Zur Interpretation einer Liste von Parfüm-Inhaltsstoffen

Parfüme (auch Parfume geschrieben) enthalten eine Reihe von Substanzen, die ein nicht unbedeutendes toxisches Gefahrenpotential aufweisen. Die Gefahrenhinweise betreffen aber nur die konzentrierten Substanzen. In den Parfüms liegen die Substanzen derart verdünnt vor, dass eine toxikologische Wirkung äußerst selten ist.
Trotzdem hat man durchgesetzt, dass Käufer und Konsument anhand einer Liste der Inhaltsstoffe feststellen können, was in den Zubereitungen enthalten ist. Eine Zutaten-Liste dient vor allem zur Abschätzung von gesundheitlichen Risiken. Meistens betrifft das vor allem das allergiefördernde Potential vieler Terpene, zu der fast alle Duftstoffe gehören.

In der Zutaten-Liste werden die kosmetischen Inhaltsstoffe (Ingredentien) gemäß den Regeln der INCI (International Nomenclature for Cosmetic Ingredients) angegeben. Die Namen sind (wie international gebräuchlich) in englischer Sprache geschrieben.

Bild 1: Liste der Zusammensetzung eines klassischen Altberliner Parfüms (Schwarzlose Trance®)


Kann man ein Parfüm analysieren?
Viele Lehrer und Schüler fragen sich, ob die Analyse eines Parfüms möglich ist. Sie haben oftmals eine Facharbeit im Blick. Mit schulischen Mitteln geht das leider kaum. Denn zur Analyse benötigt man eine HPLC-Anlage oder einen Gaschromatographen. Dazu sind noch reine Referenzsubstanzen erforderlich, die nicht gerade billig sind.


Kurzeinweisung in die Physik der Parfüme
Parfüme sind alkoholische Lösungen von Duftstoffmischungen. Wegen seines niedrigen Siedepunkts von 78,2 °C verdunstet der Alkohol sehr rasch und lässt die gelösten Duftstoffe auf der Haut zurück. Dort werden sie zunächst fixiert - entweder durch van der Waals-Kräfte in der Fettschicht oder über polare Bindungen (vor allem Wasserstoffbrücken) an die Proteine.

Die Hautwärme sorgt dafür, dass die Inhaltsstoffe verdunsten und sich in der Umgebungsluft verteilen - man kann zu Recht sagen, das sie „verduften“. So leitet sich das Wort Parfüm vom lat. fumare, rauchen, verdampfen ab. Parfüm bedeutet so etwas wie „mit Duft erfüllen“.

Damit die Duftstoffe nicht zu schnell verdunsten, müssen sie einen relativ hohen Siedepunkt haben. Zur Information haben wir bei den Substanzen die Siedepunkte angegeben. Sie reichen im speziellen Fall von 122 °C bis 323 °C.


Hier sind die Items der Liste:
Vorneweg ein Hinweis: Die Endsilbe der chemischen Namen gibt Aufschluss über die chemischen Stoffklassen:

- al: Aldehyd
- ol: Alkohol
- on: Keton
- at: Ester
- en: Ungesättigter Kohlenwasserstoff ohne funktionelle Gruppen

1. Alcohol dent.
Das ist mitnichten ein Alkohol für dentistische Zwecke. Richtig soll es wohl alcohol denat. heißen. Denn es handelt sich um denaturierten, also vergällten Alkohol (Ethanol). Das soll als Hinweis verstanden werden, dass man das Parfüm nicht trinken sollte. Vergällungsmittel sind nicht (wie bei Brennspiritus) Petrolether oder Pyridin, sondern die im Folgenden genannten Parfüminhaltsstoffe. Die Konzentration des Alkohols beträgt 85,4 % vol. Diese Zahl steht am Schluss der Liste.

2. Parfum (Fragrance)
Man fragt sich bei diesem Item, was hinter diesem Namen steckt. Fragrance ist das englische bzw. französische Wort für Duftstoff(mischung) (lat. fragro, duften). Umfasst dieses Listen-Item eine Parfüm-Mischung, deren stoffliche Zusammensetzung geheim bleiben soll? Das darf es nach den internationalen Vorschriften gar nicht geben. Hinter diesem Item fehlt wohl einfach ein Doppelpunkt. Besser stände da: Zutatenliste:. Denn was jetzt an Items kommt, sind (bis auf das Wasser) die Duftstoffe eines typischen frischen Parfüms.

