Prof. Blumes Tipp des Monats Juni 2013 (Tipp-Nr. 192)


Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis unbedingt beachten.


Gifte unserer heimischen Lurche

Beim Einsammeln von Amphibien müssen die Helfer wissen, dass sie beim Berühren von Kröten und Salamandern vorsichtig sein sollten. Denn alle Kröten, Frösche und auch der Feuersalamander scheiden über spezielle Hautdrüsen physiologisch wirksame und manchmal sogar toxische Verbindungen aus. Die Gifte können auch Hunde oder Katzen treffen, wenn sie Salamander apportieren oder gar verkosten wollen.

Viele Anfragen zielen auf die chemische Natur der Gifte. Hier sollen deshalb einige dieser kompliziert gebauten Verbindungen anhand unserer gängigsten Lurche vorgestellt werden. Chemische Experimente kann man damit in der Schule leider nicht machen.


1. Feuersalamander

Bild 1: Feuersalamander (Männchen)
(Foto: Blume)


Das wichtigste Toxin des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) heißt Samandarin.

Es handelt sich um ein Steroid-Alkaloid aus der Gruppe der 3-aza-A-homo-Sterane. Bei denen ist der linke normalerweise 6-gliedrige A-Ring durch ein eingebautes Stickstoffatom zu einem 7-gliedrigen Ring aufgeweitet. Davon leiten sich noch weitere Toxine ab.

Die Giftwirkungen des Giftcocktails reichen von Erbrechen, Lähmungen sowie Herz-Kreislauf-Problemen bis zum Tod. Physiologisch wirksam ist das Toxin aber nur, wenn es oral aufgenommen wird. Trotzdem sollte man beim Hantieren mit Kröten und Salamandern auf jeden Fall Gummi-Handschuhe anziehen.

Das Gift soll übrigens nach Vanille duften. Ich gebe zu, dass ich noch nie an einem Salamander geschnuppert habe, werde es aber beim nächsten Treffen mit ihm nachholen. Vor den Tieren sollte man sich nicht ekeln, denn sie fühlen sich im trockenen Zustand erstaunlich wenig glitschig an. Danach aber gut die Hände waschen!


2. Erdkröte

Bild 2: Erdkröte
(Foto: Blume)


Die Erdkröte (Bufo bufo), leicht erkennbar an ihren orange-gelben Augen, produziert über ihre Haut ebenfalls kardiotoxische (herzwirksame) Steranderivate wie das Bufotoxin.

Es handelt sich um einen Ester der zweibasigen Korksäure, die zugleich über eine Peptidbindung einen Argininrest trägt. Am 5-gliedrigen Ring des Sterangerüsts hängt ein α-Pyranonrest.

Zu Bufotoxin und seinen diversen Abkömmlingen kommen noch Oligopeptide und Indolylalkylamine.

Insgesamt sind die Gifte der Kröten auch für Menschen gefährlich. Durch sie wird die gesamte glatte Muskulatur angeregt - was sich an Durchfall, Herzrasen und sogar Herzstillstand bemerkbar macht. Aus diesem Grunde werden Krötengifte in geringer Dosierung auch als den Kreislauf anregende Mittel genutzt.


3. Grasfrosch

Bild 3: Grasfrosch
(Foto: Blume)


Die Toxine der Grasfrösche (Rana temporaria) heißen Ranacycline. Es handelt sich nämlich um zyklische Oligopeptide, die aus 17 Aminosäuren bestehen. Ihre Giftigkeit für Mensch und Tier ist jedoch gering. Sie wirken eher gegen Mikroorganismen.

Rüdiger Blume

Literatur
E. Teuscher, U. Lindequist: Biogene Gifte; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 3. Auflage, Stuttgart 2010.

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Letzte Überarbeitung: 30. September 2013, Dagmar Wiechoczek