Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 129
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801
F: In einem Zeitungsartikel, der sich mit Alkoholkonsum und Alkoholabbau befaßte, war sinngemäß folgendes zu lesen: "Frauen vertragen weniger Alkohol, weil im Magen der Frauen weniger alkoholabbauende Enzyme vorliegen." Läßt sich die genannte Beobachtung nur auf eine unterschiedliche Enzymkonzentration im Magen zurückführen?


A: Der Abbau findet nicht im Magen, sondern in der Leber statt, betrifft also Leberenzyme (Alkohol- und Aldehyd-Dehydrogenase). Das mit der Enzymkonzentration stimmt. Jedoch ist die Aussage nur von statistischem Wert. Deshalb kann das Abbauverhalten individuell ganz anders aussehen: Es gibt gute Alkoholverwerterinnen und schlechte Alkoholverwerter...


802
F: Lieber Professor! Können Sie helfen? Mein Pastor möchte für seine Taufpredigt am Sonntag etwas visuell darstellen. Dafür will er in eine farblose Flüssigkeit eine andere farblose Flüssigkeit gießen / tropfen so dass eine dunkelfarbene Lösung entsteht. Danach möchte er, dass durch Hinzugabe einer anderen farblosen Flüssigkeit die dunkle Farbe wieder verschwindet und die Flüssigkeit wiederum klar und durchsichtig wird. Welche ungefährlichen Flüssigkeiten müsste er sich hierfür besorgen, um im Gottesdienst dieses Experiment darstellen zu können?


A: Nehmen Sie den Indikator Phenolphthalein (erhältlich in jeder Sekundar-Schule) und tropfen sie dessen Lösung in verdünnte Natronlauge. Umrühren. Die Lösung wird rot. Dann geben Sie Salzsäure hinein, die Lösung wird beim Umrühren wieder farblos.


803
F: Ich bin Referendarin in Berlin und unterrichte gerade über Stickstoff. Meine Schüler wollten wissen, wie das Einspritzen von Lachgas in Motoren deren Leistung steigert. Ich nehme an, dies wird nur im Motorsport praktiziert (nicht für PKW im Straßenverkehr). Könnten Sie mir bitte genauere Informationen über Einsatz und Wirkungsweise von Lachgas in Motoren geben!


A: Lachgas - chemische Formel N2O - ist eigentlich nicht brennbar und fördert auch die Verbrennung nicht. Es ähnelt in seinem Aufbau und in seinen Eigenschaften dem CO2. Es ist wie dieses leicht verflüssigbar (SP: -88,5 °C).
Für seine Wirkung als Motorleistungs-Tuner sind mehrere Effekte verantwortlich:
Es wird zusammen mit dem Benzin-Luftgemisch in den Verbrennungsraum (Zylinder) eingespritzt und kühlt dadurch den Brennraum stark ab (unter -10 °C). Folge: Der Brennerraum nimmt mehr Gemisch auf. (Das könnte man auch mit Wassereinspritzung erreichen.)
N2O hat aber noch einen zusätzlichen Effekt: Bei höheren Temperaturen (> 600 °C) zersetzt sich N2O und bildet die Elemente Stickstoff und Sauerstoff im Verhältnis 2:1. (Es ist somit ein Transportsystem für hochreaktive Sauerstoffatome. Man spricht deshalb vom Ozon der Stickstoffchemie.)
Dieses Gasgemisch ist also reicher an Sauerstoff als Luft (4:1). Das wirkt sich fast so aus, als wenn man statt Luft direkt Sauerstoff zuführen würde. Die Leistung des Motors wird dadurch erheblich gesteigert. Zufuhr von reinem Lachgas anstelle von Luft kann deshalb sogar den Motor durch Überhitzung zerstören.

Erfunden wurde das Ganze übrigens im 2. Weltkrieg für hochfliegende Flugzeuge.
Das Verfahren wurde im Rennsport eingesetzt. Ob es heute noch zugelassen ist, weiß ich nicht. Es gibt aber die Möglichkeit, Privat-Kfz nachzurüsten.
Suchen Sie im Internet (Google) unter NOS - Lachgastuning.

Hierzu haben wir eine Webseite.


804
F: Können Sie mir kurz beantworten warum eine Titration von Phosphorsäure mit Natronlauge zwei Wendepunkte hat?


A: Sie hat als dreibasige Säure H3PO4 genau genommen sechs Wendepunkte: 3 Wendepunkte für die drei pK-Werte und drei für die Äquivalenzpunkte der drei Dissoziationsstufen. Der 5. und 6. WP sind nicht gut zu erkennen, da sie um pH 12 vom H2O/OH--System überlagert werden.


805
F: Wie funktioniert Reis im Salzstreuer? Funktioniert das auch mit Weizenkörnern?


A: Eigentlich braucht man den Reis heute gar nicht mehr zum Salz zugeben.
Früher war Salz tatsächlich hygroskopisch, d. h. es zog Wasserdampf aus der Umgebungsluft an. (Grund: Es enthielt hygroskopische Magnesiumsalze als Verunreinigung.) Dadurch wurde das Salz bröselig, die Kristalle backten zusammen und das Salz rieselte nicht mehr so schön. Heute ist das Salz viel reiner und deshalb nicht mehr wasserziehend. Außerdem gibt man zur Erhöhung der Rieselfähigkeit fein gemahlenes Kalkpulver (und Ähnliches) dazu. Aus diesem Grunde löst sich Salz in Wasser nicht völlig auf, sondern bildet nur eine trübe Brühe! Da Kalk sich in Säure löst, kann man diese trübe Brühe mit einem Tropfen Essig klären. (Das geht auch nicht immer, denn manchmal hat man in Essig unlösliche Calciumsilicate zugegeben.)

Man kann aber auch durch Zusatz etwa von Gelbem Blutlaugensalz das Wachstum der Kochsalzkristalle so steuern, dass sie weniger zusammenbacken. Über die Zusatzstoffe zum Küchensalz berichten wir hier.

Zurück zu den Reiskörnern. Die bestehen vor allem aus Stärke. Diese zieht ebenfalls Wasser an und hält somit das Salz trocken. Prinzipiell geht das auch mit Weizenkörnern; die sind aber viel bröseliger als das harte Reiskorn. Denn sie zerfallen, wenn sie mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen.

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Letzte Überarbeitung: 18. September 2011, Dagmar Wiechoczek