3. Aqua (Water)
Reinwasser zu Verdünnungszwecken. Fördert unter anderem auch zusammen mit dem Alkohol die Mischbarkeit der vielfältigen polaren und unpolaren Inhaltsstoffe.

Bild 2: Duftende Veilchen (Foto: Blume)

4. Alpha-Isomethyl Ionone
Deutsch: α-Isomethyl-ionon. Es gibt eine Reihe von Isomeren dieser Verbindung, die auch unterschiedliche Duftnoten aufweisen. Ionon und seine Derivate werden vor allem aus Veilchenblüten gewonnen. Der Siedepunkt liegt bei 122 °C.

     

5. Benzyl - Benzoate
Das sieht aus wie zwei Stoffe. Sollte in der Liste ohne Gedankenstrich geschrieben werden: Benzyl Benzoate. Denn es handelt sich nur um einen Stoff, um den Ester zwischen Benzoesäure und Benzylalkohol (Benzyl-benzoesäureester). Kommt im Zimtbaum vor und riecht entsprechend „balsamisch bis fruchtig“. Hat mit 323 °C einen besonders hohen Siedepunkt und dient zur Fixierung anderer Duftstoffe. Hat auch konservierende Eigenschaften.

     

6. Citronellol
Wie der Name vermuten lässt, ist Citronellol unter anderem in Citrusfrüchten enthalten. Es riecht jedoch rosenartig. Man gewinnt es folglich vor allem aus Rosenöl oder Geranienöl. Siedepunkt 225 °C.

     

7. Limonene
Deutsch: Limonen. Kommt vor allem im Schalenöl von Citrusfrüchten (Pomeranzen oder Limonen) vor. Siedepunkt 178 °C. Duftet orangenartig.

     

8. Geraniol
Ist besonders in den Ölen von Geranien und Rosen enthalten und duftet blumig. Siedepunkt 230 °C.

     

9. Isoeugenol
Wird aus Gewürznelken oder Muskatnussöl gewonnen. Duftet entsprechend. Siedepunkt 267 °C.

     

10. Farnesol
Dessen Duft erinnert an Maiglöckchenblüten. Ist z. B. in Jasminöl sowie Rosenöl enthalten. Siedepunkt 156 °C.

     

11. Linalool
Kommt vor allem in Lavendel, Muskatöl, Zimt und Hopfen vor. Frischer blumiger Duft, der auch an Maiglöckchen erinnert. Siedepunkt 200 °C.

     

12. Eugenol
Kann aus den Ölen der Gewürznelken, des Zimts sowie der Muskatnuss gewonnen werden. Es duftet wie Glühwein. Siedepunkt 254 °C. Unterscheidet sich vom Isoeugenol (9) durch die Lage der Doppelbindung.

     

13. Benzyl Alcohol
Deutsch: Benzylalkohol. Ist in den Ölen von Jasminblüten und Nelkenblüten enthalten. Duftet blumig-angenehm. Der Duft wird auch als mild beschrieben. Der Siedepunkt liegt bei 206 °C.

     

14. Citral
Wird aus dem Öl des Lemongrases (Indisches Citronengras) gewonnen. Typisch ist der intensive Duft nach Zitronenschalenöl, der dem Parfüm eine frische Note verleiht. Siedepunkt 225 °C.

     


Ein Hinweis
Sie werden jetzt vielleicht meinen, dass man sich das Parfüm ja auch selber mixen könnte. Die Kunst des Parfüm-Herstellers ist jedoch, die Stoffe in wohlausgewogenen Mengen zusammenzustellen. Das bedeutet, die Mischung regelrecht zu komponieren und dabei noch die Reihenfolge der Duftentwicklung einzukalkulieren.

Parfümeure sind wahrlich echte Künstler!


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Letzte Überarbeitung: 13. Februar 2016, Fritz Meiners