Prof. Blumes Tipp des Monats Juni 1999 (Tipp-Nr. 24)
Beim Experimentieren den Allgemeinen Warnhinweis
unbedingt beachten.
Wenn das Papier rot wird, sind Stickoxide in der Luft
Wo Autos fahren oder Feuer brennen, bilden sich Stickoxide (NOx).
Deshalb sind Stickoxide allgegenwärtig.
Im Tipp des Monats Januar 98 haben wir den nasschemischen Nachweis
von Stickoxiden (NOx), die in Kerzenflammen gebildet werden, beschrieben. Hierbei haben
wir die Verbrennungsgase der Kerze durch eine Lösung mit dem Nachweisreagenz
(Saltzman-Reagenz) gesaugt. Der Nachweis ist spezifisch für Stickoxide bzw. für die
daraus in wässriger Lösung gebildeten Nitrit-Ionen.
Stickoxide mit Saltzman-Reagenz in der Luft nachzuweisen ist jedoch nicht so
einfach. Sie sind nämlich sehr gering konzentriert, so dass du doch beträchtliche
Luftmengen durch die Lösung saugen musst, um überhaupt eine positive Reaktion zu
erhalten. Außerdem hast du eine entsprechende Apparatur nicht zur Hand, wenn du
zu Hause auf eurem Balkon oder in eurem Garten, der vielleicht an einer
vielbefahrenen Straßenkreuzung liegt, Stickoxide nachweisen willst.
Warum machst du dir nicht ein NOx-Nachweispapier? Das kannst du überall hin
mitnehmen und zur Untersuchung der Luft auslegen.
Zur Herstellung und Lagerung des NOx-Nachweispapiers
Wir gehen von einer gegenüber den üblichen Vorschriften stark erhöhten
Konzentration der Reagenzien aus, um die Empfindlichkeit des Papiers zu steigern und
somit auch geringere Konzentrationen von NOx nachweisen zu können.
Die Empfindlichkeit des Nachweises ist jedoch ein Problem: Denn die Stickoxide sind
weit verbreitet. Wenn das Papier nicht sofort nach der Herstellung in ein
verschlossenes Gefäß gegeben wird, fängt es an,
sich zu röten. Packe deshalb auch nicht mehrere Papiere in ein Gefäß. Denn
jedesmal wenn du die Gefäße öffnest,
dringt wieder NOx-haltige Luft ein, und die Rotfärbung der Papiere beginnt bereits
in der Verpackung.
Es liegt nahe, die Papiere in Kunststofffolie einzuschweißen. Du
solltest allerdings nur je ein Papier in eine Folie geben. Das hat den Vorteil,
dass du die Papiere immer zur Hand hast. Allerdings durchdringen Stickoxide nach unserer
Erfahrung in größeren Konzentrationen langsam auch PE-Folien, so dass du eingeschweißte Papiere
höchstens einen Tag aufbewahren solltest. Nimm z. B. auch mehrere Folien zum Einschweißen.
Den Luftzutritt verhinderst du, indem du das eingeschweißte Papier zwischen Buchseiten
"versteckst".
Versuch 1: Herstellung des Nachweispapiers für
Stickoxide
Zum Herstellen von Saltzman-Reagenz gehst du folgendermaßen vor: Löse 0,5 g
Sulfanilsäure (Xi) und 0,01 g N-(1-Naphthyl)-ethylendiamin-hydrochlorid (Xi) in 5 ml
Eisessig. Danach gibst du 50 ml destilliertes Wasser zu.
Tränke in dieser Lösung kleine Rundfilterpapiere (Durchmesser z. B. 8 cm). Oder
nimm stattdessen große Filterpapiere, die du anschließend in etwa 3 cm breite
Streifen zerschneidest. Verpacke sie, ohne sie zu trocknen, in kleine
Schnappdeckelgläser oder schweiße sie ein.
|
Mit diesen Papieren kannst du nicht nur NOx nachweisen, sondern auch weitgehende
Studien treiben. Um z. B. verschiedene Untersuchungsorte vergleichen zu können, setzt du
die Papiere immer eine bestimmte Zeit der Einwirkung der Luft aus.
Versuch 2: Anwendung der NOx-Nachweispapiere
Am besten hängst du das Papier auf, denn es rötet sich nur dort, wo die Luft frei
hinzutreten kann. Es kann noch feucht oder trocken sein. Nachträgliches Anfeuchten
ist nicht notwendig. Achtet darauf, dass sich das Papier im Schatten befindet, da der
Farbstoff durch direktes Sonnenlicht zerstört werden kann.
Die Nachweisreaktion dauert etwas. Deshalb muss das Papier längere Zeit der
Einwirkung von Stickoxiden ausgesetzt werden. Allerdings ist im Allgemeinen bereits
nach einer halben Stunde Exposition in der Außenluft eine Rötung zu erkennen. Diese vertieft
sich anschließend noch etwas. Deshalb wird das Papier nach beendeter Exposition in
einen gut verschließbaren Behälter gegeben. Standard zur
Beurteilung der Rötung ist weißes Papier.
Wir empfehlen, vergleichend die Luft in einem Reinluftgebiet sowie an einer viel
befahrenen Straßenkreuzung zu untersuchen.
Vergleiche vor allem auch einen Raum, in dem eine Kerze brennt, mit einem Raum, in
dem keine Kerze brennt.
Du kannst auch Abgase von Autos auffangen. Bereite vorher einen großen,
verschließbaren Erlenmeyerkolben (oder ein anderes, verschließbares Gefäß aus
farblosem Glas) vor, indem du ein Nachweispapier hineinlegst. Dann leitest du die
Abgase ein. Auch hier sollte das Papier länger exponiert werden.
|

NOx-Nachweispapier nach Exposition in Labor- und Außenluft
(Foto: Daggi)
Deine Untersuchungen solltest du auch mit einem Nachweis von Ozon koppeln. Wie
du die dazu notwendigen Schönbeinfilter herstellen kannst, findest du in unserer
Webseite "Ozon" beschrieben (-> Ozon-Versuch 10). Gehe
dabei genauso vor wie mit den NOx-Nachweispapieren.
Rüdiger Blume
Weitere Tipps des Monats
Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots
mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 21. Dezember 2011, Dagmar Wiechoczek
|