Prof. Blumes Tipp des Monats Mai 2011 (Tipp-Nr. 167)
Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis
unbedingt beachten.
Wenn Flammen zurückschlagen
Jetzt ist wieder Frühling und die Grillsaison beginnt. Zeit auch für Zeitungsmeldungen, in denen über Unfälle beim Grillen
berichtet wird.
Zunächst einige wahre Beispiele:
Grillunfall I
Zum "Beleben" seines Grillfeuers kippt ein Mann Brennspiritus auf die Glut. Dumm nur, dass sein vierjähriger
Sohn direkt daneben steht - sozusagen auf Augenhöhe. Der resultierende Flammenball verbrennt den Jungen schwer im
Gesicht. Er muss in eine Spezialklinik geflogen werden. (Lübbecke) |
Grillunfall II
Beim Grillen auf einem Balkon will die Grillkohle nicht so richtig brennen. Deshalb kommt ein 37-Jähriger auf die
Idee, einen Becher voll Benzin darüber zu gießen. Er hat den Becher noch nicht ganz ausgeleert, als blitzschnell eine
Stichflamme in den Becher zurückschlägt und das Benzin entzündet. Vor Schreck lässt der Mann den Becher fallen. Folge:
Brennendes Benzin fließt vom Balkon und setzt ein unter dem Balkon stehendes Auto in Brand. (Kaiserslautern) |
Weitere einschlägige Meldungen findet man in der Abteilung 4 dieser Webseite.
Warum soll man diese Gefahrenberichte nicht mal im Chemieunterricht thematisieren? Auch hier lässt sich einiges aus den
Naturwissenschaften lernen.
All diesen Meldungen ist gemeinsam, dass es sich dabei stets um zurückschlagende
Flammen handelt
Eine Flamme schlägt zurück, wenn die Flammenfront schneller verläuft als die Ausfließgeschwindigkeit der brennbaren Substanz
ist - sei es eine Flüssigkeit oder ein Pulver.
Versuch: Die wandernde Benzinflamme
Eine Rinne von einem Meter Länge wird schräg aufgebaut. Davor stellt man eine Porzellanschale, in der eine Kerze steht.
Man tränkt einen Wattebausch mit Reinigungsbenzin oder Heptan (F). Unbedingt die Benzinflasche wieder verschließen und weit
weg stellen!
Man entzündet die Kerze, legt den getränkten Wattebausch in das obere Ende der Rinne und wartet etwas.
Ergebnis: Bald schießt eine Flamme die Rinne entlang nach oben.
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(Foto Cornelsen)
Auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkennbar ist: Die folgende Meldung gehört ebenfalls in diesen Rahmen.
Explodierender Salzstreuer
Eine Assistentin soll bei einer Faschingsvorlesung einen Lichtblitz vorführen. Sie hat zwar zum Schutz vor dem
grellen Licht eine Sonnenbrille auf. Aber dummerweise benutzt sie einen Salzstreuer, mit der sie die
Blitzlichtmischung aus Aluminiumpulver und Kaliumchlorat von oben her in die Flamme eines waagerecht
eingespannten Bunsenbrenners streut. Der Salzstreuer explodiert in ihrer Hand; die Frau wird schwer verletzt. (München)
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Ursache: Die Flamme ist zurückgeschlagen und hat den Inhalt des Salzstreuers entzündet.
Wie man eindrucksvoll und dazu noch gefahrlos einen Lichtblitz mit Hilfe von feinem Metallpulver und einem Oxidationsmittel
(z. B. Magnesium und Kaliumpermanganat) demonstrieren kann, erklären wir im Tipp Nr. 104 zum Thema „Blitzlicht“.
Zu den beliebten Pulvern zum Demonstrieren von Staubexplosionen gehört der Bärlappsamen. Auch das sollte man auf keinen Fall
mit einem Salzstreuer probieren.
Und wie ist das mit dem Grillen? Wir benutzen einen Elektrogrill... Der hat noch den Vorteil, dass Flammen und Glut frei von giftigem
Rauch sind und damit keine Polykondensierten Aromaten
enthalten. Außerdem kann man ihn schnell starten und rasch abkühlen lassen. Nur vor elektrischen Stromschlägen muss man sich hüten, vor
allem wenn es draußen regnet.
Rüdiger Blume
Weitere Tipps des Monats
Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots
mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 27. April 2011, Dagmar Wiechoczek
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