An Kerzen länger Freude haben – Teil 2: Wenn Salz das Feuer zähmt
Dennis Dietz
Die Brenndauer von Kerzen kann dadurch verlängert werden, dass sie vorab im Tiefkühlfach gelagert werden. Allerdings sind die Kerzen durch die
Tiefkühllagerung in der Regel optisch weniger ansprechend. Tiefgekühlte Kerzen sind optisch weniger ansprechend
Das wirft die Frage auf, ob es Alternativen zur Tiefkühllagerung gibt, um die Brenndauer von Kerzen zu
verlängern. Im Internet findet man häufig den Tipp, dass die Zugabe von Salz die Brenndauer von Kerzen
erhöhen solle [u.a. 1,2]. Darüber hinaus gibt es sogar Krimiserien, in denen die Brenndauer von Kerzen
angeblich mit Hilfe von Salz verlängert wurde, um einen Mord zu verschleiern [3].
Ob die Brenndauer von Kerzen wirklich mit Salz verlängert werden kann, wird im Rahmen dieses Monatstipps
untersucht. Wiederum andere behaupten, dass durch die Zugabe von Salz die Siedetemperatur des Kerzenwaches erhöht
würde [2]. Dadurch brauche das Kerzenwachs länger zum Sieden, bevor es verbrannt werden kann. Ein
bekannter thermodynamischer Effekt stellt den Hintergrund für die zweite Begründung dar. Wird in einer
reinen Flüssigkeit ein Stoff gelöst, dann nimmt die Unordnung (Entropie) der flüssigen Phase im
Vergleich zum reinen Lösungsmittel zu [4]. Der Dampfdruck, der aus dem Bestreben nach zunehmender
Unordnung (Entropie) im System resultiert, nimmt dadurch ab und die Siedetemperatur steigt [4, S. 210].
Dies wird auch als ebullioskopischer Effekt bezeichnet [4]. Für verdünnte Lösung beträgt die
Siedepunkterhöhung (Ke: ebullioskopische Konstante des Lösungsmittels, mB: Molalität der Lösung,
also die Stoffmenge des
gelösten Stoffs pro Kilogramm Lösungsmittel [4, S. 211]) Die Temperaturdifferenz hängt dabei von der Art des Lösungsmittels ab, nicht aber von der Art des
gelösten Stoffs [4]. Entscheidend für den ebullioskopischen Effekt ist, dass sich der Stoff auch in dem
Lösungsmittel löst.
Im Folgenden wird zunächst einmal experimentell überprüft, ob Kerzen wirklich länger brennen, wenn man
Salz hinzugibt. Versuch: Untersuchung der Brenndauer von Kerzen mit und ohne Salz Im ersten Schritt werden Teelichter des gleichen Herstellers gewogen und jeweils gleich schwere
Teelichter zu Paaren zusammengestellt. Die paarweise zusammengestellten Teelichter werden
zeitgleich entzündet. Nachdem sich eine ausreichende Menge an Kerzenwachs um den Docht herum
sichtbar verflüssigt hat, wird jeweils zu einem der beiden Teelichter eine Spatelspitze
Speisesalz direkt in das flüssige Kerzenwachs gegeben. Es wird die Zeit bestimmt, bis die beiden
Teelichter abgebrannt sind. Das Experiment wird insgesamt drei Mal durchgeführt. Teelichter mit und ohne Salz im Kerzenwachs nach einer Brenndauer von
20 Minuten
Beobachtung: Die Teelichter, zu denen Salz gegeben wurde, brennen deutlich
länger. Gut zu sehen ist, dass sich das Salz nicht im Kerzenwachs löst. Teelichter ohne Salz brennen sichtbar schneller ab.
Die gemessenen Massen der Teelichter (m) vor dem Abbrennen und die jeweiligen Brenndauern (t)
sind in der folgenden Tabelle dargestellt:
Tab. 1: Tabellarische Darstellung der Messwerte aus der experimentellen
Bestimmung des Einflusses von Salz auf die Brenndauer von Teelichtern
Wie der Tabelle 1 eindeutig zu entnehmen ist, ist die Brenndauer von Teelichtern, zu denen Salz gegeben
wurde, deutlich höher, als von Teelichtern, zu denen kein Salz gegeben wurde. Doch was ist nun der Grund für die längere Brenndauer? Der ebullioskopische Effekt kann es nicht sein,
da sich das Natriumchlorid nicht im Kerzenwachs löst. Der ebullioskopische Effekt tritt aber nur in
Systemen auf, in denen sich ein nicht-flüchtiger Stoff in einem Lösungsmittel löst. Dementsprechend muss
die erhöhte Brenndauer auf einen oder mehrere andere Effekte zurückzuführen sein. Eine potenzielle
Ursache für eine gleichmäßigere und ruhigere Flamme und damit für eine längere Brenndauer stellt ein
durch das Salz verändertes Dochtverhalten dar.
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