist für Halogene exotherm. Dahinter steckt die Tendenz zur Auffüllung der Chlorschale zum Elektronenoktett der Chloridschale. Diese ebenfalls spektroskopisch sowie durch komplizierte Berechnungen bestimmbare Energie heißt merkwürdigerweise Elektronenaffinität DHElek. Cl (g) + e- > Cl- (g) DHElek = - 354 kJ/mol 5 Die entstandenen Ionen vereinigen sich zu einem Festkörper, dem Salz. Die zugehörige Energie ist die Gitterenergie DHGitt, die wir nicht messen können und deshalb berechnen müssen. Cl- (g) + Na+ (g) > NaCl (f) DHGitt = ? kJ/mol 6 Nun schließen wir den Kreisprozess, indem wir zum Erreichen des Anfangszustands Natriumchlorid z. B. durch Schmelzelektrolyse wieder in seine Elemente zerlegen. Achtung: Die Bildungsenthalpie von NaCl muss diesmal zugeführt werden, bekommt also ein positives Vorzeichen! NaCl (f) > Na (f) + Cl (g) - DHBild = + 411 kJ/mol Im folgenden Schema wird der Born-Habersche Kreisprozess in seiner ganzen Schönheit gezeigt: Bild 2: Born-Haberscher Kreisprozess
Für den Born-Haberschen Kreisprozess heißt das: DHGitt + DHSubl + DHIon + DHDiss + DHElek + (- DHBild ) = 0 Zur Berechnung der Gitterenthalpie stellen wir die Gleichung um: DHGitt = - DHSubl - DHIon - DHDiss - DHElek - (- DHBild ) Nun setzen wir die bekannten Energiewerte (kJ/mol) ein. DHGitt = - 108 - 502 - 121 + 354 - 411 DHGitt = - 788 kJ/mol Dies ist die Gitterenthalpie, die freigesetzt wird, wenn jeweils ein Mol Natrium-Ionen mit Chlorid-Ionen das Ionengitter von einem Mol Natriumchlorid bilden.
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