Prof. Blumes Tipp des Monats Mai 1999 (Tipp-Nr. 23)
Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis
unbedingt beachten.
Spielerei mit Bleioxiden
Mit Schwermetalloxiden kannst du schön experimentieren. Nehmen wir einmal das
Bleidioxid PbO2. Dieses
tiefbraune Pulver zeigt, wenn du es richtig behandelst, eine
Menge Farben und gleicht darin eigentlich den Verbindungen des Chroms, welches
seinen Namen schließlich vom giechischen chroma, Farbe erhielt. Der Name
Blei klingt dagegen richtig plump, stammt er doch vom lateinischen plumbum.
Wenn du seine Oxide aber richtig behandelst, kannst du rasch das Herz deines Chemielehrers
erobern - auch wenn er nicht national gesinnt ist!
Der wissenschaftliche Hintergrund: Es gibt im Wesentlichen drei Bleioxide, die sich
durch Sauerstoffgehalt und in ihrer Farbe unterscheiden:
- Blei(II)-oxid PbO (Bleiglätte) gelb
- Blei(II,IV)-oxid Pb3O4 (Mennige) orangerot bis leuchtendrot
- Blei(IV)-dioxid PbO2 schwarzbraun
Die ersten zwei Oxide kannst du leicht aus dem dritten, Bleidioxid, herstellen. Dazu
musst du dieses nur vorsichtig erhitzen. Mennige entsteht, wenn du etwa 500 °C
einhältst. Bleiglätte bildet sich beim Erhitzen auf noch höhere Temperaturen.
Achte dabei darauf, dass die heißen Oxide eine tiefere Farbe aufweisen als die
kalten. Man spricht hier von Thermochromie, also "Farbveränderung durch Hitze".
Sicherheitshinweis: Bleioxide sind giftig!
Versuch 1: Herstellen von Mennige aus Bleidioxid
Du benötigst ein schwerschmelzendes Glasrohr oder besser noch ein Rohr aus
Quarzglas. In dieses schiebst du ein Porzellanschiffchen, das du zuvor durch Erhitzen
gut getrocknet hast.
In das Schiffchen wiegst du vorher etwa 3 g Bleidioxid (T) ein. Den genauen Wägewert
musst du notieren!
Das Quarzrohr verschließt du mit zwei durchbohrten Stopfen. In diese steckst du
Glasröhrchen, die je an einen Kolbenprober angeschlossen sind.
Nun erhitzt du das Porzellanschiffchen vorsichtig mit dem Bunsenbrenner. (Vorher das
Quarzrohr mit der Flamme "heißfächeln"!) Es entwickelt sich ein Gas, das die
Kolbenprober füllt. Gleichzeitig beobachtest du, dass sich das Bleidioxid umfärbt und
dabei etwas aufhellt. Wenn es dunkel-bordeaux-rot geworden ist (oder die Farbe
eines guten Rotweins angenommen hat), beendest du das Erhitzen und lässt die
Apparatur abkühlen.
Dabei beobachtest du, dass sich die Farbe des Oxids kräftig aufhellt. Es entsteht die
leuchtend rote Mennige.
Wieviel Milliliter Gas sind entstanden? Notiere diesen Wert.
Mit diesem Gas machst du anschließend die Glimmspanprobe. Um welches Gas
handelt es sich?
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Es sind etwa 100 ml Sauerstoff entstanden. Wir wollen nachprüfen, ob die Menge
stimmt. Dazu müssen wir zunächst ausrechnen, wie viel Gas bei quantitativem, also
völligem Umsatz zu Mennige zu erwarten ist.
Wenn du nach dem Abkühlen zuviel Gas erhältst, war das Schiffchen nicht trocken
genug oder die Oxide enthielten adsorbiertes Wasser. Der Fehler ist aber gering.
Lösung
Nun wollen wir die Mennige in Bleiglätte, PbO, überführen. Hierzu müssen
wir kräftiger erhitzen.
Versuch 2: Herstellen von Bleiglätte aus Mennige
Nimm die Anordnung wie im ersten Versuch sowie die darin enthaltene, gerade
hergestellte Mennige und erhitze kräftig weiter. Es bildet sich wieder ein Gas, das du
untersuchst. Das Volumen beträgt etwa 50 ml. Rechne wie oben ausgeführt nach, ob
diese Menge in etwa dem erwarteten Umsatz entspricht.
Auch hier gilt wie bei Versuch 1: Wenn du zuviel Gas erhältst, war das Schiffchen nicht
trocken genug oder die Oxide enthielten adsorbiertes Wasser. Der Fehler ist aber
gering.
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Lösung
Mit den drei Oxiden des Bleis können wir leicht die deutsche
Flagge zaubern.
Versuch 3: Schwarz-Rot-Gold im Reagenzglas
In einem Glühröhrchen (das ist ein ganz kleines Reagenzglas) erhitzt du vorsichtig
etwas Bleidioxid (T). Zunächst bildet sich etwas Gas, das das Pulver herauszutreiben
droht. Deshalb klopfst du die Masse mit einer Reagenzglasklammer wieder herunter.
Dann erhitzt du ohne das Glas zu schütteln weiter,
indem du nur die Reagenzglasspitze senkrecht in die entleuchtete Brennerflamme hältst.
Dass dabei die Reagenzglasklammer angekokelt wird, darf dich nicht weiter stören. Wenn das
untere Drittel einmal kurz durchgeglüht ist, lässt du die Mischung ohne
zu schütteln abkühlen - auch wenn alles noch dunkel erscheint.
Ergebnis: Wenn du alles richtig gemacht hast, bilden sich innerhalb der nächsten drei Minuten
beim Abkühlen drei deutlich voneinander getrennte Farbzonen aus: Oben
Schwarz, in der Mitte Rot und unten Gelb. Dein Lehrer wird dich loben. Manche
behaupten sogar, dass die Burschenschaftler, die 1848 die Schwarz-Rot-Gold-Flagge
einbrachten, Chemiestudenten waren...
Wenn des Lehrers Lob zu gering ausfällt, waren die Zonen nicht deutlich genug
ausgeprägt; vielleicht musst du dann noch ein wenig üben. Vor allem: Achte darauf,
dass du das Glas beim Erhitzen nicht schüttelst. Das machen nämlich die meisten
Schüler und Studenten, als wenn es hier einen Siedeverzug zu verhindern gälte...!
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Public Viewing in Hameln 2006
(Foto: Blume) |
Hier sind noch die Reaktionsgleichungen für den gesamten Versuchsablauf:

Entsorgung
Die Bleioxide werden zum Schwermetallabfall gegeben.
Rüdiger Blume
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Letzte Überarbeitung: 16. Mai 2011, Dagmar Wiechoczek
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